Sturmbringerin
sagen, dass du glaubst, dass Kemandra nicht nur ihren Willen, sondern vielmehr ihren Geist gebrochen hat.« Mairis sah sie entsetzt an. Sie fühlte dasselbe wie Orena und offensichtlich gingen ihr die gleichen Schlussfolgerungen durch den Kopf.
»Ich befürchte es«, murmelte Orena.
»Ob Hias das gefallen wird?«
»Ich bin mir nicht sicher. Solange sie willig ist zu tun, was man ihr sagt, stört es ihn nicht sonderlich, glaube ich. Auch wenn von einem debilen Geist in so einem mächtigen Körper eine Gefahr ausgeht.«
Mairis spielte nervös mit einer ihrer Locken. »Falls sie ihre Gabe überhaupt noch zu gebrauchen weiß.«
»Sollte sie auch das vergessen haben, sind wir aufgeschmissen!«
Orena musste ihre Verzweiflung den noch anwesenden Soldaten nicht vorspielen. Sämtliche Ansätze zu geeigneten Plänen wurden gerade zunichte gemacht.
Das bedeutete, sie und ihre Geliebte verlören bald ihr Leben. Nicht, dass sie den Tod durch die Turonter fürchtete. Diese brauchten sie und würden sie am Leben erhalten.
Aber Orena hatte nach eigenen Vorstellungen mit Mairis leben wollen, nicht sterben. Der Freitod war ihr letzter Ausweg, wenn alles andere versagte.
Orena war zum Heulen zumute.
»Beruhige dich«, hauchte Mairis ihr zu. »Noch ist nichts verloren. Und wenn doch, dann sind wir wenigstens zusammen.« Mairis rang sich ein gequältes Lächeln für sie ab.
Konzentriert starrte Orena sie an. Sie wollte sich dieses Gesicht, dessen Lächeln, die leuchtenden Augen und die einzelnen Sommersprossen auf der kleinen Nase bis ins letzte Detail einprägen.
Sollten alle Stricke reißen, wäre es grausam, Gianna nicht ebenfalls zu erlösen. Sie würde noch Schlimmeres durchleiden müssen als bisher. Wenn es in Orenas Macht stand und Gianna rettungslos verloren war, wollte sie ihr wenigstens diese Gnade gewähren.
Die Tür wurde aufgestoßen und ein schweratmender Hias stand im Rahmen.
»Ihr habt es geschafft?« Er japste nach Luft und hielt sich am Holz aufrecht.
Zögerlich nickte Orena. »Ich denke schon, doch könnten wir ein Problem haben.«
Hias versteifte sich und machte sich auf den Weg durch den Raum. »Was für ein Problem?«, fragte er herrisch.
»Es wäre möglich, dass auch ihr Geist bei der Prozedur gebrochen wurde. Sie weiß nicht, wer sie ist.«
Aus Hias‘ Gesicht wich sämtliche Farbe nur um kurz darauf puterrot anzulaufen. »Ich habe euch so oft erklärt, wie wichtig dieser Auftrag ist und ihr habt nichts Besseres zu tun als es zu ruinieren und ein sabberndes, debiles Wrack zu hinterlassen?!«
Mairis zuckte zurück, als Hias die beiden anbrüllte.
»Ich habe Euch gewarnt, dass Kemandra zu brutal mit ihr umgesprungen ist«, verteidigte sich Orena.
Mairis versuchte die Situation zu retten, bevor Hias sämtliche Beherrschung fahren ließ. »Sie scheint gefügig zu sein. Vielleicht nützt sie uns so noch mehr als gedacht. Sie hat Angst davor bestraft zu werden. Das sollten wir doch nutzen können.«
Ihre Worte beruhigten Hias ein wenig und er betrachtete Gianna skeptisch. »Was sagt sie sonst noch?«
»Sie leiert ständig Entschuldigungen herunter, in der Hoffnung nicht mehr bestraft zu werden. Womöglich kann man damit arbeiten.« Orena gab sich mürrisch. Hias musste glauben, dass nach wie vor alle Fäden der Begabten bei ihm zusammenliefen und keine seiner Puppen aus der Reihe tanzen wollte.
Vorsichtig näherte er sich Gianna und betrachtete sie argwöhnisch.
»Mein Herr, was immer Euch verstimmt hat, es tut mir leid. Ich will mich bessern. Bitte lasst nicht zu, dass sie mir weiter wehtun.« Gianna richtete ihren Wortschwall an Hias. Sobald sie zum Ende kam, wanderten ihre Augen ängstlich hinüber zu Orena.
Hias beugte sich tief zu Gianna herunter. »Nun, das liegt ganz bei dir, ob sie dir wehtun wird oder nicht.«
Orena hielt sich etwas abseits, wobei sie keinen der beiden aus den Augen ließ. Sie zermarterte sich das Hirn und suchte nach einer Lösung. Doch fand sie bislang keine.
»Was muss ich tun, damit es aufhört?«, fragte Gianna schüchtern.
Hias‘ zufriedenes Lächeln, das er jetzt zeigte, ließ Orena die Galle hochkommen.
»Das ist ganz einfach. Du musst nur alles tun, was ich dir sage. Egal, was es ist, du darfst mir nicht widersprechen und musst mir gehorchen. Glaubst du, dass du das kannst?«
Gianna nickte stürmisch, wobei ihr die wilden Haarsträhnen erneut ins Gesicht rutschten. »Ich werde alles tun, was Ihr verlangt, nur tut mir nicht mehr weh.«
»Wirklich
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