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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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standen. »Darf ich Bruder-Hauptmann Sheln und Graf Macove, einen Oberen unseres Ordens, vorstellen?«
    Beide Männer verneigten sich tief vor Isak, der seinen neuesten Verbündeten zunickte. Sie trugen schwarzes, abgesetztes Leder, bemalte Brustpanzer und Helme mit Y-förmigem Schlitz. Die schweren Kavalleriesäbel ruhten in der Scheide. Der Bruder-Hauptmann war ein ernster Mann mit zerklüftetem Gesicht, um die fünfzig Sommer alt, dessen Haut einen ungesund fahlen Ton hatte. Ihm haftete eine kalte Unnahbarkeit an, die Isak sofort misstrauisch werden ließ. Es lag kein Mitgefühl in diesen Augen und er spürte Skrupel- und Gewissenlosigkeit – nichts, was Isak im Gesicht eines religiösen Eiferers sehen wollte, unabhängig davon, auf welcher Seite dieser stand. Der Mann wirkte auf Isak, als sei er aus Stein geschnitten.
    Graf Macove war jünger, und der mürrische Ausdruck, der anderen Mönchen so gut zu Gesicht stand, schien ihm schwerzufallen. Wie um Isaks Gedanken zu bestätigen, trat Vesna zu dem Mann und ergriff in einer vertrauten Geste seinen Arm.
    »Von dir hätte ich keine Frömmigkeit erwartet, Macove«, rief Vesna mit breitem Grinsen.
    »Ich freue mich auch, dich zu sehen«, erwiderte der Mann
ebenso erfreut. »Was meinen Glauben angeht: Wir müssen alle irgendwann erwachsen werden und Verantwortung für unser Leben übernehmen – selbst dir wird es eines Tages so ergehen.«
    Isak öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder. Er war nun der Herzog von Tirah, und da stand ihm solches Kasernengerede schlecht zu Gesicht. Stattdessen betrachtete er die übrigen Dunklen Mönche, die in der Nähe standen.
    »Begleitet Euch Lordprotektor Saroc nicht?«
    Der Bruder-Hauptmann zeigte bei seinen Worten keine Regung, aber Graf Macove verriet sich mit einem kurzen Aufflackern von Unsicherheit. Also beschloss Isak nachzuhaken.
    »Bitte, ich kann wohl kaum erwarten, dass zwei Streitmächte hier herumtrampeln, ohne dass der Lordprotektor auf mindestens eine aufmerksam wird. Da ich weder Leibgarde noch sein Banner sah, vermute ich, dass er Teil des Ordens und nur zu weit entfernt ist, um sich bei mir vorzustellen. Wenn er seinem neuen Lehnsherren jedoch absichtlich aus dem Weg geht, müsste ich das als Beleidigung betrachten und ihn durch jemanden mit etwas mehr Respekt ersetzen – es sei denn, er tritt verdammt noch mal augenblicklich vor!« Die letzten Worte rief Isak.
    »Mein Lord«, sagte eine Gestalt in einer Robe mit Kapuze etwa zwanzig Schritt entfernt. Lordprotektor Saroc offenbarte sein Gesicht und trat zu Isak hinüber, um mit geröteten Wangen vor ihm auf ein Knie zu sinken. Der Lordprotektor war ein bemerkenswert kleiner Mann, aber von kräftiger Gestalt und damit das genaue Gegenteil des zweiten Mannes, der sich jetzt aus einer anderen Richtung näherte und einen Schritt hinter Saroc aufs Knie sank. Isak betrachtete die Embleme, die über ihrem Herzen angenäht waren, die einzigen Standeszeichen, die sie trugen. Saroc trug einen roten Kelch, der andere eine weiße Eiskobra. Isak erkannte sie wieder, noch während der Träger sprach.
    »Vergebt uns, dass wir Euch nicht begrüßt haben, mein Lord«,
sagte Lordprotektor Torl, dessen Gesichtsmaske sich von der schwarzen Uniform abhob, als er nun seine Kapuze zurückschlug. »Es ist unser Brauch, die Mächtigen in unserem Orden ihren Lehnsherren nicht als Gesandte der Bruderschaft gegenübertreten zu lassen. Unser Orden spielt das große Spiel nicht mit. Wir möchten nicht den Eindruck erwecken, als wollten wir mit unseren Mitgliedern prahlen, denn das würde nur Schwierigkeiten heraufbeschwören.«
    Isak runzelte die Stirn, dann ergriff er den Arm des Lordprotektors, um ihn zu begrüßen.
    »Das ist bereits das zweite Mal, dass Ihr auf meiner Seite kämpftet. Wenn dies die einzigen Verfehlungen blieben, die ich zu vergeben hätte, dann wäre ich ein glücklicherer Mann. Aber was tut Ihr hier? Ihr seid fern der Heimat …«
    »Das ist wahr. Ich hatte in den Hügeln an der Danva-Foleh-Grenze zu tun, als mich ein Vertrauter von Lord Bahls Tod unterrichtete. Als ich auf der Suche nach Lordprotektor Saroc herkam, teilte mir einer meiner Getreuen mit, dass der Herzog von Lomin unvermittelt mit seiner Leibgarde aufgebrochen ist. Also beschlossen wir, uns auf ihre Fährte zu setzen.«
    »Eine willkommene Entscheidung – aber wie habt Ihr so schnell von Lord Bahls Tod erfahren, wenn Ihr von der Danva-Grenze kamt?«
    Torls Miene war ernst.

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