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Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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das Gesicht zu einer Grimasse, drückte die Tür auf und lief die Stufen hinauf. Einen Aufzug gab es nicht, aber bei dem Zustand, in dem sich das Treppenhaus befand, hätte Suna ihn auch eher gemieden. Auf der Treppe konnte sie wenigstens nicht stecken bleiben.
    Als sie das oberste Stockwerk erreichte, sah sie, dass eine der beiden Türen schon einen Spaltbreit offen stand. Eine Frau mit faltigem Gesicht und kurz geschnittenen grauen Haaren blickte ihr misstrauisch entgegen.
    »Frau Köhne?«, fragte Suna freundlich und bemühte sich, die Frau nicht zu auffällig zu mustern. Aus der Akte über den Unfall wusste sie, dass die Witwe von Wolfram Köhne Mitte fünfzig sein musste. Sie sah aber mindestens zehn Jahre älter aus.
    »Das bin ich. Sie haben ein Paket für mich?« Das Misstrauen in den braunen Augen der Frau verstärkte sich.
    Vielleicht hätte ich einen leeren Karton mitbringen sollen, schoss es Suna durch den Kopf. Sie lächelte breit. »Äh – nein, leider nicht. Das war eine kleine Notlüge«, gab sie offen zu. »Ich bin hier, weil ich gern mit Ihnen sprechen würde. Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?«
    Frau Köhnes Miene versteinerte sich augenblicklich. »Ich wüsste nicht, worüber ich mit Ihnen reden sollte«, zischte sie.
    »Es geht um die Ereignisse von vierzehn Jahren, um den Unfall.«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür gegenüber, und ein weißhaariger Mann mit gebeugter Haltung lugte neugierig ins Treppenhaus. Suna war sich sicher, dass er das Wort Unfall gerade noch verstanden haben musste.
    »Sie können wieder reingehen, Herr Teschner, hier gibt es nichts zu sehen«, schnauzte Frau Köhne ihn an, doch der Alte rührte sich nicht. Interessiert wartete er ab, was weiter passieren würde.
    Die Witwe wandte sich genervt an Suna. »Kommen Sie rein. Hier draußen sind mir zu viele Ohren unterwegs«, meinte sie und öffnete die Tür etwas weiter, damit Suna eintreten konnte. Dann drückte sie die Tür energisch zu.
    Suna bedankte sich im Stillen bei dem neugierigen Nachbarn und folgte der Frau in die kleine, extrem ordentliche Küche. Während sie sich unauffällig umsah, musste sie beschämt zugeben, dass es bei ihr zuhause wahrscheinlich noch nie so aufgeräumt ausgesehen hatte. Jedes Glas und jeder Teller stand genau auf seinem Platz, die Geschirrtücher hingen gebügelt und in fast militärischer Ordentlichkeit gefaltet über einer Stange, und sogar das Obst im Obstkorb schien nach Farben geordnet worden zu sein. Mit Erstaunen registrierte sie, dass Frau Köhne auch die Küchentür schloss. Wahrscheinlich traut sie dem Alten sogar zu, dass er draußen sein Ohr an die Wohnungstür drückt, um zu lauschen, dachte Suna und unterdrückte ein belustigtes Grinsen.
    Die Witwe bot der Detektivin keinen Platz an, sondern ließ sie einfach im Raum stehen, lehnte sich selbst an die Arbeitsplatte und sah sie kühl an.
    »Entschuldigen Sie, aber der alte Teschner geht mir mit seiner Neugier gewaltig auf den Keks«, sagte sie grimmig. »Also, was wollen Sie von mir?«
    »Meine Name ist Suna Lürssen. Ich bin private Ermittlerin. Fenja Sangaard hat mich beauftragt, mehr über den Tod von Mark Sennemann herauszufinden. Sie haben sicher gehört, was passiert ist.«
    »Wer hat das nicht?«, unterbrach Evelyn Köhne sie unwirsch. »Ich kenne Fenja schon lange, und glauben Sie mir, ich war wirklich geschockt über das, was ich da lesen musste. Ich habe schon gehört, dass Sie hier überall herumschnüffeln. Ich weiß nicht, was ich befremdlicher finde, das, was an diesem Abend passiert ist, oder dass Fenja Sie engagiert hat.«
    »Kannten Sie Mark Sennemann?«, hakte Suna ungerührt nach. Sie war solche persönlichen Angriffe gewohnt und versuchte, sie möglichst unbeeindruckt an sich abprallen zu lassen.
    »Meinen Sie, ob ich ihn jetzt in den letzten Monaten getroffen habe, oder ob ich weiß, dass er der Junge war, der damals den Unfall überlebt hat?« Sie lachte höhnisch auf. »Beides.«
    Suna war verblüfft über die plötzliche Offenheit der Frau. »Da scheinen Sie aber so ziemlich die Einzige zu sein, die den Zusammenhang hergestellt hat«, meinte sie.
    Frau Köhne lehnte sich zurück und sah die Detektivin nachdenklich an. Sie schien sehr auf ihre Wortwahl zu achten, als sie langsam weitersprach. »Damals wurde der Name der verunglückten Familie nicht an die Medien gegeben, um den Jungen vor dem ganzen Trubel zu schützen, aber natürlich habe ich ihn im Prozess gegen meinen Mann erfahren. Als

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