Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)
da?«
»Ach, Austin, Sie wären unglücklich mit mir! Sie würden Ihr Schiff, die See und Ihre Männer vermissen, und Sie werden fortwollen.«
Austin atmete tief durch. »Ich habe Ihnen bereits erklärt, dass ich dieses Leben leid bin. Ich will an Land bleiben und zur Ruhe kommen.«
»Ihre erste Frau machte Sie unglücklich, und das würde ich ebenso.«
Austin sah die sehr junge dunkelhaarige Frau vor sich, die vor zehn Jahren seine Braut gewesen war. Auch er war sehr jung gewesen und glücklich, eine so hübsche Frau gefunden zu haben. In der Hochzeitsnacht hatte sie entsetzliche Angst vor ihm gehabt, und obwohl er sich alle Mühe gegeben hatte, sie dieselbe Wonne empfinden zu lassen, die er fühlte, konnte er es nicht. Sie hatte sich ihm schlicht verweigert.
Dann fiel ihm wieder ein, wie Evangeline in seinen Armen gelegen hatte, wie unverfälscht sie seine Leidenschaft erwidert, ihm ihre Lippen zum Kuss angeboten und ihm ihren Körper entgegengestreckt hatte. Bei der Erinnerung daran, wie wundervoll sie sich angefühlt hatte, regte sich neues Verlangen in ihm.
»Das Scheitern meiner ersten Ehe war meine Schuld. Meine Frau wünschte sich einen konventionellen Ehemann, und ich ließ sie allein, um zur See zu fahren. Wenn ich wie andere Männer zu Hause bleibe, wird keiner von uns unglücklich.«
Sie schüttelte energisch den Kopf. »Begreifen Sie denn nicht, Austin? Sie ließen sie zu Hause, weil Sie sich von ihr eingeengt fühlten, gefangen in den Konventionen des Alltäglichen. Deshalb flohen Sie zurück auf See, und deshalb haben Sie sich seither nie wieder mit einer Frau eingelassen.«
Da irrte sie. Er hatte sich wieder und wieder eingelassen und war jedes Mal geflohen.
Aber vielleicht hatte sie auch recht. Jedes Mal, wenn er an Land war, vergingen höchstens sechzig Tage, bis er rastlos wurde und die Mauern der Stadt ihm wie ein Gefängnis erschienen. Zugleich begannen die Forderungen seiner Mätressen nach Aufmerksamkeit und Geschenken ihn erst zu langweilen, dann zu verärgern und schließlich in den Wahnsinn zu treiben. Also übernahm er wieder ein Kommando, um den frischen Wind auf seinem Gesicht zu spüren und den Ozean zu riechen, weg vom Gestank der Stadt, den engen Mauern, den lästigen Ansprüchen seiner Mätressen.
Austin biss die Zähne zusammen. Diesmal nicht! Diesmal wollte er Evangeline an hellen Sommertagen und in langen Winternächten an seiner Seite haben. Sie würde er nie verlassen wollen. Und setzte die Stadt ihm zu, würde er in ihren Armen Trost finden …
Oder?
Oder vielleicht kann ich einer Frau kein verlässlicher, angenehmer Ehemann sein. Nicht einmal einer so wunderschönen, begehrenswerten, witzigen, charmanten, unschuldigen, bezaubernden Frau wie Evangeline.
Er betrachtete sie eine Weile schweigend, dann ging er aus der Kabine und schloss die Tür. Mit dem Messingschlüssel aus seiner Jackentasche verriegelte er sie.
Als er bereits auf der Treppe war, hörte er ihren wütenden Schrei und musste unweigerlich lachen.
»Lassen Sie mich raus!«
Evangeline pochte mit beiden Händen an die Tür, dass es durch die Kabine hallte. »Austin, lassen Sie mich sofort raus!«
Sie legte das Ohr ans Schlüsselloch und horchte. Die Holzbohlen knarrten, die Segel flatterten im Wind, und die Wellen schlugen hohl gegen den Rumpf. Evangeline hörte Matrosen singen, während sie an den Winden arbeiteten. Aber niemand eilte die Treppe hinunter, um ihr zu helfen, niemand antwortete auf ihr Rufen.
Verärgert drehte sie sich um, lehnte sich von innen gegen die Tür und verschränkte schmollend die Arme vor der Brust.
Seine Dickköpfigkeit würde den Mann noch ruinieren! Begriff er denn nicht, dass er die Freiheit brauchte, allein zu entscheiden, ob er an Land oder auf See sein wollte? Und in dieser Freiheit durfte weder sie noch jemand sonst ihn beschneiden. Das Funkeln in seinen Augen hatte ihr deutlich gezeigt, dass sie recht hatte. Er war vor seiner ersten Frau geflohen, und er würde es zweifellos vor jeder weiteren ebenfalls tun.
Sie sollte Lord Rudolphs Angebot annehmen, sie zurück nach England zu begleiten – nicht als Frau allerdings, denn das wäre eine lächerliche mésalliance , sondern als eine Freundin, so wie er es anfangs vorgeschlagen hatte.
Beiden Männern musste die Seeluft zu Kopf gestiegen sein. Sobald sie in Boston waren und Austin und Lord Rudolph andere Frauen sahen, würden sie aufhören, Evangeline faszinierend zu finden. Am besten verschwand sie, bat ihre
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