Sturmbringer
mit einer kleinen Gruppe von Männern verlassen, die ihn begleiten und Elric ihre Dienste anbieten wollten.
Er blickte durch die sanderfüllte Luft und sah weiter voraus etwas aufragen - einen einzelnen Berg, der sich aus der Trockenheit der Wüste erhob, als sei er dort auf unnatürliche Weise abgesetzt worden.
Er deutete in die Richtung und rief: »Elric! Dort! Das muß Mordagas Burg sein!« Elric richtete sich auf und ließ seinen Blick der zeigenden Hand Rackhirs folgen. »Ja«, seufzte er. »Wir sind am Ziel. Wir wollen rasten und unsere Kräfte sammeln, ehe wir die letzte Strecke zurücklegen.«
Die Männer zügelten ihre Tiere, stiegen ab und reckten die schmerzenden Glieder und vertraten sich die Beine, damit das Blut wieder freier strömen konnte.
Sie errichteten ihr Zelt als Schutz vor dem vom Wind aufgewirbelten Sand und aßen ihre Mahlzeit in einer herzlichen kameradschaftlichen Stimmung, die auf die Erkenntnis zurückging, daß sie, wenn sie den Berg erst erreicht hatten, einander vielleicht nicht wiedersehen würden.
6
Die Stufen zogen sich rings um den Berg. In großer Höhe konnten sie Mauerwerk schimmern sehen, und an der Stelle, wo die Stufen zum erstenmal um den Hang verschwanden, sahen sie einen Fliederbaum stehen. Er wirkte ganz normal, wurde aber zu einem Symbol. Er war ihr erster Gegner. Wie würde er kämpfen? Welchen Einfluß würde er auf sie ausüben?
Elric stellte einen gestiefelten Fuß auf die erste Stufe. Sie war hoch, offensichtlich für die Füße eines Riesen gebaut.
Er begann zu steigen, und die anderen drei folgten ihm. Als er die zehnte Stufe erreichte, zog er Sturmbringer und spürte, wie die Klinge bebte und ihm neue Energie schickte. Sofort fiel ihm das Stufensteigen leichter.
Als er sich dem Fliederbaum näherte, hörte er ihn rascheln und sah, daß die Äste sich aufgeregt bewegten. Ja, es handelte sich zweifellos um ein gefährliches Lebewesen.
Er war noch wenige Stufen von dem Baum entfernt, als er Dyvim Slorm rufen hörte: »Bei den Göttern! Die Blätter - sieh dir die Blätter an!«
Die grünen Blätter, deren Adern im Sonnenlicht zu pulsieren schienen, begannen sich von den Ästen zu lösen und zielstrebig auf die Gruppe zuzuflattern.
Eines setzte sich auf Elrics bloße Hand. Er versuchte es abzustreifen, doch es saß fest. Weitere ließen sich auf anderen Teilen seines Körpers nieder. Sie schwemmten wie eine grüne Woge heran, und er spürte ein seltsames Stechen an der Hand. Fluchend zog er das Blatt ab und sah zu seinem Entsetzen winzige Blutstropfen an der Stelle. Sein Körper erschauderte angewidert, und er zupfte sich die festhängenden Blätter vom Gesicht und hieb mit dem schnurrenden Runenschwert nach den übrigen. Sobald sie mit der Runenklinge in Berührung kamen, schrumpften sie ein, wurden jedoch schnell von anderen ersetzt.
Elric wußte instinktiv, daß diese Gebilde nicht nur Blut aus seinen Adern saugten, sondern Seelenkraft aus seinem Wesen, denn schon fühlte er sich geschwächt.
Entsetzensschreie in seinem Rücken verrieten ihm, daß es den Gefährten nicht anders erging.
Die Blätter wurden gezielt gesteuert, und er wußte, woher der Impuls kam - von dem Baum. Er eilte die restlichen Stufen hinauf, die Blätter abwehrend, die ihn wie Heuschrecken umschwärmten. Mit grimmiger Entschlossenheit hieb er auf den Stamm ein, der ein zorniges Ächzen ausstieß und ihn mit den Ästen zu erreichen versuchte. Er hackte sie ab und bohrte dann Sturmbringer tief in den Stamm. Erdbrocken wurden emporgeschleudert, als die Wurzeln zu zucken begannen. Der Baum schrie und begann sich in seine Richtung zu neigen, als versuche er ihn noch im Tode umzubringen. Elric zerrte an Sturmbringer, der sich gierig an dem halb intelligenten Lebenssaft des Baums labte, bekam das Schwert nicht heraus und sprang zur Seite, als der Baum dröhnend nach vorn auf die Stufen fiel und ihn nur knapp verfehlte. Ein Ast fuhr ihm durch das Gesicht und erzeugte eine blutende Wunde. Er keuchte und torkelte und spürte, wie ihm die Lebenskraft entglitt.
Als er auf den umgestürzten Baum zuwankte, sah er, daß das Holz nun tot aussah und die restlichen Blätter verschrumpelt waren.
»Schnell!« keuchte er, als die drei Kameraden sich näherten. »Drehen wir das Ding um. Mein Schwert liegt darunter, und ohne die Klinge bin ich tot!«
Hastig machten sie sich an die Arbeit und rollten den erstaunlich leichten Baum herum, so daß Elric mit schwachen Fingern Sturmbringers Griff
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