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Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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schleuderte Sand gegen den Wagen. Wieder fragte sich Lobinski, was Gramser hier wollte.
    Als er um eine scharfe Kurve bog, erschrak er und stoppte seinen Wagen sofort. Direkt vor ihm stand der schwarze Geländewagen und versperrte den Weg. Schnell legte Lobinski den Rückwärtsgang ein. Er hoffte, dass Gramser ihn noch nicht entdeckt hatte.
    Aber er kam nicht weit. Ein weißer Volvo fuhr aus der Richtung, aus der er selbst gekommen war, heran und kam nur knapp hinter seinem Wagen zum Stehen. Die Türen öffneten sich und zwei Männer stiegen aus. Lobinski erkannte sie sofort: Es waren die beiden Mitarbeiter von Gramser, die er am Morgen bei der Detektei beobachtet hatte. Lässig schlenderten sie auf ihn zu.
    Auch Gramser war inzwischen aus seinem Wagen gestiegen. Er gab Lobinski mit einer Geste zu verstehen, dass er mit ihm reden wollte.
    Lobinski hatte keine Chance zu entkommen. Er wusste, dass er aufgeflogen war. Er atmete einmal tief durch und öffnete die Tür. Sofort packte ihn einer von Gramsers Männern, ein Glatzkopf mit Stiernacken, an der Jacke und zog ihn von seinem Sitz.
    »Na, wen haben wir denn da?«, fragte Gramser mit schmeichelnder Stimme. »Wenn das nicht mein geschätzter Kollege Peter Lobinski aus Hamburg ist.«
    Lobinski kniff die Augen zusammen, sagte aber nichts. Er versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Gramser hatte seine Hausaufgaben gemacht, das war klar. Er hatte anscheinend nicht nur bemerkt, dass er observiert worden war, sondern anhand von Lobinskis Autokennzeichen auch noch herausgefunden, wer auf ihn angesetzt war. Gar nicht schlecht für die kurze Zeit, das musste er ihm zugestehen.
    »Dann erklär mir doch mal, warum du meine Klienten belästigst«, verlangte Gramser und starrte ihn mit durchdringendem Blick an. Trotz seines vermeintlich freundlichen Lächelns lag ein drohendes Funkeln in seinen grauen Augen. »Wer hat dir den Auftrag erteilt?«
    Lobinski hielt dem Blick des anderen stand. Er sagte nichts.
    Der Stiernacken, der ihn immer noch fest im Griff hatte, gab ihm einen kräftigen Stoß in den Rücken. »Rede endlich«, knurrte er.
    Lobinski konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Der Schmerz fuhr ihm den Rücken entlang bis ins Genick. Trotzdem weigerte er sich, seinen Auftraggeber preiszugeben.
    »Ich will wissen, für wen du mich ausspionierst«, brüllte Gramser ihn an. Er ballte die Hand zur Faust und schlug ihm brutal ins Gesicht.
    Da Stiernacken ihn fest im Griff hatte, blieb Lobinski keine Chance, dem Schlag auszuweichen oder ihn abzuwehren. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn und er merkte, wie seine Unterlippe aufplatzte. Er schmeckte Blut.
    Trotzdem gelang ihm ein Grinsen. »Gib dir keine Mühe, Gramser«, sagte er höhnisch. »Wer mein Klient ist, kann dir völlig gleichgültig sein. Du bist längst aufgeflogen. Ich weiß, was du mit den Eltern der vermissten Kinder abziehst. Und ich weiß auch, was du vor fünfzehn Jahren in Lausanne getrieben hast.«
    Noch bevor Lobinski den Satz zu Ende gebracht hatte, wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte.

*
    Es war kalt, eiskalt.
    Carolin zitterte, als sie langsam wieder zu sich kam. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals in ihrem Leben so gefroren zu haben.
    Sie versuchte sich zu orientieren, aber sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. In ihrem Bett war sie jedenfalls nicht. Sie lag auf etwas sehr Hartem. Vorsichtig tastete sie mit den Händen. Es fühlte sich nach Stein oder Beton an, der mit einer dünnen Schicht aus Sand bedeckt war. Und auch er war kalt und ein wenig feucht.
    Noch schlimmer als die Kälte aber war die Dunkelheit. Um Carolin herum herrschte völlige Schwärze. Nicht einmal ein winziger Lichtschimmer drang an ihre Augen. Dass sie sich in einem geschlossenen Raum befand, war ihr sofort klar. Die Luft roch muffig und abgestanden, sogar ein bisschen faulig.
    Wo zum Teufel hatte man sie hingebracht?
    Behutsam hob sie den Kopf, ließ ihn aber sofort mit einem Aufstöhnen wieder sinken. Ein tiefer, dröhnender Schmerz hämmerte in ihrem Schädel. Sie konnte sich noch daran erinnern, dass er ihr eine Spritze gegeben hatte, wusste aber nicht, was für ein Medikament darin enthalten gewesen war. Anscheinend ein ziemlich starkes Beruhigungsmittel, denn es hatte sie völlig umgehauen.
    Sie versuchte sich irgendwie daran zu erinnern, wie lange sie schon hier gelegen hatte. Ein paar Minuten? Mehrere Stunden? Oder sogar noch länger? Sie wusste es nicht.
    »Hilfe!«, schrie sie,

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