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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Angst mit Wein zu vertreiben, darum bewegen wir uns schnell und töten jeden, der uns in die Quere kommt, verstanden?«
    Vesna zögerte unmerklich und Isak spürte den Überdruss des Mannes wie das kurze Aufflackern eines Bernsteins. Dann nickte der Graf.
    Sie gingen mit gezogenen Waffen die dunklen Flure entlang. Der Palast war erst vor kurzem verlassen worden, das sah man: Aufgaben waren nicht beendet worden, Lagerräume standen offen. Bedienstete bekamen sie nicht zu Gesicht und hörten auch keine Schritte oder Stimmen durch die Steingänge hallen, bis sie den Hauptflügel des Palastes erreichten. Hier verloren die Wände ihre kriegerische Natur und wurden mit rot bemaltem Putz eleganter.
    Im ersten Saal, den sie erreichten, warteten zwei Soldaten. Tiniq und Leshi huschten unbemerkt vor, um sie zu töten, ohne dass sie mehr als ein überraschtes, vorzeitig verstummendes Husten von sich geben konnten. Die Waldläufer zogen die Körper außer Sicht, so dass nur eine rote Schleifspur zu sehen war, die von den Flanken des Hirsches ausging, der auf den Boden gemalt war.
    Isak blickte um sich, um die Richtung zu bestimmen. Dabei wirkte er wie ein witternder Jagdhund. »Dort entlang, er ist immer noch im Turm.«
    »Er spürt dich doch sicher auch?«
    »Er wird bemerkt haben, dass etwas auf der Mauer geschehen ist, aber ich vermute, dass er sich hinter seinen Schutzbarrieren sicher fühlt und ganz gewiss nicht hervorkommt, um zu kämpfen. Er will seine Kräfte sparen.«
    »Was sollen wir nun also tun?«
    »Ich brauche eine Ablenkung«, sagte Isak. »Zündet ein Mehllager an oder so etwas, mir ist ganz egal, was ihr da tut. Sorgt nur
dafür, dass alle seine Beschützer davon angelockt werden, damit ich freie Bahn habe.«
    »Du gehst allein?«
    »Nein, das wird er nicht«, sagte eine tiefe, dröhnende Stimme hinter ihnen. Die Farlan wirbelten wie ein einziger Mann herum, angriffsbereit. Doch hielten sie inne, als sie die beiden Gestalten erkannten, die in den Schatten des Ganges standen.
    »Ehla?«, fragte Isak verwundert. »Fernal? Wann … wie seid ihr hierhergekommen?«
    Weniger auffällig als ihr jedenfalls , antwortete die Hexe von Llehden und klang dabei wie eine verärgerte ältere Schwester. Neben ihr bewegte Fernal die krallenbewehrte Hand und blickte unverwandt auf die Waffen, die auf ihn gerichtet waren.
    Isak bedeutete den anderen, die Waffen zu senken und Fernal entspannte sich.
    Du rufst einen Aspekt Tods, um über die Mauer zu gelangen? Das riecht gewaltig nach Prahlerei, wenn du mich fragst.
    »Das war mit Sicherheit keine Absicht«, sagte Isak erregt, denn er hatte keine Lust, sich jetzt von irgendwem tadeln zu lassen.
    So etwas vollbringst du aus Versehen ? Sie war von dieser Vorstellung offensichtlich entsetzt. Ich weiß nicht, was schlimmer wäre: dass deine Handlungen solche Auswirkungen haben können oder dass ein Mann mit deiner Macht so unbedingt damit prahlen muss.
    »Mein Lord«, unterbrach Vesna unsicher und trat dabei von einem Fuß auf den anderen. Isak nickte. Sie waren hier zu leicht zu entdecken.
    »Geht. Lord Fernal, sie könnten deine Hilfe brauchen.«
    Der Halbgott schüttelte mit wogender Mähne den Kopf und knurrte leise, bis Ehla ihm die dünne Hand auf den Arm legte. Vesna zögerte und blickte von seinem Lord zu den Neuankömmlingen hinüber, erkannte dann aber, dass es besser war zu gehen. Er brach also auf, dicht gefolgt von den anderen.

    Ehla sagte einige Worte in ihrer Sprache, sanft und beruhigend, und Fernal antwortete mit harschen Lauten. Ihre Stimmen waren so unterschiedlich, dass Isak nicht einmal sicher sein konnte, ob sie die gleiche Sprache benutzten. Aber dann nickte Fernal knapp und trat vor, um Isak in die Augen zu schauen.
    »Wir beide sind uns in gewisser Weise ähnlich«, sagte Fernal zögernd und gab sich große Mühe bei den Worten, die um seine dicke, fleischige Zunge und die langen Fangzähne herumgleiten mussten. Sie waren klar und deutlich zu verstehen, aber Fernal wollte offensichtlich ganz sichergehen, dass er sie auch richtig benutzte. Er fühlte mit dem seltsamen Tiermenschen. Fernal musste noch besser als Isak wissen, dass sich das Aussehen auf alles im Leben auswirkte. Seine Sorgfalt aber drückte umso deutlicher aus, dass er entgegen seinem Äußeren kein Tier war – diese Mühe hatte sich Isak nur selten gemacht. »Ich bitte dich, sie zu beschützen, so wie ich es Llehden versprach.«
    »Das werde ich«, sagte Isak mit respektvollem Nicken und ging

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