Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)
Ehemann werden, der sie führte, über sie bestimmte, für sie sorgte.
Ob diese Aussicht sie ängstigte oder erregte, konnte sie nicht entscheiden.
Er hielt ihr die Tür auf, und sie raffte die Röcke, um vor ihm hinauszutreten.
»Verräterischer Schurke!«, zischte Albright. »Verweichlichter, betrügerischer …«
Er zerrte an seinen Ketten und stieß einen Sturzbach von Flüchen aus. Evangeline wurde kreidebleich.
Austin packte Albright beim Hemd und riss den jungen Mann vom Boden hoch. »Mäßigen Sie sich vor der Dame, und beantworten Sie meine Frage! Wer hat Sie geschickt?«
»Fahren Sie zur Hölle!«
»Da war ich schon, also schreckt sie mich nicht mehr.«
Albright senkte die blassen Lider.
Der junge Mann, der beinahe ertrunken war, schien sich wieder ziemlich gut erholt zu haben. Inzwischen war er trocken und den geballten Fäusten sowie den Sehnen, die an seinem Hals vorstanden, nach zu urteilen, gut bei Kräften.
Austin hatte angeordnet, dass er getrennt von den anderen Meuterern untergebracht würde. So saß der Junge in einer Ecke nahe der Bugspitze, von der ihn ein Stapel Kisten mit Ladung trennte. Seine Hände steckten in Schellen, deren Kette in der Wand verankert, aber lang genug war, dass er sich hinsetzen und den Nachttopf erreichen konnte, der in der gegenüberliegenden Ecke stand. Der Boden war hoch mit Stroh ausgelegt, und die Männer hatten ihm eine Decke gegeben.
»Wie alt sind Sie, Albright?«
Albright sah ihn mürrisch von der Seite an. »Sechzehn.«
»Dann waren Sie während des Krieges noch ein Kind. Sie erinnern sich nicht einmal daran.«
»Ich erinnere mich, dass mein Vater wegging und nicht zurückkam.«
Evangeline stieß einen leisen Laut aus, und Tränen glänzten in ihren Wimpern.
»Deshalb verachten Sie alle, die zurückkamen?«
»Mein Vater ist für eine dämliche Sache gestorben. Hätten die verflucht arroganten Herren in Philadelphia nicht beschlossen, einen Krieg anzuzetteln, würden wir heute noch alle friedlich leben. Als Engländer.«
»Wir leben in Frieden – endlich. Wollen Sie, dass der ganze Schrecken von vorn beginnt?« Austin ließ Albright los, sah ihn aber weiterhin streng an. »Ich habe Männer neben mir sterben gesehen, zerfetzt von Kanonenkugeln. Ich habe sie ertrinken und verbrennen gesehen. Und ich will das verdammt nochmal nie wieder erleben! Die große Sache, für die Männer in Philadelphia kämpfen wollten, unterscheidet sich nicht von dem, was Sie wollen. Sie sind so von Ihrem Ideal besessen, dass Sie sich die Wirklichkeit gar nicht mehr vorstellen können.«
Er richtete sich auf. »Männer, die sterben, junge Burschen wie Sie, deren Väter in den Krieg ziehen und nicht wiederkehren. Das will ich verhindern, Albright. Sagen Sie mir, wer Sie geschickt hat!«
Albright befeuchtete sich die Lippen. »Niemals!«
»Folter ist nicht schön, Junge, das habe ich schon mit eigenen Augen gesehen. Aber sie lockert die Zunge recht eindrucksvoll.«
Zwar weiteten sich die Augen des Jungen, doch er kniff hartnäckig den Mund zusammen.
Austin zuckte mit den Schultern. »Denken Sie darüber nach! Ich komme später noch einmal. Miss Clemens.«
Er bedeutete ihr, ihm zu folgen, und ging um die aufgestapelte Ladung herum.
Kurz darauf merkte er, dass sie nicht mit ihm gekommen war, und machte auf der Stelle kehrt. Guter Gott!
Sie war auf Albright zugegangen und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es wird alles gut. Captain Blackwell ist ein freundlicher Mensch – unter der rauhen Schale.«
Während Albright sie anstarrte, blieb Austin fast das Herz stehen. Jeden Moment würde Albright sie packen, als Geisel nehmen und ihre Sicherheit gegen seine Freiheit eintauschen.
Doch Albright sah sie einfach nur an. Evangeline tätschelte ihm den Arm, drehte sich um und kam zu Austin.
Verärgert fasste er ihr Handgelenk und zog sie aus der Luke. Oben an Deck herrschte strahlender Sonnenschein, und in der frischen Brise flatterten Evangelines Röcke und Austins Jacke. Ein paar ihrer Locken hatten sich aus dem geflochtenen Zopf gelöst und flogen im Sonnenschein, der sie golden färbte.
»Das war sehr gefährlich, Evangeline. Ich habe Sie nicht mit hinuntergenommen, damit Sie ihn bemuttern.«
»Und warum haben Sie mich dann mitgenommen?«
Er zog sie zur Reling, damit sie den Matrosen, die alles für die Einfahrt in den Bostoner Hafen vorbereiteten, nicht im Weg standen. Er sprach leise.
»Ich wollte Ihnen zeigen, welche Gefahr die Liste darstellt.
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