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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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gegen die anstürmenden Massen fest verschränkt, die wie Wellen am Felsen daran abglitten.
    Styrax bemerkte die Bewegung der rund dreißig Soldaten, die sich ihm näherten, aus dem Augenwinkel. Gelächter löste sich aus seiner Kehle. Sie hielten ihn für ungeschützt, glaubten, dass ein verzweifelter, heldenhafter Angriff Erfolg haben könnte.
    Der Lord der Menin lächelte vor sich hin und streckte die ungeschützte Hand in ihre Richtung. Das versehrte Fleisch wirkte noch bleicher als sonst und die unwirkliche Blässe wurde von dem kleinen Schnitt darauf noch verstärkt, der so rot wie seine gezeichneten Fingernägel daraus hervorstach.

    Die Gruppe wurde schneller, und hinter den hohen Schilden wurden Helme geschlossen, doch das Weißauge ließ ihnen keine Zeit, ihre Narretei zu überdenken. Gierig sog er die Energie ein, die über der staubigen Ebene wirbelte, und ein stechendes Prickeln erfasste seine Fingerspitzen. Kobra erbebte in seiner anderen Hand, zitterte im Gleichklang mit der ungezähmten Energie. Styrax schleuderte die Magie, die Schilde verzogen sich und zerfielen zu Staub. Ein Dutzend Männer fiel. Die anderen kamen ins Stolpern. Styrax nutzte die Lücke nicht, denn vor ihm erklang nun erst eine Stimme, dann folgten weitere. Ein wilder Chor heulender Schreie durchschnitt die Luft, als die Magier des Regiments hinter dem Hauptteil der angreifenden Truppen erschienen und ihre Katapultsprüche mit großer Zielgenauigkeit schleuderten.
    Die Ebene der Säulen war nach Tausenden fünf Schritt hohen Sandsteinsäulen benannt, die man vor Jahrhunderten errichtet hatte. Sie waren so dick, dass ein Mann sie nicht umfassen konnte, und trugen verzierte Steinbalken. Auf diese Weise ergaben sich Säulengänge.
    Jetzt wurden die scharfen Kanten und spitzen Ecken zu einer unerwarteten Gefahr für die herabstoßenden Plünderer, die auf ihren gezackten Schilden ritten. Doch es schien ihnen nicht viel auszumachen. Styrax sah, wie ein auf seinem Schild hockender Soldat mit einer Axt in jeder Hand – und schon ganz irr vor Blutgier  – gegen eine Säule stieß und auf den Boden krachte. Sein Schild prallte funkenstiebend ab und bohrte sich einem Cheme-Soldaten in die Brust. Doch noch bevor sein Kamerad starb, war der Plünderer wieder auf den Beinen und köpfte den nächsten Feind.
    Ein weiteres Mitglied der Weißauge-Eliteeinheit tauchte in die Soldatengruppe ein, die es auf Styrax abgesehen hatte. Der klingenbewehrte Schild trennte auf dem Weg nach unten zwei Köpfe
ab. Der Besitzer stieg gekonnt ab und brachte den Schild zur Abwehr hoch, schlug dabei aber schon nach einem Feind und zerschmetterte ihm mit dem Streitkolben das Bein. Weitere Plünderer landeten, von den Magiern über die Truppen hinwegkatapultiert, und Styrax trat zurück und betrachtete das Ganze lachend. Er wurde auf dem Schlachtfeld nicht mehr gebraucht – die von Magie um den Verstand gebrachten Monster würden sein Fehlen gar nicht bemerken. Sie waren hier, um die verbleibenden Verräter zu richten, die blutige Arbeit zu erledigen, für die vernünftige Männer nicht die Nerven hatten.
    Styrax erinnerte sich an seine eigenen Tage in diesem wilden Regiment – es war wie in einem Drogenrausch. Ein Plünderer war ein Tier, suhlte sich in Tod und Zerstörung. Erst als sein Ehrgeiz aufflammte und seine niederen Instinkte überstrahlte, hatte er das Regiment verlassen. Der Grund dafür war das Bild des aufgedunsenen Mannes gewesen, den er eines Tages im Kampf unterwerfen sollte. Die Lords der Menin geboten über echte Größe, und doch war Styrax’ Vorgänger nur ein Vieh gewesen, ein geübter Berserker, der besser zu den Plünderern gepasst hätte. Er war dumm gewesen, blind für alles, was nicht seine niedere Lust ansprach.
    Ein langgezogenes Heulen riss Styrax aus seinen Erinnerungen. Er wandte sich um und sah etwa dreißig Schritt entfernt eine Gestalt brennend herumtaumeln. Soldaten sprangen beiseite, um den Flammen zu entgehen, die den Mann vollständig einhüllten. Styrax kniff die Augen zusammen. Bei dieser Größe konnte es sich nur um Kohrad handeln. Die seltsame Rüstung seines Sohnes gewann offenbar an Einfluss. Es sah so aus, als habe Kohrad endgültig die Beherrschung darüber verloren.
    Kohrad berührte eine der Säulen, die ihm im Weg war. Er legte die Finger flach auf den kalten Stein. Styrax hörte seinen Sohn knurren und die Flammen wurden heller, schwollen gleichsam
im Strom der Magie an, der ihn passierte. Die Säule wurde um

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