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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Aufmerksamkeit bedarf: die größte Nation des Landes. Meine Krönungszeremonie, damit ich offiziell anerkannt werde, und der Prozess gegen einen Dämonenanbeter. Und wenn ich das alles erledigt habe, muss ich mich noch auf einen Krieg vorbereiten. Du wirst verstehen, dass ich da keine Lust verspüre, die Probleme anderer zu lösen, vor allem, wenn mir dies von jemandem befohlen wird, den ich kaum kenne … ich kenne nicht mal deinen Namen.«
    »Ihr Name?« Xeliath ging um ihn herum und trat mit funkelnden Augen neben die Hexe. »Weißt du denn gar nichts über Hexen? Sie geben ihren Namen auf, wenn sie ihre Ausbildung beendet haben. Wenn sie dir ihren Namen nennen sollte, wäre das so gefährlich, als verschenktest du Haarsträhnen an jede Frau, die dir begegnet. Und was das Befehlegeben angeht – so versucht sie dich nur zu warnen. Sie ist eine Verbündete. Du kannst sie zumindest ausreden lassen, bevor du ihr den Kopf abreißt.«
    »Woher weißt du, dass sie eine Verbündete ist?«, fragte Isak etwas mürrisch. Er hatte das Gefühl, dass man sich gegen ihn zusammenschloss.
    »Du brauchst einen Beweis?«, mischte sich die Hexe ein. »Glaubst du wirklich, dass du meine Domäne so einfach mit den Geschenken von den Rittern der Tempel verlassen hättest, wenn ich deine Feindin wäre? Als Hexe spüre ich den Herzschlag des Landes selbst, ich bin Teil jener Muster und Rhythmen, die es zusammenhalten. Das lässt mich zwar nicht in die Zukunft blicken, aber ich kann doch spüren, zu was ein bestimmtes Muster führen könnte … genauso, wie ich spüren kann, wenn mit einem Muster
etwas nicht stimmt.« Sie erschauderte. »Und im Augenblick spüre ich Gefahr für uns alle, und sie wächst mit jedem Tag. Ich weiß das, weil ich bin, was ich bin, weil ich das Opfer gebracht habe, um es zu werden.«
    Sie verstummte. Man konnte nur schwer erklären, was es bedeutete, eine Hexe zu sein. Der Geruch von warmer Erde und Blut, der Wind in den Bäumen, die Berührung von Sonne und Schatten auf der Haut … diese Dinge verrieten ihr viel. Die Bewohner Llehdens wussten das. Sie behandelten sie wie einen örtlichen Aspekt, mit ehrfürchtigem Respekt, und sie verstanden, dass sie keine der Ihren war. Manchmal lebte sie wie eine Adlige, wenn Kinder ihr Nahrung und Kleider brachten, um die Hexe ihrer Gegend zu sehen und kennenzulernen, zu erfahren, was eine Hexe ausmachte, so wie ihre Eltern es auch getan hatten und ebenso deren Eltern. Sie lernten, dass eine Hexe über allen Sorgen stand und sich doch um sie sorgte. Wie die Tiere im Wald, das Rotwild und die Wölfe, so wachte sie über die Leute, die Teil des Gewebes in Llehden waren. Wenn die Frosthände einen Säugling stahlen, so war sie es, die in die Nacht hinauszog, um ihn zurückzuholen, koste es, was es wolle. Sie wehrte wütende Geister ab und erleichterte schwere Geburten, auf die eine oder andere Art. Auf gewisse Weise ähnelte sie Isak stärker, als dieser jemals ahnen würde. Auf eine andere Weise unterschied sie sich jedoch stärker, als es für Verbündete möglich schien.
    »Welche Gefahr herrscht?«, fragte Isak leise. Xeliaths Worte hatten ihn beruhigt, und auch die Worte der Hexe hatten das ihre getan. Er schwieg eine Weile, dann fragte er: »Glaubst du nicht, dass ich schon genug Schwierigkeiten habe?«
    »Die Gefahr droht nicht nur dir, sondern uns allen.«
    »Aber ich bin derjenige, der etwas dagegen unternehmen soll …«

    »Man hat dir deine Geschenke nicht ohne Grund übergeben. Solche Segnungen geschehen nicht zufällig. Du magst dich taub stellen, aber dein Schicksal ruft dennoch.«
    Die Hexe seufzte. Sie konnte sehen, dass ihre Art nun schon an ihm nagte und fühlte sich kurz an den König von Narkang erinnert. König Emin hatte, wie die Weißaugen auch, die Gabe, die Gefühle anderer in Wallung zu bringen. Isak und Emin besaßen eine gleichermaßen majestätische Ausstrahlung, die von den Anwesenden Gehorsam einforderte – oder Widerwillen schürte. Dass die Hexe dafür gänzlich unempfänglich war, störte Isak offensichtlich, auch wenn er versuchte, es nicht zu beachten.
    »Mein Schicksal ruft?«, fragte Isak. »Es gibt einige Meinungen dazu, wie mein Schicksal aussieht, und nicht zwei von ihnen gleichen sich.«
    »Nur deine Meinung zählt in diesem Fall«, sagte die Hexe. »Du hast dich von jedem Plan, den die Götter oder Dämonen für dich hatten, losgesagt, und jetzt bleibt nur noch herauszufinden, ob du auch die nötige Kraft besitzt, um die

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