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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Klingen in seine Haut schnitt.
    Er konnte nicht länger warten. Er musste versuchen, sie zu retten, gleichgültig welche Folgen es haben würde.
    Es gibt keine Folgen für dich, wenn du tot bist , sagte ein Soldat, an dessen Gesicht er sich aber nicht erinnerte, denn es war ein Überbleibsel aus lange vergangenen Tagen. Carel? Solche Sachen hatte der Veteran in rührseligen Augenblicken gesagt, bevor er davongestapft war, um zu Bett zu gehen. Aber wann war das gewesen? Weitere Schreie, lauter und eindringlicher, zwangen Isak, diese Gedanken zu vertreiben. Er konnte sich später daran erinnern, wenn er die nächste Stunde überleben sollte. Und damit dies auch der Fall war, brauchte er die Hilfe der grausamen Wesen an diesem Ort, die ihn beobachteten und abwarteten.
    Er streckte sich zu den schattenhaften Gestalten und berührte
sie mit seinem Geist. Zuerst wichen sie zurück, glitten nach oben in die Wolken, dann jedoch öffnete er die Schädel und ließ ihre gewaltige Macht zu den Geistern aufsteigen.
    Gnädige Götter, lasst wegen meiner Unwissenheit nicht andere sterben, betete er stumm.
    Die Wesenheiten kamen näher und griffen mit gierigen Fingern nach den dröhnenden Machtströmen. Isak stöhnte auf und erzitterte unter dem brennenden Schmerz, den die Unmengen mächtiger Magie in seinem Körper verursachten. Als Hitze über seine Arme und Beine glitt, bekam er mit einem Mal Angst. Die Energie aus den Schädeln schnitt wie Krallen bis auf seine Knochen, packte ihn in einer schrecklichen Umarmung und Isak hörte in der Ferne einen Aufschrei in der Nacht verhallen. Die Narbe auf seiner Brust brannte wie Feuer und er erkannte, dass Xeliath, wo immer sie auch sein mochte, unter dem litt, was er getan hatte. Isaks Furcht wurde größer.
    Seine Lippen waren gesprungen und wund, rissen auf und Blut tropfte auf sein Kinn. Nun erst erkannte er, dass er Xeliaths Schrei mit seinem eigenen vermengt hatte. Irgendwo schrie Aryn Bwr auf und seine Hand schloss sich um Eolis’ Griff. Diese kurze Bewegung war genug, um ihn erkennen zu lassen, was geschah, denn sie erinnerte ihn an die Silbernacht, in der der Letzte König versucht hatte, sich seine Seele einzuverleiben.
    Isak atmete tief ein und als sich seine Lunge füllte, fühlte er sich wie neugeboren. Es blieb keine Zeit für Raffinesse, darum nutzte er seine ganze Kraft dazu, den dicken, pulsierenden Magiestrom den Wesenheiten zu entreißen, die sich daran nährten, den Fluss der Macht zu verringern. Sein Geist sank rechtzeitig in seinen Körper zurück, so dass er spüren konnte, wie er auf den harten Stein fiel. In diesem Augenblick aber ließ der brennende Schmerz der wütenden Magie in seinem Körper nach und er fühlte eine Welle der Erleichterung.

    Er riss die Augen auf, aber für einen Moment sah er nur verschwommene Dunkelheit und einige ferne Lichtpunkte. Dann sank sein Kopf wieder auf den Boden. Mit brennender Lunge atmete er röchelnd ein und ruderte mit den Armen, um sich aufzusetzen. Er versuchte, klarer zu sehen, und nach einiger Zeit konnte er Soldaten erkennen, die vom Graben zurücksprangen.
    »Pisse und Dämonen, was im Namen Tods ist das denn?«, rief eine Stimme in der Nähe. Ein Name … Jachen? Er lag ihm auf der Zunge. Er schloss die Hand um den Schwertgriff. Jachen, Oberst Jachen. Die Erinnerung holte ihn ein, er rappelte sich auf. Hustend und keuchend blinzelte er Tränen weg, die seine Sicht trübten.
    Weitere Stimmen nahmen den Ruf auf, und ein neuer Schrecken fuhr in Isak ein, der schwankte, bis ihn eine Hand stützte. Es war Tiniq, der Waldläufer, blutbesudelt und zerschlagen. Trotzdem wirkte er lebendiger und fähiger als je zuvor.
    »Was habt Ihr getan?«, fragte der Waldläufer barsch und seine weißen Zähne blitzten in der Dunkelheit. Bevor Isak antworten konnte, erhob sich ein zweiter Ruf über die lärmenden Soldaten.
    »Gnädiger Tod, es ist der Brennende Mann!«, rief ein Mann entsetzt. Isak und Tiniq sahen die Ursache dafür: Inmitten der angreifenden Menge stand eine in Flammen gehüllte Gestalt, doppelt so groß wie ein gewöhnlicher Mann, die Arme ausgestreckt, als segne er die zurückweichenden Bürger. Isak erinnerte sich an einen Schrein, an dem er vorbeigegangen war. In einer der Fresken hatte er das Gesicht des Brennenden Mannes gesehen. Er hatte den Ausdruck reinen Schmerzes getragen und sein Kopf war in Flammen gehüllt gewesen. Bei der Gestalt vor ihm konnte Isak kein Gesicht erkennen, nur tanzende gelbe Flammen, die

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