Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)
Skulptur vom Boden hochzuheben.
Währenddessen war Suna zu dem Kleiderständer mit den Blusen getreten und hatte blitzschnell Kristians Jacke nach seinem Handy abgesucht. Er hatte es in die Innentasche gesteckt. Als sie es herauszog, stellte sie erleichtert fest, dass es nach dem gerade geführten Gespräch noch nicht wieder gesperrt war. Das vereinfachte die Sache ungemein.
Sie verzog sich hinter eines der Regale und tat so, als sortiere sie die darin stehenden Bücher. Tatsächlich startete sie aber den Download der Software, die in Zukunft alle Informationen direkt auf ihr eigenes Handy schicken würde.
»Ich glaube, ein Stückchen weiter zur Wand hin sähe es noch besser aus«, hörte sie Fenjas Stimme sagen, als die Spionagesoftware fertig installiert war. Ein deutliches Zeichen, dass sie sich beeilen musste. Sie ging wie zufällig an dem Kleiderständer vorbei und ließ das Handy wieder in die Innentasche der Jacke zurückgleiten.
»Danke, dass du mir geholfen hast«, sagte Fenja gerade. »Das war wirklich unheimlich lieb von dir.«
Kristian winkte lässig ab. »Keine Ursache. Bei dem Mistwetter kommt sowieso kein Schwein in den Laden. Aber ich muss jetzt wieder rüber, die Abrechnung für letzten Monat wartet noch. Bis später dann.«
Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, sah Fenja Suna fragend an.
»Hat es geklappt?«, fragte sie ängstlich.
Suna grinste zufrieden. »Klar. Wenn alles gut läuft, wissen wir bald Bescheid, um was es hier eigentlich geht.«
*
Die Bedienung in dem kleinen Café hatte zwar etwas verwundert ausgesehen, als Lobinski wieder an seinem Tisch am Fenster Position bezogen hatte, aber sie hatte ihm ohne eine spöttische Bemerkung eine frische Tasse Tee gebracht.
Nachdem er wieder sofort bezahlt hatte, zog er sein Handy aus der Jackentasche und wählte die Nummer seines Auftraggebers. Doch Daniel Lemarchant ging nicht an sein Telefon. Nur die Mailbox meldete sich.
Der Privatdetektiv entschied sich dafür, ihm eine kurze Nachricht zu hinterlassen. »Hier Lobinski. Wir sollten uns unbedingt treffen. Ich habe interessante Neuigkeiten für Sie. Rufen Sie mich doch bitte kurz zurück, wenn Sie Zeit haben.«
Noch während er das Telefon wieder einsteckte, sah er eine Bewegung vor dem observierten Haus. Es war Gramser. Der Detektiv trat aus der Eingangstür, sah sich nach rechts und links um und lief dann zu seinem am Straßenrand geparkten Auto, einem schweren, schwarzen Geländewagen.
Lobinski zögerte nicht lange. Schnell schnappte er sich wieder seine Jacke und eilte aus dem Café. Aus dem Augenwinkel registrierte er noch, dass die Bedienung kopfschüttelnd seine Tasse wieder abräumte, die er noch nicht einmal angerührt hatte.
Er rannte zu seinem Auto, das er glücklicherweise nur ein paar Meter weiter geparkt hatte. Auf eventuelle Beobachter aus Gramsers Büro konnte er in dieser Situation keine Rücksicht nehmen. Er wollte wissen, was dieser Kerl trieb, und dafür musste er in der nächsten Zeit rund um die Uhr an ihm dranbleiben.
Als er seinen Wagen erreichte, sprang er hinein, startete den Motor und schoss aus der Parklücke. Er konnte gerade noch erkennen, dass Gramser in Richtung Süden abbog. Mit möglichst gleichbleibendem Abstand folgte er ihm. Inzwischen hatte ein roter Kleinwagen zwischen ihnen eingefädelt. Lobinski war das ganz recht. Es verminderte die Gefahr, dass Gramser ihn entdeckte, erheblich.
Der schwarze Geländewagen fuhr jetzt auf die Straße Richtung Rantum. Leider war die Fahrerin des roten Kleinwagens noch in Westerland abgebogen, sodass kein anderes Auto mehr zwischen ihnen war.
Lobinski ließ sich ein Stück zurückfallen. Wenn Gramser die Beschattung auffiel, war sein Auftrag so gut wie gescheitert. Das wollte er auf keinen Fall riskieren. Und auch mit großem Abstand wäre es nicht schwer zu erkennen, wenn er irgendwo abbog.
Aber Gramser folgte immer weiter der Straße Richtung Süden. Erst einige Kilometer hinter Rantum setzte er plötzlich den Blinker und bog nach rechts in einen schmalen Weg ein, der in die Dünen führte.
Lobinski runzelte die Stirn. Er fragte sich, was der andere vorhatte, bei diesem Wetter in Richtung Strand zu fahren. Ein geheimes Treffen vielleicht?
Er blinkte ebenfalls und fuhr langsam den Weg entlang. Trotz des schlechten Wetters hatte er die Scheinwerfer ausgeschaltet, um Gramser nicht unnötig vorzuwarnen. Die grauen Dünen wirkten jetzt im Februar trostlos. Der böige Wind riss am Strandhafer und
Weitere Kostenlose Bücher