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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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über die unausgesprochene Warnung hinweg. Zwei große Männer in einem kleinen Zimmer, die versuchen, sich nicht anzurempeln .
    Fernal folgte den Soldaten mit langen Schritten und wogender Mähne, bis er sie eingeholt hatte.
    Isak wandte sich Ehla zu und fühlte sich im selben Augenblick unwohl, weil sie ihn schon wieder so musterte. Etwas an ihrer Haltung ließ Isak nervös werden. Sie machte ihm durch ihre Reglosigkeit jede überflüssige Bewegung und jede unnötige Geste bewusst. Sie war eine schöne Frau – er schätzte sie auf etwa vierzig Sommer – aber ihr unerschütterliches Selbstbewusstsein beunruhigte ihn. Diese Maske war noch wirksamer als seine eigene und stellte sicher, dass er in ihrer Nähe immer ein wenig unsicher war.

    Nun, sollen wir gehen, oder wollen wir uns weiter so anstarren wie das letzte Pärchen auf dem Dorftanz, das noch nicht zusammengefunden hat?
    Isak seufzte. »Für eine Dorfschrulle klingst du aber verdammt nach König Emin«, kommentierte er beleidigt und wies den Weg.
    Ehla legte den Kopf schief. Auch wenn wir abgelegen leben, erfahren wir dann und wann doch von der Größe dieses Mannes. Also betrachte ich das jetzt als Kompliment .
    »Er hat seine Fehler«, sagte Isak düster und ging vor, die Hand auf dem Schwertgriff. Hinter ihm sagte Ehla ein leises Wort, das er nicht verstand, aber es klang wie ein Fluch. Vielleicht hatte er ihrer Maske mit der Bezeichnung Schrulle doch einen Sprung verpasst. Er lächelte und merkte es sich für später.
    Zwei Flure und einen weiteren leeren Saal später fanden sie einen kleinen Lagerraum, der offensichtlich längere Zeit nicht mehr genutzt wurde. Er war nur zwei mal zwei Schritt groß und in der Mitte erhob sich eine grob behauene achteckige Säule. Sie wirkte wie nachträglich eingezogen, war aber für Isaks Zwecke hervorragend geeignet, und so bedankte er sich im Geiste mit einem ungelenken Gebet bei den Göttern, die über ihn wachen mochten. Diese Götter waren sagenhaft wankelmütige Gesellen – und er wusste, dass er nach dieser Angelegenheit ihre Hilfe umso dringender brauchen würde.
    Sie mussten nur fünf Minuten warten. Was Graf Vesna auch angezündet haben mochte, es brannte offenbar wie ein Brandopfer für Tsatach, und Isak konnte bitteren Rauch erahnen, noch bevor eine Einheit Soldaten an ihnen vorbei in die Richtung des Feuers rannte.
    »Wie seid ihr in den Palast gelangt?«, flüsterte Isak, während sie abwarteten, ob weitere Männer aus dieser Richtung kamen.
    Eine Hexe findet immer einen Weg hinein. Nur wenige besitzen die Willensstärke, uns zu widerstehen .

    »Und in diesem Fall?«, hakte er nach, weil ihm ihre Antwort zu schwammig war.
    Ehla zuckte die Achseln. Ich klopfte an eine der Türen. Das überraschte sie ein wenig, weil sie nicht gesehen hatten, wie wir uns der Tür genähert hatten. Aber ich überzeugte sie davon, uns einzulassen und nutzte dann einen schwachen Zauber, um sie einschlafen zu lassen .
    »Einschlafen?«, fragte Isak überrascht. Das Bild von Fernals großen Klauen und baumdicken Armen erschien vor seinem geistigen Auge.
    Sicher, der Tod sollte immer nur das letzte Mittel sein , tadelte Ehla. Daran solltest du dich stets erinnern, es wird dir eines Tages von Nutzen sein .
    Isak unterdrückte einen Schauder, denn ihr Tonfall hatte ihm etwas zu sehr nach einer Prophezeiung geklungen. Er wandte sich ab. »Komm schon, ich höre niemanden mehr in der Nähe  … sofern du dich nicht noch allen Ernstes darüber beschweren willst, dass wir Purn töten …?«
    Ganz und gar nicht. Nekromanten stören das Gleichgewicht des Landes und darum habe ich kein Mitleid mit ihm. Soll er sich vor Lord Tod und den Dämonen rechtfertigen, mit denen er seine Pakte geschlossen hat. Das Land ist ohne ihn besser dran .
    Isak antwortete nicht. Er war nicht hier, um den Herrn der Götter zu befriedigen. Die Schuld, die er wegen Lord Bahls Tod empfand, nagte unvermindert an ihm. Er versuchte sie abzuschütteln, denn er wusste, dass Bahl ein getriebener Mann gewesen war, der auf unzusammenhängende Träume nichts gegeben hätte, aber er konnte sich ja nicht einmal selbst davon überzeugen. Der Nekromant Isherin Purn war schuld. Das war unbestreitbar und Isak hoffte ein wenig, dass sein Schuldgefühl zusammen mit Purn vergehen möge.
    Sie verließen den Lagerraum und folgten dem Gang in eine langgestreckte Halle, in der auf beiden Seiten Skulpturen auf
Sockeln standen. Einige davon überragten sogar Isak noch. Sie

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