Sturmbringer
durch Galerien in ein großes Gemach voller dunkler Skulpturen. Mehrere Feuer brannten rings um diesen Saal in großen Kaminen. Sepiriz ließ sich in einen Stuhl nieder und forderte seine Besucher auf, in zwei ähnlichen Stühlen Platz zu nehmen, die aus soliden Ebenholzblöcken geschnitzt waren. Als sie auf diese Weise alle vor der Feuerstelle Platz genommen hatten, machte Sepiriz einen tiefen Atemzug und sah sich in dem Saal um, wobei er wohl an die uralte Geschichte dieses Ortes dachte.
Elric ärgerte diese bewußte Zurschaustellung von Gleichgültigkeit, und er sagte ungeduldig: »Verzeih, Sepiriz - aber du hast versprochen, uns etwas auszurichten.«
»Ja«, sagte Sepiriz. »Aber ich habe euch soviel zu sagen, daß ich einen Augenblick innehalten muß, um mich zu sammeln.« Er setzte sich im Stuhl zurecht, ehe er fortfuhr: »Wir wissen, wo deine Frau ist und daß ihr nichts geschehen ist. Kein Schade wird sie treffen, da sie gegen etwas eingetauscht werden soll, das euch gehört.«
»Dann erzähl mir die ganze Geschichte«, verlangte Elric bekümmert.
»Wir waren mit deinen Vorfahren befreundet, Elric. Und wir waren befreundet mit den Wesen, die sie verdrängt haben, den Wesen, die die Klinge an deiner Hüfte geschmiedet haben.«
Trotz seiner Besorgnis erwachte in Elric das Interesse. Seit Jahren versuchte er sich von dem Runenschwert zu befreien, doch bisher ohne Erfolg. All seine Mühen waren umsonst gewesen, und er war noch immer darauf angewiesen, obwohl inzwischen der größte Teil seiner inneren Kraft auf Drogen zurückging.
»Möchtest du dein Schwert loswerden, Elric?« fragte Sepiriz.
»Ja - das ist allgemein bekannt.«
»Dann hör dir diese Geschichte an. Wir wissen, für wen und für was die Klinge - wie ihr Zwilling - einst geschmiedet wurde. Man fertigte sie für einen bestimmten Zweck und für bestimmte Männer. Nur Melniboneer können sie tragen, und von jenen nur Angehörige der Königsfamilie.«
»In der Geschichte oder den Legenden Melnibones gibt es keinen Hinweis auf einen besonderen Zweck der Schwerter«, sagte Elric und beugte sich vor.
»Einige Geheimnisse soll man auch lieber hüten«, sagte Sepiriz ruhig. »Die Klingen wurden geschmiedet, um damit eine Gruppe sehr mächtiger Wesen zu vernichten. Zu ihnen gehören die Toten Götter.«
»Die Toten Götter, aber - allein ihr Name muß dir sagen, daß sie vor langer Zeit untergegangen sind.«
»Sie gingen unter, wie du sagst. Nach menschlichen Begriffen sind sie tot. Doch es war ihre freie Entscheidung zu sterben, sich ihrer materiellen Form zu entledigen und ihre Lebenskraft in die Schwärze der Ewigkeit zu schleudern, denn in jenen Tagen war ihr Handeln von Angst bestimmt.«
Elric wußte nicht recht, was Sepiriz da beschrieb, doch er akzeptierte die Worte und hörte weiter zu.
»Eines dieser Wesen ist zurückgekehrt«, fuhr Sepiriz fort. »Warum?«
»Es will um jeden Preis die beiden Dinge an sich bringen, die ihn und seine Mitgötter gefährden - wo immer die Götter sich aufhalten, können ihnen die Schwerter immer noch schaden.«
»Und das sind...?«
»Sie haben das irdische Aussehen zweier Schwerter, mit Runen übersät und mit Zauberkräften ausgestattet - Trauerklinge und Sturmbringer.«
»Dies!« Elric berührte seine Klinge. »Wie können die Götter so etwas fürchten? Und das andere ist mit meinem Cousin Yyrkoon, den ich vor vielen Jahren tötete, ins Nirgendwo gestürzt. Es ist verloren.«
»Das stimmt nicht. Wir haben es zurückgeholt - das gehörte zu den Aufgaben, die das Schicksal uns stellte. Wir haben die Klinge hier in Nihrain. Die Waffen wurden für deine Vorfahren geschmiedet, um damit die Toten Götter auszulöschen. Sie wurden von anderen unmenschlichen Waffenschmieden gefertigt, die ebenfalls Feinde der Toten Götter waren. Diese Waffenschmiede waren gezwungen, das Böse mit dem Bösen zu bekämpfen, obgleich sie selbst nicht dem Chaos verpflichtet waren, sondern der Ordnung. Sie schmiedeten die Schwerter aus mehreren Gründen - die Welt von den Toten Göttern zu befreien, war nur einer.«
»Und die anderen Gründe?«
»Die sollt ihr in der Zukunft erfahren - denn unsere Beziehung wird erst enden, wenn die gesamte Bestimmung sich erfüllt hat. Wir sind verpflichtet, euch die anderen Gründe erst zum richtigen Zeitpunkt zu offenbaren. Du hast einen gefährlichen Weg vor dir, Elric, ich beneide dich nicht darum.«
»Aber was für eine Botschaft bringst du uns?« fragte Elric ungeduldig.
»Aufgrund
Weitere Kostenlose Bücher