Sturmbringer
erkannte er in einem schmerzhaften Dunst eine Stimme. Die haßerfüllte Stimme Jagreen Lerns.
Andere waren bei ihm in der Kammer. Er spürte, wie Hände ihn packten, und sein Körper war plötzlich ganz leicht, während er aus der Zelle getragen wurde.
Er hörte zwar zusammenhanglose Satzfetzen, vermochte jedoch keinen Sinn in Jagreen Lerns Worte zu bringen.
Später hörte er Mondmatts Stimme und versuchte die Worte zu enträtseln. »Elric! Was geht hier vor? Wir sind auf dem Meer, an Bord eines Schiffes, das schwöre ich!«
Doch Elric murmelte nur desinteressiert vor sich hin. Allmählich erschlaffte sein schwacher Körper noch mehr, schneller noch als der eines normalen Menschen. Er dachte an Zarozinia, die er nun nie wiedersehen würde. Er erkannte, daß er nicht lange genug leben würde, um zu wissen, ob nun die Ordnung oder das Chaos die Entscheidung für sich herbeiführte, oder ob sich die Südländer gegen den Theokraten womöglich durchsetzten.
All diese Probleme begannen in seinem Inneren zu verblassen.
Dann kamen Nahrung und Wasser, die ihn wieder etwas belebten. Irgendwann öffnete er die Augen und starrte in das verkniffen lächelnde Gesicht Jagreen Lerns empor.
»Den Göttern sei Dank!« sagte der Theokrat. »Ich hatte schon Angst, daß wir dich verloren hätten. Du bist wahrlich ein empfindlicher Fall, mein Freund. Du mußt noch länger am Leben bleiben. Als Anfang meines Vergnügens habe ich dafür gesorgt, daß ihr auf meinem Flaggschiff mitfahrt. Wir überqueren das Drachenmeer, und unsere Flotte ist gut geschützt gegen die Monster, die sich in dieser Gegend herumtreiben.« Er runzelte die Stirn. »Dank deines Eingreifens haben wir nicht mehr den Zugang zu den Zauberkräften, die uns sicher durch die vom Chaos zerrissenen Gewässer geführt hätten. Im Augenblick ist das Meer beinahe normal, aber das wird sich bald ändern.«
Elrics alter Kampfgeist kehrte zurück, und er starrte seinen Feind einen Augenblick lang aufgebracht an, zu schwach, um den Abscheu, den er spürte, in Worte zu fassen.
Jagreen Lern lachte leise und bewegte Elrics ausgemergelten weißen Kopf mit einer Stiefelspitze. »Ich glaube, ich kann dir einen Trank brauen, der dir ein wenig mehr Lebenskraft schenkt.«
Die Speisen schmeckten scheußlich und mußten Elric zwischen die Lippen gezwungen werden, doch nach einer Weile konnte er sich aufrichten und den zusammengesunkenen Mondmatt erkennen. Offensichtlich war der Mann den qualvollen Umständen erlegen. Zu seiner Überraschung stellte Elric fest, daß er nicht gefesselt war, und so legte er die schmerzhafte Distanz zwischen sich und dem Ostländer kriechend zurück und schüttelte ihn an der Schulter. Mondmatt stöhnte auf, reagierte sonst aber nicht.
Ein matter Lichtstreifen erschien. Elric blickte auf und sah, daß der Lukenverschluß zur Seite geschoben worden war und Jagreen Lern auf ihn herabstarrte.
»Wie ich sehe, hat der Trank seine Wirkung gehabt. Komm, Elric, genieße den belebenden Geruch des Meeres und spüre die warme Sonne auf deinem Körper. Wir sind nur noch wenige Meilen vor der Küste von Argimilar, und unsere Kundschafterschiffe melden voraus eine ziemlich große Flotte.«
Elric fluchte. »Bei Arioch, ich hoffe, die schickt dich mitsamt deinen Schiffen auf den Meeresgrund!«
Spöttisch schürzte Jagreen Lern die Lippen. »Bei wem! Arioch? Weißt du denn nicht mehr, was sich in meinem Palast abgespielt hat? Arioch kann nicht mehr angerufen werden. Weder von dir, noch von mir. Deine üblen Zaubersprüche haben dafür gesorgt.«
Er wandte sich an seine Helfer. »Bringt ihn gefesselt an Deck! Ihr wißt, was dann mit ihm zu tun ist.«
Zwei Krieger sprangen in den Laderaum und ergriffen Elric, fesselten ihm Arme und Beine und zerrten ihn zum Deck hinauf. Er keuchte, als ihm der grelle Schein der Sonne in die Augen stach.
»Stellt ihn aufrecht hin, damit er alles sehen kann!« befahl Jagreen Lern.
Die Krieger gehorchten, und Elric wurde in eine stehende Position gezerrt. So sah er Jagreen Lerns riesiges schwarzes Flaggschiff mit den Sonnensegeln, die in einer beständigen Westbrise flatterten, darunter die drei Reihen sich mühender Ruderer, dahinter den hohen schwarzen Mast, der ein dunkelrotes Segel trug.
Jenseits der Schiffsreling, im Kielwasser des Flaggschiffs, gewahrte Elric eine riesige Flotte. Zu ihr gehörten nicht nur die Schiffe aus Pan Tang und Dharijor, sondern auch viele Einheiten aus Jharkor, Shazar und Tarkesh, doch jedes rote Segel
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