Sturmbringer
gegen die Fesseln, vermochte sich aber kaum zu bewegen. »Sturmbringer!«
Sein ganzes Leben hindurch hatte er das Schwert gehaßt, auf das er dermaßen angewiesen war. Jetzt rief er es, wie ein Liebender nach seiner Geliebten ruft.
Der Krieger umfaßte seinen Fuß und schüttelte ihn. »Schweig! Du hast gehört, was mein Herr gesagt hat!«
Mit wahnsinnigem Blick starrte Elric auf den Krieger hinab, der sich mit einer Hand am Mast festhielt, sein Schwert zog und Anstalten machte, Elric in den Unterleib zu stechen.
»Sturmbringer!« Schluchzend rief Elric den Namen. Er mußte weiterleben. Ohne ihn würde das Chaos auf jeden Fall die Weltherrschaft erringen.
Der Mann hieb nach Elrics Leib - doch die Klinge erreichte den Albino nicht. Amüsiert dachte Elric an Jagreen Lerns Schutzzauber. Der Zauber des Theokraten hatte seinen Feind geschützt! »Sturmbringer!«
Der Krieger keuchte entsetzt und ließ das Schwert fallen. Er schien etwas Unsichtbares an seiner Kehle abzuwehren und Elric sah, wie die Finger des Mannes abgetrennt wurden und Blut aus den Stümpfen tropfte. Dann materialisierte langsam ein Umriß, und mit übermächtiger Erleichterung erkannte der Albino ein Schwert -sein Runenschwert, das den Krieger aufgespießt hatte und ihm die Seele aussaugte!
Der Krieger stürzte in die Tiefe, Sturmbringer jedoch blieb in der Luft schweben und machte kehrt, um die Fesseln an Elrics Händen durchzuschneiden. Dann schmiegte die Klinge sich mit schrecklicher Zuneigung in die rechte Faust seines Herrn.
Augenblicklich durchströmte Elric die gestohlene Lebenskraft des Kriegers, und die Schmerzen verließen seinen Körper. Rasch packte er ein Stück Takelage und schnitt den Rest seiner Fesseln ab, bis er an einer Hand an dem Tau hin und her schwang.
»Jetzt, Jagreen Lern, jetzt wollen wir sehen, wer seine Rache zuletzt genießt!«
Er zerrte die Ladeluke hoch und starrte auf die jämmerliche Gestalt seines Freundes hinab. Offensichtlich sollte er dort unten verhungern. Als das Licht in die Tiefe zuckte, huschte eine Ratte zur Seite.
Elric sprang hinab und sah voller Entsetzen, daß Mondmatts rechter Arm bereits von den Tieren angenagt war. Er warf sich den Körper auf die Schulter, wobei er spürte, daß das Herz noch immer schlug, wenn auch schwach, und stieg wieder an Deck.
Seinen Freund zu schützen und trotzdem die Rache an Jagreen Lern zu vollstrecken, war ein Problem. Elric näherte sich der Enterplattform, weil er vermutete, daß der Theokrat sie überquert hatte. Dabei sprangen drei Krieger auf ihn zu. Einer rief:
»Der Albino! Der Räuber ist frei!«
Elric streckte ihn mit einem Schlag nieder, zu dem nur eine Bewegung des Handgelenks erforderlich war. Den Rest erledigte das schwarze Schwert. Die anderen wichen entsetzt zurück, wußten sie doch, wie Elric in Hwamgaarl eingedrungen war.
Frische Energie durchströmte ihn. Mit jedem Gegner, den er tötete, wurde er weiter gestärkt - gestohlene Kraft, die aber nötig war, wenn er überleben und der Ordnung zum Sieg verhelfen wollte.
Unbehindert von seiner Last, eilte er über die Enterplattform auf das Deck des Südlandschiffes. Weiter vorn sah er die Standarte Argimiliars und eine kleine Gruppe Männer, die sich darum scharte, unter der Führung von König Hozel, der mit spitzem Gesicht auf den Tod gefaßt zu sein schien. Ein verdienter Tod, dachte Elric grimmig. Trotzdem hätte es den Sieg des Chaos bedeutet, wenn Hozel umgekommen wäre.
Plötzlich hörte er einen Ruf und dachte im ersten Augenblick, man habe ihn beobachtet, doch einer von Hozels Männern deutete nach Norden und schrie einige Worte.
Elric blickte in die angezeigte Richtung und sah mit gemischten Gefühlen die kühnen Segel der Purpurnen Städte. Sie waren hell und bunt bemalt, einige sogar bestickt; der einzige kostbare Schmuck, den sich die See-Lords gönnten, waren ihre Segel.
Doch sie kamen zu spät. Selbst wenn sie mit den anderen Südlandschiffen vorgerückt wären, hätten sie wohl den Kampf nicht gegen Pan Tang wenden können.
In diesem Augenblick sah sich Jagreen Lern um und entdeckte Elric. Er brüllte seinen Männern zu, die sich widerstrebend zu einem Halbkreis formten und den Albino vorsichtig angriffen.
Elric verfluchte die mutigen See-Lords, die seiner Unentschlossenheit einen weiteren Faktor hinzugefügt hatten.
Drohend ließ er die stöhnende Runenklinge kreisen und rückte gegen die entsetzten PanTang-Krieger vor. Sie wichen zurück, wobei einige aufstöhnten, als
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