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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Mühsam ritten sie die Vorberge hinab, und ihre Spuren waren breite schwarze Narben im Schnee, und ihre Pferde dampften, der Atem wallte weiß durch die kalte Luft.
    Sie sahen einen Reiter durch den Talgrund näherkommen. Vor einem Mann hatten sie keine Angst, und so warteten sie darauf, daß er näherkam. Zu ihrer Überraschung war es Orozn in frischer Kleidung aus Wolfsfellen und Rindsleder. Er begrüßte die beiden freundlich.
    »Ich bin auf der Suche nach euch. Ihr müßt einen umständlicheren Weg genommen haben als ich.«
    »Woher kommst du denn?« fragte Elric. Sein Gesicht war angespannt, die eingefallene Haut hob die Wangenknochen hervor. Mehr denn je wirkte er mit seinen funkelnden roten Augen wie ein Wolf. Zarozinias Schicksal beschäftigte ihn noch immer sehr.
    »In der Nähe gibt es eine Siedlung. Kommt, ich bringe euch hin.«
    Sie folgten Orozn ein Stück, und gegen Abend, als die untergehende Sonne die Berge schon rötlich verfärbte, erreichten sie die gegenüberliegende Seite des Tals, besetzt mit einigen Birkenbäumen und weiter oben einem Fichtenhain.
    In diesen Hain führte Orozn seine Begleiter.
    Schreiend liefen sie aus der Dunkelheit herbei, ein Dutzend dunkelhäutige Männer, getrieben von Haß - und etwas anderem. Gepanzerte Fäuste hoben Waffen. Die Rüstungen zeigten, daß diese Männer aus Pan Tang kamen. Orozn mußte gefangengenommen und dazu gebracht worden sein, Elric und seinen Cousin in einen Hinterhalt zu locken.
    Elric riß sein Pferd auf der Hinterhand herum. »Orozn! Du hast uns verraten!«
    Doch Orozn war bereits losgeritten. Er drehte sich nur einmal um, das bleiche Gesicht schuldbewußt verzerrt. Dann irrte sein Blick von Elric und Dyvim Slorm fort, und er runzelte die Stirn und ritt den moosglatten Hügel hinab in die brausende Dunkelheit der Nacht.
    Elric löste Sturmbringer vom Gürtel, umfaßte den Griff, blockte den Hieb eines metallbesetzten Morgensterns ab, ließ sein Schwert am Griff entlanggleiten und schnitt dem Angreifer die Finger ab. Er und Dyvim Slorm waren schnell umringt, kämpften aber weiter, wobei Sturmbringer ein wildes Lied des Todes anstimmte.
    Elric und Dyvim Slorm jedoch waren noch von den Mühen ihrer früheren Abenteuer geschwächt. Nicht einmal Sturmbringers böse Kraft reichte voll aus, Elrics schwache Adern anzureichern, und er war von Angst erfüllt - nicht vor den Angreifern, sondern vor der Tatsache, daß es seine Bestimmung sein mochte, zu sterben oder gefangen zu werden. Und er hatte das Gefühl, daß diese Krieger keine Ahnung hatten von dem Anteil ihres Herrn an der Prophezeiung, daß sie vielleicht nicht wußten, es sei noch gar nicht sein Schicksal, in diesem Augenblick zu sterben.
    Während des Kämpfens kam er zu dem Schluß, daß sich hier ein großer Irrtum anbahnte.
    »Arioch!« rief er in seiner Angst den Dämonengott Melnibones an. »Arioch! Hilf mir! Blut und Seelen für Eure Hilfe!«
    Aber die rätselhafte Wesenheit schickte keine Hilfe.
    Dyvim Slorms lange Klinge erwischte einen Mann dicht unter dem Halsschutz und durchstieß seine Kehle. Die anderen pan tangischen Reiter stürzten sich auf ihn, wurden jedoch von seinem wirbelnden Schwert zurückgetrieben. Dyvim Slorm rief: »Warum verehren wir einen solchen Gott, wenn sein Tun so oft von Launen bestimmt ist?«
    »Vielleicht meint er, unsere Zeit sei gekommen!« brüllte Elric zurück, während seine Runenklinge die Lebenskraft eines weiteren Gegners aufsaugte.
    Immer müder wurden sie, doch sie kämpften weiter, bis über dem Waffengeklirr ein neues Geräusch zu hören war - das Grollen von Wagen, gefolgt von leisem stöhnendem Geschrei.
    Im nächsten Augenblick fegten schwarze Männer mit hübschen Gesichtern und dünnen, stolz geschwungenen Lippen in das Kampfgewirr. Ihre herrlichen Körper waren halbnackt, entblößt von weißen Fuchsfellmänteln, die nach hinten geweht wurden. Ihre Wurfspieße flogen mit schrecklicher Genauigkeit zwischen die verwirrten Pan Tangier.
    Elric steckte sein Schwert fort und hielt sich bereit zu kämpfen oder zu fliehen. »Das ist er -der Weißgesichtige!« rief ein schwarzer Wagenlenker bei Elrics Anblick. Die Wagen hielten an, große Pferde stampften und schnaubten. Elric ritt dem Anführer entgegen.
    »Ich bin dir dankbar«, sagte er, wobei er vor Müdigkeit fast aus dem Sattel sank. Er fälschte das Absinken seiner Schultern zu einer Verbeugung ab. »Du scheinst mich zu kennen - dabei bist du der dritte, der mir auf diesem Ritt begegnet und der

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