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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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anzurufen, der durch die Schlucht auf die Höhle zuritt. »Hier her, Herold! Wir sind Freunde!«
    Der Mann gehörte zu Yishanas Herolden. Sein Reitmantel hing ihm in Fetzen herab, die Rüstung schien ihm am Körper förmlich zerdrückt worden zu sein. Er hatte kein Schwert mehr und auch keinen Helm, ein junger Mann mit einem Gesicht, das hager wirkte vor Erschöpfung und Verzweiflung. Er hob den Kopf und zeigte Erleichterung, als er Elric erkannte.
    »Mein Lord Elric - es hieß, Ihr wärt auf dem Feld gefallen!«
    »Ich bin froh darüber, denn das verringert die Wahrscheinlichkeit einer Verfolgung. Tritt ein!«
    Inzwischen waren auch die anderen erwacht -alle bis auf einen. Yednpad-Juizev war in der Nacht gestorben. Orozn gähnte und deutete mit dem Daumen auf den Toten. »Wenn wir nicht bald etwas zu essen finden, bin ich in Versuchung, unseren toten Freund hier aufzuessen.«
    Der Mann sah Elric an und wartete auf eine Reaktion auf seinen Scherz, doch als er Elrics Gesicht bemerkte, zog er sich beschämt in die Tiefe der Höhle zurück, wobei er vor sich hin brummte und Steine herumtrat.
    Elric lehnte sich dicht neben der Öffnung an die Höhlenwand. »Was für Neuigkeiten hast du?« fragte er.
    »Schlechte Nachrichten, Lord. Von Shazar bis Tarkesh herrscht düsterste Stimmung, und Eisen und Feuer legen sich wie ein unnatürlicher Sturm über ganze Nationen. Man hat uns erobert. Nur kleine Gruppen setzen den hoffnungslosen Kampf gegen den Feind fort. Einige unserer Leute reden bereits davon, als Banditen weiterzumachen und Dörfer zu überfallen, so verzweifelt ist man inzwischen.«
    Elric nickte. »Das passiert eben, wenn ausländische Verbündete auf befreundetem Boden besiegt werden. Was ist mit Königin Yishana?«
    »Es ist ihr leider schlecht ergangen, Lord. In Metall gekleidet, kämpfte sie gegen ein Dutzend Männer und mehr, doch vergeblich - von der Gewalt des feindlichen Angriffs wurde sie förmlich auseinandergerissen. Sarosto hat ihren Kopf als Andenken behalten und zu anderen Trophäen gelegt, darunter die Hände von Karnarl, seinem Halbbruder, der sich wegen der Allianz mit Pan Tang gegen ihn stellte, die Augen Peniks aus Nargesser, der in dieser Provinz eine Armee gegen ihn aushob. Theokrat Jagreen Lern hat angeordnet, daß alle anderen Gefangenen zu Tode zu foltern und überall im Land in Ketten zur Schau gehängt werden sollen, um Unbotmäßigkeiten vorzubeugen. Die beiden sind ein schlimmes Paar, Herr!«
    Bei diesen Worten preßte Elric die Lippen zusammen. Ihm war längst klar, daß sein Weg nur weiter nach Westen führen konnte, denn wenn er zurückkehrte, würden ihn die Sieger sehr schnell finden. Er wandte sich an Dyvim Slorm. Das Hemd des Imrryriers bestand nur noch aus Fetzen, und sein linker Arm war dunkel von getrocknetem Blut.
    »Unser Schicksal scheint sich im Westen zu vollziehen«, sagte er leise.
    »Dann wollen wir uns beeilen«, sagte sein Cousin, »denn ich möchte die Sache gern hinter mich bringen und endlich erfahren, ob wir am Leben bleiben oder dabei umkommen. Unser Zusammenstoß mit dem Feind hat uns nichts gebracht - reine Zeitverschwendung.«
    »Doch, ich habe etwas gewonnen«, wandte Elric ein und dachte an seinen Kampf mit Jagreen Lern. »Ich gewann die Erkenntnis, daß Jagreen Lern irgendwie mit der Entführung meiner Frau zu tun hat - und wenn er nichts damit zu tun hätte, würde ich trotzdem meine Rache von ihm fordern.«
    »Jetzt aber«, sagte Dyvim Slorm, »wollen wir eilig nach Westen reiten.«
4
    An diesem Tag drangen sie noch tiefer in die Berge ein, wobei sie den wenigen Verfolgertrupps aus dem Weg gingen, die von den Eroberern ausgeschickt worden waren. Die beiden Imrryrier jedoch merkten, daß ihre Anführer ein bestimmtes Ziel verfolgten, und verließen die Gruppe in anderer Richtung. Der Herold war nach Süden gezogen, um seine schlechten Nachrichten weiter zu verbreiten, so daß schließlich nur noch Elric, Dyvim Slorm und Orozn übrig blieben. Orozns Gesellschaft gefiel den beiden anderen nicht sonderlich, doch sie nahmen sie zunächst auf sich.
    Einen Tag später verschwand Orozn allerdings, und Elric und Dyvim Slorm ritten immer tiefer zwischen die schwarzen Felsspitzen, durch hoch aufragende, bedrückende Schluchten oder über schmale Grate.
    Schnee lag auf den Bergen, grellweiß vor dem dunklen Schwarz, Spalten füllend, die Wege glatt und gefährlich machend. Eines Abends erreichten sie eine Stelle, an der sich die Berge zu einem breiten Tal öffneten.

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