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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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war.
    »Salen hat einen nekromantischen Zauber auf sein Gefolge gelegt? Nein, ich schätze, wenn das der Fall wäre, wäret Ihr nicht so unversehrt.«
    »Mit dieser Annahme liegt Ihr richtig, mein Lord.« Larim trat einen Schritt zurück, um dem Leichnam mehr Platz zu lassen. Auf seinen Zügen lag keine Sorge, eher ein berechnendes Interesse. Styrax sandte erneut seine Sinne aus, um sicherzugehen, dass hier keine raffinierte Falle lauerte. Er konnte von der Kraft, die gewöhnlich für so etwas nötig gewesen wäre, nichts spüren. Aber etwas war doch seltsam. Eine Art Präsenz? Er kannte keinen Dämon, der ohne Beihilfe einen Leichnam bewohnen konnte.
    »Larim?«, röchelte der tote Magier. In seiner Stimme lag neben dem feuchten Blubbern von Luft in einer verletzten Kehle ein Echo.
    »Ich bin hier«, lautete die mit leichter Belustigung vorgebrachte Antwort.
    »Ich kann dich nicht sehen.«
    »Das liegt daran, dass dein Kopf auf den Boden blickt.«
    »Du willst dich mit meiner Kraft messen? Nun gut, du verhältst dich also noch immer wie ein Kind.«

    Die Stimme war ausdruckslos. Styrax konnte nicht ergründen, ob sie über das Spiel, das Larim spielte, verärgert war oder sich amüsierte. Es fiel einem Dämon nicht leicht, die Muskeln zu beherrschen, und offensichtlich hatte der Erwählte des Larat der Leiche das Genick gebrochen, um die Macht des Wesens abschätzen zu können.
    Mit ruckartigen Bewegungen wurde der Kopf des toten Magiers nach oben gezwungen. Die Zunge hing ihm aus dem Mund und tote Augen starrten. »Du hast Lord Styrax gefunden, wie ich es dir aufgetragen habe. Gut.«
    »Wollt Ihr mich Eurem Freund nicht vorstellen?«, fragte Styrax.
    Larim wandte sich ihm zu. »Ich glaube, das ist Euer Freund, nicht meiner.«
    Styrax lief es kalt den Rücken herunter. Sollte ihm hier etwas vorgeworfen werden? Hatte Larim Beweise dafür, dass er einen Pakt mit einem Dämon geschlossen hatte? Wenn dem so war, warum sollte er ihn dann hier damit konfrontieren, inmitten von Styrax’ Männern?
    »Ein Freund? Nein. Aber natürlich ein treuer Untertan.«
    »Treuer Untertan?« Styrax dachte über diese Worte nach und rief schließlich: »Bei Amavoqs Wut: Isherin Purn? Ich nahm an, du seiest tot – wir haben seit zwei Jahren nichts mehr von dir gehört.«
    »Es ehrt mich, dass Ihr Euch an mich erinnert.« Die Stimme war ausdruckslos, aber Styrax konnte sich nun einen Tonfall vorstellen, den spöttischen Singsang, in dem Purns Lippen jede Silbe beinahe unanständig genau betonten. Der Nekromant war von unangenehmer, rattenhafter Gestalt und schwankte unvorhersehbar zwischen dem Schmieden lächerlicher Ränke und verkommenen Experimenten.
    »Du hast deine Arbeit gut gemacht. Ich hatte erwartet, dass du zurückkehren würdest, um deine Belohnung einzufordern. Ohne
deine Mithilfe wäre Lord Bahl niemals so unvorsichtig gewesen. Ich hatte gehofft zu erfahren, wie du dies angestellt hast.«
    »Ein Künstler darf nicht zu viele seiner Geheimnisse verraten. Nur so viel: Dazu wurde der geschickte Gebrauch der Feder ebenso dringend benötigt wie Zaubersprüche.« Die Leiche schwieg einen Augenblick. »Ich kehrte nicht zurück, weil ich in diesem Teil des Landes so viel Ablenkung fand. Hier gibt es vieles, das Spaß macht.«
    »Und dennoch suchst du mich auf?«
    »Stets dienstbeflissen, mein Lord.«
    Styrax schnaubte. »Solange ich dich in der Hand hatte vielleicht. Du warst schlau genug, dich nicht mit mir anzulegen. Jetzt, da du meinem Einfluss entgangen bist, bin ich mir da nicht mehr so sicher.« Er nickte zu Larim hinüber. »Was sagte Verliq noch gleich? ›Ich bin nur meiner Kunst treu?‹«
    Die Lippen des Weißauges zuckten vor Verärgerung. »Das weiß ich nicht, Lord. Ihr habt nie erlaubt, dass wir eine seiner Schriften lesen.«
    Styrax schmunzelte. »Ah, natürlich nicht. Eine Schande. Du würdest sie äußerst lehrreich finden. Nun, Purn? Ich weiß, dass sich Nekromanten nicht sonderlich um ihre Herrscher scheren, warum also nimmst du diese Mühen auf dich?«
    »Ich befinde mich in Scree. Es ist eine kleine, zurückgebliebene Stadt, typisch für die westlichen Staaten, zwischen zwei mächtigen Nachbarn gefangen – und doch suchen sie die ganze Zeit nach neuen Bedrohungen.«
    »Dann macht man sich dort vermutlich keine großen Gedanken darüber, wenn dann und wann jemand von der Straße verschwindet. Damit ist es sicher ein Paradies für dich. Ich habe dort jedoch bereits Getreue, die mir bessere Informationen als

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