Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)
teils sogar verärgert, denn dies hier war ihr Refugium. Der Captain hatte hier unten nichts zu suchen.
Wittington erhob sich langsam, ohne seine Karten abzulegen. »Welchem Umstand verdanken wir das Vergnügen, Captain?«
Seward trat einen Schritt vor, ehe Austin ihn zurückhalten konnte. »Jemand hat eben versucht, Captain Blackwell umzubringen. Falls einer von Ihnen irgendetwas darüber weiß, trete er vor, sofort!«
Niemand reagierte.
»Gütiger Himmel!«, sagte Wittington. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Das ist Blut an Ihrer Jacke.«
Austin schüttelte den Kopf. »Ein kleiner Kratzer. Ich will wissen, wer in der letzten halben Stunde an Deck gegangen ist und wer gerade erst zurückkam. Raus damit! Es ist wichtig.«
Stille. Seward kam zu ihm zurück und flüsterte: »Vielleicht sollten Sie den Männern sagen, dass sie sich rühren dürfen.«
Austin rang um Beherrschung. »Das ist keine Inspektion. Ich muss den Mann finden. Redet schon!«
»Das Problem ist, Captain«, sagte Wittington, »dass wir alle in unser Spiel vertieft waren. Wenn mein Geld auf dem Spiel steht, habe ich bloß Augen für die Karten und die Würfel. Entsprechend kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen, wer kam oder ging.«
»Jemand anders?«
Wittington blickte sich im Raum um und nickte den Männern zu. Als wäre er ihr Anführer, entspannten sie sich ein wenig und begannen zu antworten.
Die meisten waren leider ebenso wenig eine Hilfe wie Lord Rudolph. Sie waren auf das Spiel konzentriert gewesen und hatten auf nichts anderes geachtet. Einige waren zwischendurch ausgetreten, andere nach oben gegangen, um frische Luft zu schnappen, wieder andere waren auf ihre Wachposten gegangen und die abgelösten Wachen zurückgekommen. Einige wenige hatten Wittington in der letzten halben Stunde gehen und wiederkommen gesehen, aber ein halbes Dutzend Matrosen und Mr. Seward waren ebenfalls gegangen und gekommen.
Austin gab auf. Der Angreifer könnte leicht hergeflohen sein und sich unbemerkt unter die Männer gemischt haben. Er bat darum, dass jeder, dem noch etwas einfiel, sich an Mr. Seward oder ihn wenden möge.
Die Männer tauschten unsichere Blicke, doch Austin tat, als würde er es nicht bemerken.
»Albright, ich will, dass Sie wieder auf Wache vor meiner Kajüte gehen. Sie verlieren sowieso, falls das da Ihre Würfel auf dem Boden sind. Und der Rest von Ihnen …« Er sah auf Wittingtons Karten, warf ihm einen skeptischen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Sie verlieren auch.«
Er stieg die Leiter wieder hinauf, gefolgt von Seward. Oben angekommen, hörte er Wittington, der einen herzhaften Fluch ausstieß.
Kapitel 14
O ben auf dem Vordeck wandte Austin sich an seinen Ersten Offizier. »Was wollten Sie an Deck?«
Seward zuckte zusammen. »Sir?«
»Sie verließen das Spiel, um einen Spaziergang zu machen. Warum?«
»Ich musste austreten, Sir. Als ich fertig war, hörte ich den Lärm und fand Sie vor, wie Sie um Ihr Leben kämpften. Warum haben Sie nicht um Hilfe gerufen?«
Austin dachte an den Kampf, der ihm recht lange vorgekommen war, obwohl er nur wenige Minuten gedauert haben konnte. »Ich weiß es nicht. Ich war wohl zu beschäftigt damit, am Leben zu bleiben. Denken Sie, Sie würden den Mann wiedererkennen?«
»Weiß ich nicht, Sir.«
»Verdammt!«
Austin kochte vor Wut und hätte sehr gern weitergekämpft. Ihm wäre ein sauberes Ende lieber als diese Ungewissheit.
Wer immer eben entkommen war, würde auf eine Gelegenheit warten, es erneut zu versuchen. Es kribbelte zwischen seinen Schulterblättern, und Austin musste den Drang unterdrücken, hinter sich zu sehen.
Der Angriff steigerte die Anspannung noch, die das unbefriedigte Verlangen nach Evangeline ihm bescherte. Es war kaum noch auszuhalten.
»Sie sollten eine Leibwache haben, Sir«, sagte Seward.
»Und woher weiß ich, dass der Mann, den ich mir aussuche, nicht der ist, der mich umbringen will?«
»Eine berechtigte Frage, Sir.«
»Nein, ich werde …«
Etwas bewegte sich hinter einem Stapel Segeltuch, ein dunklerer Schatten im Schatten. Schlagartig stieg Austins Adrenalinpegel wieder an. Ihm war egal, ob der Mann noch ein Messer hatte. Der Angreifer würde ihm seine Fragen jetzt beantworten.
Er stürzte sich in die Dunkelheit, packte zu und umklammerte einen starken zappelnden Körper, der versuchte, ihm einen Ellbogen in die Rippen zu stoßen.
Unbeirrt zerrte er ihn ins Licht, stellte ihn hin und drehte ihn zu sich. Mondlicht blinkte auf
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