Sturmbringerin
bitteren Klang in der Stimme.
»Die Frau vom Basar hat mich auch schon davor gewarnt, dass wir Misstrauen erwecken könnten, da wir schon so lange kein Kind empfangen«, sagte Orena seufzend.
»Mir müssen uns etwas einfallen lassen, solange ihr Widerstand noch nicht ganz gebrochen ist. Unsere Flucht könnte mit ihrer Hilfe gelingen.« Mairis verzog nachdenklich das Gesicht, während sie sprach.
»Nur wie sollen wir ihre Freunde befreien? Sie wird ohne sie nicht gehen wollen. Außerdem müssen wir Kemandra und die anderen Binder irgendwie umgehen. Mir ist immer noch nichts eingefallen, wie wir beiden ein solches Ablenkungsmanöver zustande bringen sollen.« Es war einfach zum Haare raufen, fluchte Orena innerlich. Doch wollte sie Mairis ihre Unruhe nicht spüren lassen.
Sie beide standen vor einem Problem, was ihnen nur zu bewusst war. Diese Tatsache laut auszusprechen, half ihnen auch nicht bei der Lösungsfindung. Es wäre nur noch deprimierender.
»Wir müssen uns auf den Weg machen, sonst schaffen wir es nicht mehr pünktlich.« Mairis trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und sah an Orena vorbei zur Tür.
»Gib mir nur noch einen Moment«, hauchte Orena und beugte sich zu ihr vor.
Mairis lächelte wissend und kam Orena entgegen. Als sich ihre Lippen trafen, ging es Orena augenblicklich besser. Mit Mairis an ihrer Seite fand sie einen Weg, dessen war sie sicher.
Viel zu schnell trennten sich die beiden voneinander und verließen das Zimmer. Gern hätte Orena Mairis‘ Hand ergriffen, doch konnte sie dieses Risiko hier draußen unmöglich eingehen. Sie fürchtete sich vor dem, was geschehen könnte, sollte jemand von ihnen beiden erfahren.
So mancher hätte seinen Spaß damit sie mit diesem Wissen im Hinterkopf zu quälen. Noch mehr als diese rohen Kerle es ohnehin schon taten.
Sie traten hinaus in den breiteren Flur und trafen dort auf die kleine Einheit turontischer Soldaten, die für die heutige Wache eingeteilt waren.
Natürlich war auch Hector mit von der Partie. Zwar waren es oft dieselben Soldaten, jedoch ließen die meisten sich auch für andere Dienste einteilen.
Hector nicht. Orena war davon überzeugt, dass er sich an der Qual der Gefolterten ergötzte und sich bewusst in dieses Bataillon einteilen ließ.
Gemeinsam gingen sie weiter und erreichten schon bald den Trakt in dem Gianna und auch ihre Freundin, die Flüsterin, untergebracht waren. Orena betrat Giannas Zimmer ohne zu klopfen und verschaffte sich einen schnellen Überblick.
Kemandra und Cato standen in der Mitte des Raumes, die Wachen an den Wänden, Gianna hing reglos in ihren Fesseln. In diesem Moment benutzte Kemandra ihre Gabe und Gianna begann zu zucken.
Sie schrie nicht auf, wie Orena es erwartete. Hatte Kemandra sie wieder geschlagen? Vielleicht war sie sogar bewusstlos? In den letzten Wochen hatte Kemandra Gianna zwar immer seltener verprügelt und sogar angefangen, sie zu knebeln, doch das hieß nicht, dass Kemandras Stimmungsschwankungen plötzlich berechenbar wurden.
Kemandra hörte noch nicht wieder auf, aber außer dem durch den Knebel gedämpften Atem war von Gianna nichts zu hören.
Mairis und Orena stellten sich zu Cato. »Ist sie bei Bewusstsein?«, fragte Orena ihn leise.
Cato nickte. »Sie hat heute noch nicht einmal gesprochen, geschweige denn geschrien, obwohl diese Tatsache Kemandras Laune zunehmend verschlechtert und sie das vermutlich zu spüren bekommt. Es ist wirklich beängstigend«, flüsterte er zurück.
Hinter Orena lösten sich die Soldaten ab. Leises Rascheln der schweren Uniformen verriet, dass sie gerade dabei waren, die Plätze zu tauschen.
Giannas Körper verließ die Spannung. Kemandra hatte aufgehört.
Als sie sich zu Orena und Mairis umdrehte, funkelten ihre Augen wütend. »Allmählich langweilt diese Kuh mich. Sie gehört ganz dir. Ich bin für heute fertig mit ihr.«
Kemandra stapfte beleidigt an ihnen vorbei. Cato folgte ihr mit einigem Abstand.
Bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, rührte Orena sich nicht vom Fleck. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, ging sie zu Gianna, bewusst langsam, damit niemand ihre tatsächliche Eile bemerkte.
Gianna sah nicht auf, obwohl sie Orenas Näherkommen bemerken musste. Nun stand Orena direkt vor ihr, aber ihre Gefangene bewegte sich noch immer nicht.
Orena beugte sich zu ihr vor und griff Gianna sacht unters Kinn. Ihr Kopf fiel schlaff in den Nacken, obwohl sie die Augen geöffnet hatte.
Durch die wild in ihrem Gesicht
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