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Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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verwirrteren Eindruck als während des Gesprächs mit Asmussen.
    Inzwischen war Suna durch den eisigen Wind ganz durchgefroren. Sie war froh, als sie endlich das Haus betreten konnte und ihr eine wohlige Wärme entgegenkam.
    »Machen Sie die Tür richtig zu, ja? Sonst zieht’s hier wie Hechtsuppe«, wies Asmussen sie an, der immer noch an seinem Schreibtisch hockte. Dann deutete er mit dem Kugelschreiber auf den Platz, auf dem vorher der junge Mann gesessen hatte, bevor er weiter ein paar Zahlen auf einen Block kritzelte.
    »Also, was kann ich für Sie tun?«, fragte er, ohne von seinen Notizen aufzublicken.
    Suna runzelte verwundert die Stirn. Sie hatte angenommen, dass Marks Tod der Grund dafür war, dass Asmussen Fenja gegenüber so unterkühlt aufgetreten war. Doch tatsächlich schien das der ganz normale Umgangston des Versicherungsmaklers zu sein. Ihr lag schon ein Spruch auf den Lippen, dass er in Bezug auf Kundenfreundlichkeit durchaus noch Entwicklungspotenzial hatte, aber sie verkniff ihn sich. Sie wollte dem ohnehin schon schwierigen Gespräch nicht einen noch schlechteren Start verpassen. Trotzdem wartete sie, bis er sie ansah, bevor sie antwortete.
    »Mein Name ist Suna Lürssen, und ich bin wegen ihres früheren Mitarbeiters Mark Sennemann hier.«
    »Sind Sie von der Presse? Oder vom Fernsehen?«, unterbrach sie Asmussen ungehalten.
    »Nichts davon«, versicherte Suna ruhig. »Ich bin private Ermittlerin. Fenja Sangaard hat mich beauftragt, über die Hintergründe der Ereignisse zu recherchieren, die zu Mark Sennemanns Tod geführt haben ...«
    »Da mach doch einer den Kopp zu«, polterte Asmussen dazwischen. »Fenja engagiert eine Schnüfflerin? Die Lütte hat sie doch nicht alle. Was soll das? Reicht es ihr nicht, dass Mark tot ist? Will sie ihn jetzt auch noch mit Dreck beschmeißen?«
    Suna hob beschwichtigend beide Hände. Sie musste sich sehr beherrschen, dass man ihr nicht ansah, wie genervt sie war.
    »Herr Asmussen, bitte, darum geht es doch gar nicht. Niemand soll hier mit Dreck beworfen werden, und es geht auch nicht darum, jemanden öffentlich schlecht zu machen«, sagte sie ruhig. »Ganz im Gegenteil, Fenja hat mir Mark als ruhigen, ausgeglichenen Menschen beschrieben. Und gerade das ist es, was ihr Kopfzerbrechen bereitet. Durch den Schock erinnert sie sich an nichts mehr. Aber sie sagte mir, dass es überhaupt nicht zu seinem Charakter gepasst hätte, plötzlich aggressiv zu werden. Deshalb möchte sie einfach wissen, was ihn dazu gebracht haben könnte, sie anzugreifen und beinahe zu erwürgen.«
    »Was ihn dazu gebracht hat?« Asmussen schnaubte verächtlich. »Fragen Sie Fenja doch selbst! Das Biest muss ihn bis aufs Blut gereizt haben.«
    Suna sah ihn verwirrt an. »Wie meinen Sie das? Wollen Sie damit sagen, sie hat ihn verführen wollen, dann aber einen Rückzieher gemacht?«
    »Nun hör mir mal gut zu, min Deern«, knurrte Asmussen. »Ich kenne Fenja Sangaard schon, seitdem sie auf der Welt ist, und sie hat schon immer ihren Dickkopf durchsetzen müssen. Ich habe keine Ahnung, was an diesem Abend im November passiert ist, aber ich weiß, dass Mark kein Vergewaltiger war. Der Junge war nicht von hier, aber er war ein wirklich feiner Kerl.« Er beugte sich zu Suna vor und sah ihr eindringlich in die Augen. »Mehr Worte werde ich zu diesem Thema nicht verlieren, also verschwinde und lass dich hier nie wieder blicken.«
    Suna nickte. »Trotzdem danke für Ihre Hilfe. Und einen schönen Abend noch«, sagte sie freundlich, bevor sie aufstand und ihre Jacke anzog.
    Als sie zur Tür ging, meinte sie Asmussens bohrende Blicke in ihrem Rücken zu spüren.
    Sie dachte wieder daran, was Fenja ihr über das Verhältnis der Sylter zu Einheimischen und Auswärtigen erzählt hatte. Wenn das auch bei Asmussen zutraf, musste er von Mark wirklich eine verdammt hohe Meinung gehabt haben.

*
    Fenja wollte gerade die Ladentür abschließen, als Suna das Hynsteblom erreichte. Lächelnd zog ihre Auftraggeberin die Tür wieder auf und ließ sie eintreten. Nachdem Suna ihre Jacke ausgezogen hatte, blickten Fenja und Carolin sie erwartungsvoll an.
    »Hast du etwas über die Todesanzeige herausgefunden?«, erkundigte sich Carolin.
    »Nicht viel. Nur dass sie ein unauffällig aussehender Mann aufgegeben und bar bezahlt hat«, antwortete Suna. Dass sich der Mann Mark Sennemann genannt hatte, brauchten die anderen nicht zu wissen. Es würde sie nur unnötig erschrecken. Als sie das enttäuschte Gesicht ihrer

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