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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Säumen ihrer weiten Ärmel saßen dicke gelbe Bänder, die Isak vorher noch nirgendwo gesehen hatte. Der Abt wirkte für seine Stellung noch recht jung. Kaum vierzig Sommer, schätzte Isak, obwohl sein Kopf kahl war. Anders als viele der Mönche schien er ihn nicht scheren zu müssen, um ihren Gott Nartis nachzuahmen.

    Lordprotektor Saroc folgte der Etikette, stellte Abt Kels und Prior Portin vor. Zwei unbewaffnete Mönche, die neben einem dritten Mann standen, blieben namenlos. Dieser war wie ein Laienbruder gekleidet und lehnte sich schwer auf eine Holzkrücke, das rechte Bein angehoben. Der Mann blickte Isak nicht an, sondern starrte grimmig auf den Boden zwischen dem Herzog von Tirah und Abt Kels.
    Etwas an dem Mann kam Isak bekannt vor, aber er wusste nicht genau zu sagen, um was es sich handelte. In den Untiefen seines Verstandes kicherte Aryn Bwr, der seit dem Kampf geschwiegen hatte, und das machte Isak wütend. Er versuchte, sich darauf zu konzentrieren, was die Leute sagten, aber als der verletzte Mann schließlich sprach, bekam er kein Wort davon mit.
    »Aber natürlich!«, antwortete der Abt auf die Worte des Mannes. »Ich hätte Euch hier nicht aufhalten sollen. Mein Lord, bitte entschuldigt den Bruder Hinkebein. Er ist eben erst mit dringend benötigter Medizin vom Krankenhaus zurückgekehrt. Es muss recht anstrengend sein, mit einer Krücke zu laufen.«
    Isak bedeutete dem Mann, dass er sich entfernen durfte, was Hinkebein ohne ein weiteres Wort auch tat. Während er die Straße entlangging, murmelte Aryn Bwr ironisch etwas auf Elfisch.
    »Bruder Hinkebein?«, fragte Isak den Abt, der seine Arme zu einer hilflosen Geste ausbreitete.
    »Einen anderen Namen nennt er uns nicht. Er kam vor einigen Monaten zu uns, und seitdem ist er ein Segen für die Abtei. Er ist ein gebildeter und frommer Mann, der, wie ich hoffe, bald das Gelübde ablegen wird. Aber er weigert sich, etwas über seine Vergangenheit oder den Grund des zertrümmerten Knöchels zu verraten, der sich beharrlich jeder Heilung verweigert.«
    »Ich kenne ihn«, sagte Vesna nachdenklich. »Ich habe ihn im Palast gesehen, glaube ich … ein Schwertmeister? Sein Name fällt mir nicht ein, aber ich weiß, dass ich ihn bereits traf.«

    Ein kalter Schauder lief Isak über den Rücken und sein Mund wurde plötzlich trocken, denn er erinnerte sich an seinen ersten Morgen im Palast. Ein Gesicht in der Menge, als er sich mit Schwertmeister Kerin maß; ein Schmerz in der Kniekehle; die brodelnde Wut, als er flach auf der festgestampften Erde des Übungsplatzes lag; ein wuchtiger Hieb gegen den Mann, der ihn getroffen hatte, und dann das dumpfe Krachen, als er einen Knöchel so hart traf, dass sein Handgelenk schmerzte.
    Isak hatte dem keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt, denn er war zu wild darauf gewesen, Kerin zu besiegen. Erst danach hatte er den Mann bemerkt, der mit schmerzverzerrtem Gesicht sein Bein oberhalb des zertrümmerten Knöchels umklammerte – der bis heute nicht verheilt war.
    »O ihr Götter.«
    »Was?«, fragte Vesna. »Kannst du ihn einordnen?«
    Isak beachtete die Frage nicht und wandte sich an den Abt: »Könnt ihr ihm nicht irgendwie helfen? Habt ihr versucht, ihn magisch zu heilen?«
    »Natürlich, mein Lord«, lautete die Antwort. »Unsere Abtei ist Nartis und Shotir gleichermaßen geweiht.« Er strich über den gelben Saum seines Habits. Isak erinnerte sich jetzt daran, dass Gelb die Farbe des Gottes der Heilung war.
    »Doch leider hat sich selbst unser höchstes Bemühen – und wir haben hier einige sehr begabte Heiler – als fruchtlos erwiesen. Die Verletzung von Hinkebeins Knöchel hat keine gewöhnliche Ursache und unsere Magie zeigt keinerlei Wirkung. Ich vermute, dass Hinkebein die Wunde als göttliches Urteil ansieht: er soll für etwas Buße tun. Diese Ansicht wird durch den Eifer unterstützt, mit dem er jeder neuen Aufgabe begegnet, aber in Anbetracht seiner Selbstlosigkeit wüsste ich nicht, wofür er büßen sollte.«
    Isak starrte die Straße entlang, wo der Mann durch die Bürgergruppen humpelte. »Bei Tsatachs Eiern«, murmelte er. »Bloß
ein Augenblick der Wut eines jungen Burschen, mehr nicht, und er betrachtet es als göttliches Urteil?« Jetzt wusste er, warum der letzte König das so unterhaltsam gefunden hatte.
    »Mein Lord?«, fragte der Abt nervös und versuchte den Sinn von Isaks Worten zu verstehen.
    »Was tut er im Krankenhaus?«
    »Er ist sehr erfahren in der Wundbehandlung und verbringt

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