Sturmbote
dieser Waffe bekannt gewesen. Isak erwiderte die Geste und bat mit einem schnellen Gebet darum,
diesen Lordprotektor Fordan nicht ebenso sterben sehen zu müssen wie den letzten.
»Wer nicht hier ist, ist tot oder auf dem besten Weg dahin«, sagte Vesna und eilte an Isaks Seite.
Jachen war bei ihm, wirkte in seinem Kettenhemd und dem offenen Helm aber deutlich weniger angestrengt. Er blickte sich um. »Das ist nicht mal eine ganze Division«, sagte er grimmig.
Vesna schob sein Visier nach oben und machte sich selbst ein Bild. Kurz darauf nickte er zustimmend.
»Also haben wir zwei Drittel unserer Männer verloren«, sagte Isak und lief zur Ecke des Tempels, wo sich ein hüfthohes, leeres Podest erhob. Er schob einen Soldaten aus dem Weg, um hinaufspringen zu können und schaute auf den gepflasterten Boden vor dem Tempel Tods. Der Eingang wies genau nach Osten und fing so das Licht der Morgendämmerung ein. Isak hob einen Arm und zeigte auf den Säulentempel des Nartis im Nordosten. Wenn er den Riss in dieser Richtung austreiben konnte, würde der zu verteidigende Bereich deutlich kleiner werden, ohne dass sie im Innern des Tempels gefangen wären.
»Vesna, bring Ordnung in diese verdammten Kerle und schaff sie mir aus dem Weg«, brüllte er.
Der plötzliche Ruf sorgte schon dafür, dass sich die meisten Soldaten aus dem Bereich entfernten, den er im Kopf absteckte, aber einige liefen in die falsche Richtung und Vesna musste sich fast heiser schreien, um sie zurückzuholen. Eilig wurden Befehle erteilt, und zwar so schnell, dass Isak die Worte kaum mitbekam, gleichgültig in welcher Sprache sie gerufen wurden. Eine Vielzahl hatte sich bereits um Graf Vesna herum versammelt und der Rest beeilte sich, dorthin zu gelangen.
Hinter der Ecke waren ihre Verfolger kaum noch fünfzig Schritt entfernt. Sie waren wieder zu einer großen, formlosen Masse geworden, allerdings kamen sie jetzt nicht mehr angelaufen, sondern
rückten stoßweise vor. Die Leute, die vorweggingen, blickten sich immer wieder zu denen hinter sich um und ließen sich überholen, als seien sie sich nicht sicher, was sie da eigentlich taten. Die beeindruckende Ausstrahlung der Tempel hatte sie verlangsamt. Doch er bezweifelte, dass irgendetwas diese Menge dauerhaft würde aufhalten können. Isak setzte den Nächststehenden in Brand und beobachtete, wie die zefledderte Kleidung des Mannes in Flammen aufging, wartete aber nicht ab, ob die anderen davon aufgehalten wurden.
Als die Infanterie vollständig ihre Stellungen eingenommen und die Kavallerie ihre Pferde beim Tempel des Nartis zurückgelassen hatte, lief Isak die Linie entlang, die er im Geiste gezogen hatte, um nach dreißig Schritt stehen zu bleiben. Er kniete erneut nieder und berührte den in seinen Brustpanzer eingelassenen Schädel. Diesmal war die Magie ganz begierig darauf zu helfen und glitt durch seinen Körper in den Boden. Er musste sie kaum steuern, da fingen die gewaltigen Kräfte auch schon an, die Pflastersteine zum Erbeben zu bringen.
Mit einem lauten Krachen riss die Erde auf dem Platz auf, und diesmal war es erschreckend leicht für Isak. Das Geräusch überdeckte alle anderen, und als der schwarze Schlund im Boden erschien, wurde Isak von der Kraft zurückgeschleudert. Er lag einige Sekunden benommen auf dem Rücken, während die Erde weiter schwankte und bebte. Er blickte in den Nachthimmel. Über ihm leuchteten die Wolken rot, da sie den Schein der Feuer überall in der Stadt zurückwarfen. Aber durch eine Lücke sah Isak ein halbes Dutzend Sterne tapfer funkeln.
»Ich hoffe, ihr seid wirklich meine verdammten Vorfahren, die auf mich hinabblicken«, murmelte er und ein irres Kichern löste sich aus seiner Kehle, während die Magie aus seinen prickelnden Gliedern wich. Er blickte über seine Füße hinweg auf den gezackten Riss in der Erde, der sehr breit war. Sie würden ihn nur
schwer überspringen können, aber unmöglich wäre es nicht. Die Steinplatte des Pflasters neben seinem rechten Fuß kippte plötzlich weg und fiel in den Graben, wo sie auf dem Steingrund zersprang. Das Rieseln loser Erde folgte.
Isak sprang auf und lockerte seine Schultern. Er hob Eolis in den Himmel, die Augen noch immer auf die fernen Stecknadeln dort oben gerichtet. »Es wird Zeit, dass ihr mehr tut, als nur zuzuschauen, ihr Mistkerle«, rief er, als die Menge um die Ecke des Tempels kam. Er hörte Soldaten an seine Seite eilen und sah Jachen mit den verbleibenden Farlan eintreffen.
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