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Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)

Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)

Titel: Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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Cousine, ihr bei der Reise in eine andere Kolonie zu helfen, und änderte vielleicht sogar ihren Namen.
    Evangeline Clemens würde es nicht mehr geben, und sie könnte von vorn anfangen. Sie hatte schon oft von Menschen gelesen, die in die früheren Kolonien gegangen waren, um ein neues Leben zu beginnen und die Vergangenheit zu begraben. Natürlich waren viele von ihnen Kriminelle gewesen, aber trotzdem reizte Evangeline die Romantik eines solchen Schrittes.
    Und eines Tages könnte sie womöglich nach Boston zurückkehren und Captain Austin Blackwell besuchen, einen in die Jahre gekommenen Witwer, mit dem sie über die alten Zeiten lachte.
    Das Schwanken des Schiffes riss sie jäh in die Gegenwart zurück. Sie konnte wohl kaum in eine andere Kolonie davonlaufen, solange sie in der Kabine auf einem Schiff eingesperrt war, das sie nach Boston brachte. Verärgert biss sie die Zähne zusammen und stieß ein paar sehr wenig damenhafte Beschimpfungen aus.
    Sonnenschein fiel durch die Heckfenster hinein und glitzerte draußen auf dem Meer. Der schöne Anblick beruhigte sie ein wenig. Vielleicht hatte er einen Ersatzschlüssel in der Kabine versteckt. Dieser würde ihr nicht allzu viel nützen, weil sie immer noch auf dem Schiff wäre, über das er das Kommando hatte, aber sie beabsichtigte keinesfalls, still dazusitzen, bis er sie wieder herausließ. Sie ging zum Schreibtisch, setzte sich auf seinen Stuhl und machte sich daran, die Schubladen zu durchsuchen. Leider fand sich in keiner ein Schlüssel.
    Sie entdeckte allerdings ein Miniaturporträt einer jungen Frau mit dunklen Locken. Sie hatte rosige Wangen, dunkle Augen, eine spitze Nase und ein rundes Kinn. Auf dem Bild war kein Datum vermerkt.
    Evangeline hielt es nachdenklich in der Hand. Sie musste seine Frau gewesen sein. Dies war die Frau, von der er sich offiziell getrennt hatte; die Frau, vor der er auf See geflohen war. Und dennoch bewahrte er ihr Porträt auf.
    Vorsichtig legte sie das Bild wieder in die Schublade und schloss sie. Dann stützte sie die Ellbogen auf dem Schreibtisch auf und den Kopf in die Hände. Der Mann würde sie in den Wahnsinn treiben!

    Die Sonne glitt gen Westen, und die Schatten wurden länger, als das Schiff sich langsam dem Bostoner Hafen näherte. Auch nach gründlicher Suche in der ganzen Kabine hatte Evangeline keinen Schlüssel gefunden und schließlich resigniert. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu warten, bis Austin sie wieder befreite.
    Sie ruhte sich auf dem Bett aus, wobei sie sich bemühte, nicht an die vorherige Nacht zu denken. Dann stand sie auf und trat an die Fenster. Da sie allerdings zum Heck hinausgingen, sah sie nichts als die offene See.
    Dass sie sich dem Hafen näherten, erkannte sie jedoch an den anderen Schiffen, die nun auftauchten: große vollbeladene Schoner, die tief im Wasser lagen, und kleinere Schiffe, die sonst wohin aufbrachen. Die unterschiedlichen Nationalitäten der Schiffe faszinierten sie. Evangeline erkannte die Flaggen von England, Frankreich, den Niederlanden, Italien und Spanien, sah aber auch welche, die sie nicht zuordnen konnte. Alle hatten sie sich aufs Meer begeben, um Handel mit der neuen amerikanischen Nation zu treiben, die sich für die Geschäfte mit aller Welt öffnete.
    Sie setzte sich an den Schreibtisch und beobachtete das geschäftige Treiben auf den anderen Schiffen. Wie geschmeidig sie durchs Wasser glitten, ohne sich gegenseitig zu bedrängen, war bemerkenswert. Matrosen kletterten wie Spinnen in den Betakelungen, wendig und geübt darin, die Befehle ihres Captains zu befolgen. Von oben hörte Evangeline Mr. Seward und Mr. Osborn, die Anweisungen gaben, während auch die Aurora sich in den Tanz der Schiffe einfügte.
    Eine ganze Weile später drehte sich das Schiff, und nun endlich sah Evangeline die Stadt, bei der es sich um Boston handeln musste. Der Hafenbereich war flach und langgezogen, nur hier und da ragten Gebäude vor den grünen Hängen und Wäldern auf. In der langsam untergehenden Sonne wirkte alles recht idyllisch, und die wenigen hohen Wolken färbten sich pink, gold und orange.
    So viel Platz! Amerika war ein weites Land und das Landesinnere bisher noch kaum erkundet. Ganz anders als Liverpool, das eine ganze Ecke Englands ausfüllte, oder das kleine Dorf in Gloucestershire, das von unzähligen ähnlichen Dörfern umgeben war. Hier schien die Küste sich endlos zu erstrecken, und die wenigen kleinen Bauten nahmen sich vor der unerschlossenen Wildnis

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