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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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hat. Ich hasse diese Waffe schon genug, weil sie Seelen aufsaugen muß, um mir Vitalität zu schenken - aber daß sie besonders meinen Freunden zugeneigt ist, kann ich nicht ertragen. Ich hätte nicht übel Lust, mich in den Kern des Chaos vorzuwagen und uns dort beide zu opfern! Indirekt liegt die Schuld stets bei mir, denn wäre ich nicht so schwach, daß ich eine solche Klinge bei mir führen müßte, wären viele von denen, die meine Freunde waren, noch am Leben.«
    »Doch scheint die wesentliche Funktion des Schwertes löblich zu sein«, sagte Mondmatt mit Ratlosigkeit in der Stimme. »Oh, ich begreife das alles nicht - ein Paradoxon nach dem anderen! Sind die Götter verrückt geworden oder gehen sie so raffiniert vor, daß wir ihr Denken nicht mehr zu ergründen vermögen?«
    »Es ist schwer genug, sich in solchen Zeiten überhaupt ein übergeordnetes Ziel vor Augen zu halten«, sagte Dyvim Slorm zustimmend. »Wir werden dermaßen bedrängt, daß wir keinen Augenblick Zeit zum Nachdenken haben, sondern gleich wieder in den nächsten Kampf müssen und den nächsten und dabei oft vergessen, warum wir eigentlich kämpfen.«
    »Ist das Ziel wirklich übergeordnet, oder womöglich gar nicht so bedeutend?« fragte Elric mit bitterem Lächeln. »Wenn wir die Spielzeuge der Götter sind - sind dann die Götter vielleicht nur Kinder?«
    »Diese Fragen sind im Augenblick unwichtig«, sagte Straasha von seinem Thron.
    »Zumindest werden künftige Generationen Sturmbringer danken, wenn er seine Bestimmung erfüllt«, wandte sich Mondmatt an Elric.
    »Wenn Sepiriz recht hat«, antwortete Elric, »werden künftige Generationen nichts mehr von uns wissen - Klingen, Schwerter oder Menschen!«
    »Vielleicht nicht bewußt - doch in der Tiefe ihrer Seele werden sie sich an uns erinnern. Von unseren Taten wird erzählt werden, als wären sie von Helden mit anderen Namen begangen worden, das ist alles.«
    »Ich will ja auch gar nichts anderes, als daß die Welt mich vergißt«, sagte Elric seufzend.
    Als habe er genug von der sinnlosen Diskussion, erhob sich der Meereskönig von seinem Thron und sagte: »Kommt, ich sorge dafür, daß ihr an Land gebracht werdet, wenn ihr nichts dagegen habt, so zu reisen, wie ihr hergekommen seid?«
    »Nichts dagegen«, sagte Elric.
5
    Erschöpft torkelten sie den Strand der Insel der Purpurnen Städte hinauf, und Elric wandte sich zu dem Meereskönig um, der im flachen Wasser zurückgeblieben war.
    »Ich danke dir nochmals, daß du uns gerettet hast, Herr des Meeres«, sagte er respektvoll. »Und sei auch bedankt für die zusätzlichen Informationen über den Schild des traurigen Riesen. Damit hast du uns vielleicht die Gelegenheit eröffnet, dafür zu sorgen, daß das Chaos von den Meeren vertrieben wird - und auch vom Land.«
    Der Meereskönig nickte. Ja, und selbst wenn dir das gelingt und das Meer wieder gereinigt wird, bedeutet es doch unser beider Ende, nicht wahr?
    »Richtig.«
    Dann soll es so sein, denn ich zumindest bin meiner langen Existenz überdrüssig. Je nun -jetzt muß ich zu meinem Volk zurückkehren, in
    der Hoffnung, dem Chaos noch ein Weilchen zu trotzen. Leb wohl!
    Und der Meereskönig versank in den Wellen und verschwand.
    Als sie endlich die Festung des Abends erreichten, liefen Herolde heraus, um ihnen zu helfen.
    »Wie ist der Kampf gelaufen? Wo ist die Flotte?« fragte jemand Mondmatt.
    »Sind die Überlebenden denn noch nicht zurückgekehrt?«
    »Überlebende? Dann.?«
    »Wir sind besiegt«, sagte Elric mit hohler Stimme. »Ist meine Frau noch hier?«
    »Nein, kurz nachdem die Flotte segelte, ist sie in Richtung Karlaak aufgebrochen.«
    »Gut. Wenigstens haben wir Zeit, eine neue Verteidigungslinie gegen das Chaos zu errichten, ehe es bis dorthin vorrückt. Jetzt brauchen wir Nahrung und Wein. Wir müssen uns einen neuen Schlachtplan zurechtlegen.«
    »Schlacht, Herr? Womit sollen wir kämpfen?«
    »Das werden wir sehen«, sagte Elric. »Das werden wir sehen.«
    Später sahen sie zu, wie die traurigen Überreste der Flotte nach und nach in den Hafen einliefen. Verzweifelt zählte Mondmatt die Schiffe. »Zu wenige«, sagte er. »Heute ist ein schwarzer Tag!«
    Aus dem Hof hinter den Männern ertönte ein Trompetensignal.
    »Ein Bote aus dem Binnenland«, sagte Dyvim Slorm.
    Sie gingen in den Hof hinab und sahen dort einen rotgekleideten Bogenschützen von seinem Pferd steigen. Sein Gesicht schien aus Knochen geschnitzt zu sein, so sehr war er abgemagert. Vor

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