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Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)

Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)

Titel: Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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stieß sie zum Ruderboot. »Wir gehen jetzt!«
    Evangeline wehrte sich nicht, sondern kletterte eilig in das kleine Boot, wo sie sich zwischen die Pulverfässer auf den Boden quetschte. Ihr Herz raste. Es war eine wahnwitzige Flucht, denn ein kleiner Funke, eine verirrte Flamme reichte, und dieses kleine Boot würde den Himmel über Meilen erleuchten.
    Schaffte sie es allerdings, weg von der Fregatte und irgendwie zur Aurora oder einem der anderen beiden amerikanischen Schiffe zu gelangen, hatte sie vielleicht eine Chance. Captain Bainbridge hielt sie für verrückt, Captain Blackwell für eine Meuterin. Keiner von beiden wollte sie. Aber sie würde sich in Captain Blackwells Brigg sicherer fühlen als in Captain Bainbridges Kabine. Nicht auszudenken, was Anna tun würde, wenn sie mit Sebastian zurückkehrte!
    Der ältere Matrose half Anna ins Boot, während der jüngere das Boot am Seilzug über die Seite hinunterließ. Bei dem Chaos an Bord achtete niemand auf Evangeline.
    Die Reling verschwand über ihnen, als das Boot langsam nach unten ruckelte. Die Seite der Fregatte – das Holz am Rumpf fleckig und nach Salzwasser riechend – hievte neben ihnen. Der jüngere Matrose ächzte vor Anstrengung, und das schwerbeladene Ruderboot zerrte bedenklich an den Seilwinden.
    Dann erreichten sie die Wasseroberfläche. Der Matrose schnitt die Seile durch, und sie klatschen in ein Wellental.
    »Los!«, kommandierte Anna.
    Beide Matrosen ergriffen die Ruder, während Anna ins Heck krabbelte, um die Pinne zu übernehmen. Sie bewegten sich aus dem großen Schatten der Fregatte aufs schwarze Wasser hinaus. Keine einzige Laterne leuchtete ihnen den Weg. Der Wind, der inzwischen deutlich abgekühlt war, trug Sprühwasser herbei, das sie durchnässte. Der Pech- und Salzwassergestank der Fregatte war erstickend.
    Aber niemand folgte ihnen. Evangeline hielt sich seitlich am Boot fest und betete. Links im Süden waren die Lichter von Havanna, im Norden die amerikanischen Schiffe. Sie mussten zwischen der englischen Fregatte und den anderen Schiffen hindurch, um ans Ufer zu kommen.
    Das Sprühwasser brannte in Evangelines sonnengerötetem Gesicht. Sie, die stets auf Anstand bedacht gewesen war, trieb nun in einem Hemd und einer Herrenjacke auf dem offenen Meer, das Haar zerzaust, Hände und Gesicht rissig. Unweigerlich krümmte sie die Zehen in ihren kleinen Stiefeln. Könnte Miss Pyne sie so sehen …
    Aber nein! Miss Pyne wäre schon längst in Ohnmacht gefallen, spätestens als Anna auf der Aurora die Meuterei vorschlug, und wäre wohl immer noch ohnmächtig. Miss Pyne hatte junge Damen gelehrt, im Leben ausschließlich das zu erwarten, was den Konventionen entsprach, und empört zu sein, sollte ihnen Außergewöhnliches widerfahren. Evangelines Ansicht nach sollte Miss Pyne ihren Lehrplan dringend um ein paar Punkte erweitern. Vielleicht schrieb sie ihr einen Brief, in dem sie ihr einige Vorschläge machte, sobald sie in Amerika angekommen war. Falls sie jemals in Amerika ankam.
    Das kleine Boot trieb unentdeckt zwischen den amerikanischen Schiffen und der englischen Fregatte. Zwar waren sämtliche Decks hell erleuchtet, aber das Ruderboot lag im Dunkeln. Natürlich waren so auch keine Felsen oder mögliche andere Boote zu sehen, wie Evangeline beunruhigend folgerte. Sie rechnete damit, dass sie jeden Moment gegen ein Hindernis stießen und kenterten.
    Wahrscheinlich würden sie nicht einmal bloß kentern. Ein Aufprall könnte einen Funken verursachen, und dann gingen sie alle in einem gewaltigen Feuerwerk hoch.
    Wäre sie mutig genug, könnte sie das Schießpulver jetzt entzünden. Dann wären die beiden Matrosen, Anna Adams und sie auf der Stelle tot. Oder sie stürmte zwischen den beiden Ruderern hindurch und schubste Anna ins Meer. Allerdings könnte das zur Folge haben, dass die Matrosen sie kurzerhand hinterherstießen und zur Fregatte zurückruderten. Also hielt sie sich weiter am Dollbord fest und biss die Zähne zusammen.
    Wieder loderte eine Flamme in der Dunkelheit auf. Evangeline schrie leise auf, der jüngere Matrose fluchte. Eine Kanonenkugel kam von der englischen Fregatte herbeigesegelt und landete mehrere Meter vor der Aurora .
    Eines der amerikanischen Schiffe drehte schwerfällig bei. Flackernde rote Funken bewegten sich hinter einer der Kanonenreihen. Evangeline vermutete, dass dort die Matrosen auf ihren Feuerbefehl warteten.
    »Weiterrudern!«, zischte Anna. »Der Schuss kam nicht einmal in unsere

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