Sturmbringer
trug das Fischmensch-Zeichen Pan Tangs.
Elric war deprimiert, denn er wußte, daß die Südlander, so stark sie auch sein mochten, einer solchen Flotte nicht widerstehen konnten.
»Wir sind erst seit drei Tagen unterwegs«, sagte Jagreen Lern, »doch dank eines Hexenwindes haben wir unser Ziel schon fast erreicht. Ein Kundschafterschiff hat uns eben gemeldet, daß sich die lormyrische Marine, nachdem sie von unserer überlegenen Seemacht erfuhr, auf den Weg hierher gemacht hat, um sich uns anzuschließen. Ein kluger Zug von König Montan -jedenfalls im Augenblick. Zur Zeit kann ich ihn gut gebrauchen, und wenn sich seine Nützlichkeit erschöpft hat, lasse ich ihn umbringen, denn immerhin ist er ein Verräter an seinem Volk.«
»Warum erzählst du mir das alles«, flüsterte Elric und biß die Zähne zusammen gegen den Schmerz, von dem jede Bewegung von Gesicht oder Körper begleitet war.
»Weil ich möchte, daß du die Niederlage des Südens selbst mitbekommst. Du sollst wissen, daß das, was du abwenden wolltest, doch eintritt. Nachdem wir den Süden besiegt und ihm seine Schätze abgenommen haben, überrollen wir die Insel der Purpurnen Städte und rücken weiter gegen Vilmir und Ilmiora vor. Das dürfte eine Kleinigkeit sein, meinst du nicht auch?«
Als Elric nicht antwortete, gab Jagreen Lern seinen Männern ein ungeduldiges Zeichen.
»Bindet ihn an den Mast, damit er einen guten Ausblick hat auf die Schlacht. Ich umgebe seinen Körper mit einem Schutzzauber, denn er soll nicht von einem zufälligen Pfeil getötet werden und mich meiner Rache berauben.«
Elric wurde hochgehoben und an den Mast gefesselt, doch er bekam davon kaum etwas mit, sein Kopf hing schlaff auf die rechte Schulter herab. Er war kaum noch bei Bewußtsein.
Die gewaltige Flotte glitt in schneller Fahrt dahin, siegesgewiß.
Gegen Mitte des Nachmittags wurde Elric von einem Ruf des Steuermanns aus seiner Betäubung gerissen.
»Segel im Südosten! Die lormyrische Flotte nähert sich.« Mit ohnmächtigem Zorn sah Elric zu, wie die fünfzig zweimastigen Schiffe sich bei den anderen Schiffen einreihten; ihre Segel hoben sich hell vor dem Dunkelrot ab.
Lormyr war zwar eine weniger kampfstarke Macht als Argimilar, hatte aber eine größere Flotte. Elric schätzte, daß König Montans Verrat den Süden mehr als ein Viertel seiner Kampfstärke kostete.
Nun wußte er, daß der Süden hoffnungslos verloren war; Lerns Siegesgewißheit erwies sich als wohlbegründet.
Die Nacht brach herein, und die gewaltige Flotte warf Anker. Ein Wächter fütterte Elric einen weichen Brei, der eine neue Dosis der belebenden Droge enthielt. Als er wieder munter wurde, nahm auch sein Zorn zu, und zweimal blieb Jagreen Lern vor dem Mast stehen und verspottete ihn nach Herzenslust.
»Kurz nach Sonnenaufgang stoßen wir auf die Flotte des Südens«, sagte Jagreen Lern lächelnd, »und zur Mittagsstunde werden ihre Überreste als blutiges Treibgut hinter uns schwimmen, während wir weitersegeln, um unsere Herrschaft über jenen Nationen zu errichten, die sich törichterweise allein auf ihre Flotten verlassen haben.«
Elric erinnerte sich nun an seine warnenden Worte gegenüber den Königen der Südländer, die genau diese Entwicklung vorausgesagt hatten, falls sie den Theokraten allein bekämpfen wollten. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn er sich geirrt hätte. Mit der Niederlage des Südens war die Eroberung des Ostens besiegelt, und wenn Jagreen Lern die Welt beherrschte, dominierte mit ihm auch das Chaos, und die Erde würde sich in den Stoff zurückverwandeln, aus dem sie vor Millionen von Jahren geformt worden war.
Die ganze mondlose Nacht hindurch hing er seinen finsteren Gedanken nach, konzentrierte er sein Denken und seine Kräfte auf einen Plan, der erst noch ein Schatten in einem abgelegenen Winkel seines Geistes war.
6
Das Klappern der Anker weckte Elric.
Im Licht der wäßrigen Sonne erblickte er am Horizont die Flotte des Südens, die anmutig und in hohlem Pomp auf die Schiffe Jagreen Lerns zufuhr.
Entweder waren die Könige des Südens sehr mutig, sagte er sich, oder sie begriffen die Stärke ihres Feindes nicht.
Unter ihm, auf Jagreen Lerns Vorderdeck, stand ein gewaltiges Katapult. Sklaven hatten die hohe Wurfschale bereits mit einem gewaltigen Ball aus brennendem Pech gefüllt. Elric wußte, daß solche Katapulte normalerweise eher ein Hindernis waren, denn bei dieser Größe ließen sie sich nur mühsam wieder spannen und waren damit
Weitere Kostenlose Bücher