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Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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befanden. Neben der Gruppe auf der norwegischen Insel Kelkoya gab es auch Standorte in Thailand, Kanada, Argentinien und Vietnam. Ihr Leben ordneten sie vollständig den Gesetzen der Natur unter.
    »Den Gesetzen der Natur? Was soll das nun wieder heißen?«, murmelte Lobinski grimmig. »Der Stärkere überlebt? Fressen und gefressen werden?« Er schüttelte frustriert den Kopf und griff wieder nach seinen Zigaretten. So kam er nicht weiter.
    Ihm blieb also nur noch eine letzte Spur. Er nahm sich das Telefon, suchte aus seinem Adressbuch eine Nummer heraus und wählte. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis abgenommen wurde.
    »Reisert«, drang eine heisere Stimme aus dem Lautsprecher.
    »Hallo Jo, hier ist Peter Lobinski.«
    »Hey Peter, das ist ja eine Überraschung. Wie geht es dir?«
    Lobinski grinste. Er hatte schon eine ganze Weile keinen Kontakt mehr zu seinem alten Kumpel aus Flensburg gehabt, aber das schien ihm dieser nicht übel zu nehmen. »Gut, danke. Ich bräuchte dringend eine Info über einen Kollegen von uns auf Sylt. Das ist ja nicht allzu weit von dir entfernt, deshalb dachte ich, du könntest mir eventuell weiterhelfen.«
    »Sylt?« Reisert schien zu überlegen. »Soweit ich weiß, gibt es da nur eine Detektei, und zwar die von Konstantin Gramser.«
    »Genau um den geht es. Kennst du ihn?«
    »Nur flüchtig. Was willst du wissen?«
    Lobinski dachte einen Augenblick nach. Natürlich wollte er wissen, was man über Gramser so erzählte. Dabei wollte er aber weder den Eindruck entstehen lassen, dass Gramser Dreck am Stecken hatte, noch wollte er zu viel über seinen Fall verraten. »Weißt du, ob er seriös arbeitet?«, fragte er daher nur.
    Reisert lachte. »Naja, bei den meisten unserer Kollegen ist das wohl eine Sache der Definition. Aber Spaß beiseite. Soweit ich weiß, ist Gramser mit der Beschattung untreuer Ehemänner und -frauen ganz gut zu Geld gekommen. Er hat ein ziemlich luxuriöses Bürogebäude in der Nähe von Westerland und mehrere Leute, die für ihn arbeiten. Aber man munkelt, dass er gern mal doppelt abkassiert, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Lobinski nickte. Er verstand sehr gut. Doppelt abzukassieren war zwar nicht okay, aber es war eine gute Masche, schnell an Geld zu kommen. Man nahm den Auftrag eines betuchten Klienten an, den vermeintlich untreuen Ehepartner zu beschatten, und wenn man diesen dann in flagranti erwischte, bot man der untreuen Partei an, den Mund zu halten und die Beweise gegen Zahlung einer nicht unansehnlichen Summe zu vernichten.
    »Und was meinst du, ist da was dran?«
    »Schwer zu sagen.« Reisert schien abzuwägen. »Ganz abwegig ist es nicht, so rasant, wie der Typ aufgestiegen ist. Andererseits weißt du ja selbst, wie schnell man den Neid der Konkurrenz auf sich zieht. Und wenn erst einmal Gerüchte im Umlauf sind, kann man da kaum noch gegensteuern.«
    »Wohl wahr«, seufzte Lobinski. Er hatte selbst schon die leidige Erfahrung gemacht, wie schwer man einen schlechten Ruf wieder loswurde, und damals hatte ihn es fast seine Existenz gekostet. »Also hast du nichts Konkretes?«
    »Leider nicht. Aber ich kann mich ja noch mal ein bisschen umhören, was die anderen Kollegen so aufgeschnappt haben. Sobald ich was höre, gebe ich dir Bescheid«, schlug Reiser vor.
    Nachdem Lobinski sich bedankt und verabschiedet hatte, legte er auf.
    Er dachte eine Weile nach, dann fasste er einen Entschluss. Wieder griff er zum Telefon.
    »Hallo Katie, ich bin’s, Peter. Ich brauche dringend deine Hilfe«, sagte er, nachdem sich die vertraute Stimme gemeldet hatte. Katie war eine langjährige Freundin von ihm und Inhaberin eines kleinen Reisebüros. »Ich muss nach Kristiansand in Norwegen. Kannst du mir so schnell wie möglich einen Flug und ein Quartier organisieren?«
    Er lachte, als seine Gesprächspartnerin Einwände erhob. »Natürlich, ich weiß, dass es da um diese Jahreszeit schweinekalt ist. Ich fahre ja auch nicht zum Spaß dorthin.«

*
    Suna starrte aus dem Fenster des Zuges nach Westerland, ohne etwas von der Landschaft wahrzunehmen. Das Wetter hatte sich deutlich verschlechtert. Schwere graue Wolken hingen am Himmel und es wehte ein scharfer Wind. Doch Suna war viel zu sehr mit ihrem Fall beschäftigt, um sich über die Umgebung Gedanken machen zu können.
    Glücklicherweise war der Zug relativ leer, und sie hatte einen Sitzplatz in einem Abteil erwischt, in dem nur noch ein anderer Fahrgast saß. Der ältere Mann hatte den Kopf in den Nacken gelegt

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