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Sturmbringerin

Sturmbringerin

Titel: Sturmbringerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Kullick
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Maske meiner Vergangenheit ins Gesicht.
    Sie würden meine Verzweiflung nicht zu sehen bekommen, das schwor ich mir.
    Hias machte eine ungeduldige Bewegung mit seiner linken Hand, woraufhin die Schweigsamere der beiden einen halben Schritt vortrat. Ihr Blick fixierte mich. Sie war bei unserer Gefangennahme nicht beteiligt gewesen, doch befürchtete ich, zu wissen, was mir nun blühte.
    Ein Schmerz, so heftig, dass er mir die Sicht nahm, schoss durch meinen Kopf und nistete sich zwischen meinen Schläfen ein.
    Ich wollte schreien, aber ich bekam keine Luft. Ich versuchte meine Lungen mit dem kostbaren Sauerstoff zu füllen, aber ich hatte alle Mühe und es gelang mir nur sehr mühsam.
    Endlich übernahm mein Instinkt die Kontrolle und ich schnappte hektisch nach Luft. Ein abgehackter Schrei entrang sich meiner Kehle und ich stemmte mich in die Fesseln. Nichts half.
    Ich wusste nicht, ob noch jemand im Zimmer war, sah nichts, hörte nichts, spürte nur den Schmerz, der wie glühender Stahl durch meinen Kopf schoss.
    So schnell wie er kam, so plötzlich war er wieder verschwunden. Reglos hing ich in den Seilen, die mich nun davor bewahrt hatten, zu stürzen und versuchte, meine Atmung zu beruhigen.
    Kaum hatte ich etwas Luft holen können, kam der Schmerz mit neuer Wucht zurück. Ich schrie bis mir meine Stimme ihren Dienst versagte und ich abermals nach Luft rang. Wieder verschwand der Schmerz. Nur um kurz darauf erneut über mich herzufallen.
    Ich war einer Panik nahe. Wie oft wollten sie das noch machen?
    Sobald der Angriff vorüber war, sammelte ich meine Gedanken, sie wollten bereits abdriften, aber ich hielt sie fest bei mir. Ich brauchte einen klaren Kopf.
    Ich schmeckte salzige Tränen, gemischt mit dem kupfrigen Geschmack meines Blutes. Ich hatte mir unbemerkt auf die Lippe gebissen.
    »Ihr wisst, was ihr zu tun habt«, hörte ich Hias sagen. »Ich habe ein paar eilige Boten zu senden.«
    »Wir werden sie Demut lehren, mein Herr.« Diese Stimme hörte ich zum ersten Mal, demnach musste es meine Peinigerin sein.
    Träge sah ich auf. Hias hatte sich zum Gehen gewandt. Das durfte er noch nicht. Ich musste noch etwas wissen. Noch musste er bleiben. Nur er würde mich vermutlich mit der Wahrheit konfrontieren. Falls der Rest sie überhaupt kannte.
    »Warte…«, krächzte ich und erschrak beim Klang meiner Stimme, die schon jetzt rau vom Schreien war.
    Hias blieb stehen und sah mich erwartungsvoll an. „Was willst du?“
    »Wo-?« Ich musste das Blut, das mir in den Mund lief, herunterschlucken, um einen weiteren Ton aus meiner Kehle pressen zu können.
    »Wo ist Van? Was habt ihr mit ihm gemacht?« Schnell stieß ich die Worte aus, bevor mir abermals die Luft wegbleiben konnte.
    Das ekelige Lächeln, das Hias mich nun sehen ließ, gefiel mir gar nicht. »Natürlich ist er tot. Wir konnten ihn nicht brauchen. Er hätte deine Brechung nur behindert, also hat man ihm die Kehle durchgeschnitten.«
    Achselzuckend wandte sich Hias wieder ab. Meine Beine gaben unter mir nach und eine Flut aus Tränen strömte über mein Gesicht. Das war nicht wahr. Hias log, um mich zu verunsichern. So musste es sein. Ich würde es erst glauben, wenn ich es mit eigenen Augen sah.
    »Du lügst«, hauchte ich mit bebender Stimme.
    Hias seufzte genervt. »Glaub mir, ich war dabei, als es geschah. Wir befinden uns im Krieg. Wozu essen verschwenden, um jemanden am Leben zu erhalten, der uns tot viel besser nützt.«
    Ich brachte kein weiteres Wort heraus. Betäubt starrte ich auf den Boden, konnte Hias‘ Anblick nicht länger ertragen.
    Außer meinem tränenersticken Nachluftschnappen, hörte ich nur das leise Tropfen meines Blutes, das auf den Fliesen bereits zu einer kleinen Pfütze geworden war.
    Was, wenn Hias die Wahrheit sagte? Seine Argumente ergaben aus seiner Sichtweise sogar Sinn.
    Ich tobte, schrie und weinte. Der Schmerz, den mir diese Vorstellung bereitete, war ungleich schlimmer als alles, was Orena mir bisher angetan hatte.
    »Sie wird sich noch etwas antun«, sagte die Frau, die meine Magie gefangen hielt. Mairis, rief ich mir in Erinnerung, Hias hatte ihren Namen genannt. Ich würde mir ihrer beider Namen gut merken, sie würden von mir nicht verschont werden.
    Ich hörte Schritte in meine Richtung kommen und sah auf. Orena stand vor mir und band ihr Halstuch los. »Hias wird nicht begeistert sein, solltest du dir die Zunge abbeißen.«
    Sie beugte sich vor, um mich zu knebeln. Ihre Frisur war meiner sehr ähnlich und ihre

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