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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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an.
    Vivian schrie auf und rief etwas in derselben Sprache, die Roland benutzt hatte. Elric trat mit ernstem Gesicht zurück.
    »Oh, seine Legende, seine Legende!« rief sie. »Die Menschen hier hatten nur die Hoffnung, daß Roland ihnen eines Tages wieder hilft. Jetzt hast du ihn getötet! Ungeheuer!«
    »Besessen mag ich zwar sein«, sagte er leise zu der Frau, die schluchzend neben dem Kopf des Toten hockte, »aber es war mir von den Göttern vorbestimmt, diese Tat zu vollbringen. Ich verlasse jetzt deine bedrückende Welt.«
    »Spürst du denn kein Bedauern wegen des Verbrechens, das du begangen hast?«
    »Nein, meine Dame, denn es ist nur eine von vielen solchen Taten, die einem übergeordneten Zweck dienen, wie man mir sagt. Daß ich zuweilen an der Wahrheit dieses Trostes zweifle, braucht dich nicht zu kümmern. Eins sollst du allerdings wissen - man hat mir gesagt, es sei das Schicksal von Leuten wie deinem Roland und mir, niemals zu sterben - immer wiedergeboren zu werden. Leb wohl!«
    Und er verließ die Stätte des Kampfes; er ging durch den Olivenhain und zwischen den hohen Steinen hindurch, und das Horn des Schicksals lag kalt auf seinem Herzen.
    Er folgte dem Bach in Richtung zu dem hohen Stein, auf dem eine winzige Gestalt hockte, und als er sie erreichte, blickte er zu dem Zwerg Jermays dem Raffinierten empor, zog das Horn aus dem Wams und hob es in die Höhe.
    Jermays lachte leise: »Roland ist also tot, und du, Elric, hast dieser Welt die Trümmer einer Legende hinterlassen, sollte diese Welt überleben. Nun, soll ich dich an deinen Ausgangspunkt zurückführen?«
    »Ja, und beeil dich!«
    Jermays rutschte den Felsen herab und stand gleich darauf neben dem großen Albino. »Hmm«, sagte er nachdenklich. »Das Horn könnte sich für uns als Unruhestifter erweisen. Am besten steckst du es wieder in dein Wams und hältst den Schild davor.«
    Elric gehorchte dem Zwerg und folgte ihm ans Ufer des seltsam erstarrten Baches. Das Wasser sah aus, als müßte es sich eigentlich bewegen, aber es stand still. Jermays sprang hinein und begann unglaublicherweise zu versinken. »Schnell! Folge mir!«
    Elric trat ebenfalls über das Ufer und stand einen Augenblick lang auf dem erstarrten Wasser, ehe er ebenfalls zu sinken begann.
    Der kleine Fluß war zwar flach, doch sie sanken immer weiter, bis nichts mehr an das Wasser erinnerte und sie durch eine satte Dunkelheit glitten, die sich erwärmte und einen schweren Duft ausströmte. Jermays zupfte ihn am Ärmel. »Hier entlang!« Und sie entfernten sich im rechten Winkel, von Seite zu Seite und dann wieder in die Tiefe huschend, durch ein Labyrinth, das offensichtlich nur Jermays sehen konnte. Das Horn schien sich vor Elrics Brust heftig zu bewegen, und er drückte den Schild dagegen. Dann blinzelte er, denn er befand sich wieder in hellem Licht und starrte auf die große rote Sonne, die am dunkelblauen Himmel pulsierte. Seine Füße berührten etwas Hartes. Er senkte den Blick und sah, daß es der Turm von B'all'nezbett war. Das Horn zuckte noch eine Weile, als wäre es lebendig, eine Art gefangener Vogel, doch nach kurzer Zeit beruhigte es sich.
    Elric setzte sich auf das Dach und kletterte langsam abwärts, bis er die Lücke erreichte, durch die er ins Freie gestiegen war.
    Dann hörte er plötzlich ein Geräusch am Himmel und blickte auf. Grinsend stand Jermays der Raffinierte über ihm, die Füße in die Luft gestellt. »Ich ziehe weiter, denn diese Welt gefällt mir überhaupt nicht.« Er lachte leise. »Es war mir eine Freude, an dieser Sache mitzuwirken. Leb wohl, Held! Empfiehl mich, den Unvollendeten, bei den Lords der Höheren Welten - und vielleicht könntest du ihnen eine Andeutung machen, daß ich, je eher sie sich auf ihr Gedächtnis oder ihre kreativen Fähigkeiten besinnen, desto eher auch ich mein Glück finden würde.«
    Elric antwortete: »Vielleicht wäre es das Beste, wenn du dich in dein Schicksal fügst. Die Stabilität hat auch Nachteile.«
    Jeremays zuckte die Achseln und verschwand.
    Erschöpft kletterte Elric vorsichtig an der brüchigen Mauer abwärts und erreichte mit großer Erleichterung die oberste Stufe; er taumelte den Rest der Treppe hinab und hastete mit der Nachricht seines Erfolgs zum Turm von D'ar'putna hinüber.
4
    Die drei Männer verließen die Stadt und suchten die Drachenhöhlen auf. Elric hatte sich das Horn des Schicksals mit einer neuen Silberkette um den Hals gehängt. Er trug schwarzes Leder, der Kopf war bis auf ein

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