Sturmbote
Kampfverbände in unseren Landen hinnehmen würde, solange sie nicht meinem Befehl unterstehen. Davon wird keine Ausnahme gemacht.«
Und ich soll verdammt sein, wenn ich hier ein Heer religiöser Eiferer herumlaufen lasse, die jeden verbrennen, den sie nicht leiden können , fügte er in der Abgeschiedenheit seiner eigenen Gedanken hinzu. Aus irgendeinem Grund erschien ihm das unterhaltsam. Die Synode wollte einen Beweis für meine Fähigkeit sehen, zu herrschen. Ich habe das nicht laut gesagt – offenbar lerne ich langsam dazu.
»Da wir gerade davon sprechen«, fuhr Isak fort, »dies gilt auch für die Geweihten – nur für den Fall, dass Ihr mich bitten wolltet, sie in Farlan wieder willkommen zu heißen.«
»Es gibt Gerüchte darüber, dass Ihr bereits ein Bündnis mit den Rittern der Tempel geschlossen habt«, sagte der Hohepriester.
Einer meiner Männer hat ein loses Mundwerk , dachte er leicht verstimmt. »Ein solches Bündnis gibt es nicht«, gab er scharf
zurück. »Und Lord Bahls Edikt zu dieser Gruppe behält Bestand.«
Er verstummte, als ein Prickeln seinen Kopf erfüllte. Der ganze Raum schien zu erzittern und aus der Ecke hörte er ein Flüstern: »Isak.«
Er drehte sich herum, sah jedoch nichts Ungewöhnliches, nur Tila, die ihn mit großen Augen etwas verwirrt anstarrte.
Isak verzog das Gesicht, als die Stimme erneut erklang: »Isak.« Er wandte sich blinzelnd wieder der Synode zu, die ihn unsicher beobachtete. Er sammelte sich einen Augenblick, dann griff er mit dem Geist nach dem Schädel, der in Eolis’ Griff eingelassen war. Als er die Macht darin umfasste, spürte er erleichtert, dass er zumindest nicht angegriffen wurde. Dann erkannte er mit einem Mal, dass die Stimme zu Xeliath gehörte. Es musste ihr einiges abverlangen, ihn zu erreichen, während er wach war und sich wehrte. Angst stieg in ihm auf. Hatte sie jemand gefunden, bevor Morghien und Mihn sie erreichen konnten?
Er atmete tief durch und sah sich um. »Verehrte Mitglieder der Synode, dringende Angelegenheiten bedürfen meiner Aufmerksamkeit. Bitte teilt Haushofmeister Lesarl Euren Entschluss mit, wenn er getroffen ist, ich habe keine Zeit mehr für derlei Geplänkel.« Er stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch, blickte jeden Einzelnen an und sagte dann leise und drohend: »Wenn ihr euch mir entgegenstellen wollt, so solltet ihr es überdenken. Ich bin kein dummes Kind, gleichgültig wie viele Sommer ich in euren Augen zu jung bin. Ich weiß nur zu gut, dass es ausreicht, wenn sich die Mehrheit der Männer mit Rang bei Hofe für mich ausspricht und ich eure Bestätigung dann nicht mehr brauche. Meine Geduld ist begrenzt, wie ihr morgen erkennen werdet, wenn meine Männer vor Herzog Certinses Zelle einen Galgen errichten – nur für den Fall, dass wir einen brauchen. Ich wünsche euch allen einen guten Tag.«
Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern verließ die Kammer, gefolgt von Jachen und Tila. Er ließ die mächtige Synode zurück, eine Versammlung erschrockener, zerbrechlicher alter Männer und Frauen, die sich nun stumm fragten, wie ihre Welt sich so hatte verändern können.
Voss Aftal, der Hohepriester des Nartis, umklammerte die Armlehnen des Stuhls und versuchte seine Furcht in den Griff zu bekommen. Er war vierundsechzig Sommer alt. Die meisten dieser Jahre waren von der sanften Routine des Nartistempels erfüllt gewesen. Das war ein prächtiges Gebäude aus Säulen und spitzen Dächern, in dem nur das Allerheiligste von Wänden umschlossen war. Der Wind fuhr ununterbrochen hindurch, und während eines Sturmes hatte der Gott seine Seele berührt. Es war ein Ort, der einen Ehrfurcht lehrte.
Die Stärke Nartis’ entzog sich Aftals Verständnis. Es war eine atemberaubende Macht, die dem Körper jede Kraft nahm und ihn bewegungslos werden ließ. Diese Kluft zwischen Mensch und Gott hatte ihm stets Angst gemacht. Und doch war ihm die reißende Macht des Gottes der Stürme auch vertraut, denn sie hatte ihre Wurzeln in den Mustern des Landes.
In Isaks Anwesenheit aber hatte Aftal eine eisige Kälte erfasst, denn an ihm war nichts Vertrautes. Die Macht des Jungen wuchs täglich, kalt und wild, ohne jede Fessel, unkontrolliert, und beherrschte sein ganzes Wesen. Der Hohepriester erschauderte, als er sich fragte, ob dieser fauchende Junge mit den wilden Augen zu allem fähig wäre. Das Volk in den Straßen und sogar seine Priester flüsterten einen anderen Namen für ihn. Man nannte ihn Isak
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