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Sturmflut mit Schokoladenengel

Sturmflut mit Schokoladenengel

Titel: Sturmflut mit Schokoladenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Tauer
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Lieblingsbegriffe; „Sie lernen delegieren, Brecht, oder aus Ihnen wird niemals eine Führungskraft.“ Mit diesen oder ähnlichen Worten drückte er mir auch das neue Konzept aufs Auge.
    Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass Doktor Glattarsch der dritte Abteilungsleiter war, den man mir innerhalb von fünf Jahren vor die Nase gesetzt hatte. Anders ausgedrückt: Es haperte mit der Karriere vom Brecht, Franz.
    Konzept für die Sportgeräteabteilung also, kein Problem an sich. Der Termin für die Sitzung mit der Geschäftsleitung stand ja seit zwei Wochen fest. Und ich hatte mich längst mit dem mir eigenen Eifer in die Arbeit gestürzt: Die Überschrift prangte schon lange auf dem Papier, und der Rest stand mir gewissermaßen vor dem geistigen Auge. Jedenfalls gestern noch.
    Dummerweise – und das hatte ich wohl verdrängt – legten die Häuptlinge von der Geschäftsleitung Wert auf etwas Schriftliches. Also stellte ich die Kaffeemaschine an, gab meiner Sekretärin Order, Anrufer abzuwimmeln und mir zwei Hamburger mit viel Ketchup aus der Cafeteria zu bestellen; schließlich hatte ich noch nicht gefrühstückt. Danach fiel ich über die Tastatur meines PCs her.
    Bis halbzehn lief es ganz gut. Genauer gesagt: Bis zu dem Moment, als Doktor Glattarsch mit einer Frau, die ich nicht kannte, mein Büro betrat.
    „Herr Brecht, das ist Frau Baral, unsere neue Personalreferentin.“ Na, super.
    Frau Baral hieß Eva mit Vornamen. Das verriet sie mir, während sie mich mit einem kräftigen Händedruck begrüßte. Und Frau Baral war höchstens Anfang dreißig, also etwa acht Jahre jünger als ich und der hochsympathische Kollege Schäfer.
    Sie trug ihr dunkles Haar zu einem Zopf zusammengebunden, und ihre Augen leuchteten in einem Grün, für das man eigentlich einen Waffenschein vorschreiben müsste. Das Gleiche galt für ihren kurzen Rock. Ich musste zweimal schlucken, bevor ich ihr einigermaßen deutlich meinen Namen nennen konnte.
    Kann sein, dass ich mir dabei an meinem Schlips herumgefummelt habe, kann auch sein, dass ich mir ein paar Mal über meinen Bürstenhaarschnitt gestrichen und das Chaos auf meinem Schreibtisch nach meiner Brille abgesucht habe. Jedenfalls sagte Schäfer auf einmal: „Was sind Sie denn so nervös heute, Brecht?“ Seinen lauernden Geieraugen entging mal wieder gar nichts. Und um seine Mundwinkel spielte dieses höhnische Grinsen, das ich von Anfang an so an ihm gehasst habe.
    „Ich bin nicht nervös, Chef, ich bin im Schaffensrausch. Und da dreh ich motorisch immer ein wenig auf, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
    Die Neue lachte, und Doktor Glattarsch zog die Brauen hoch. „Dann wird hoffentlich ausnahmsweise mal die Firma davon profitieren, statt Ihre zeitraubenden Hobbys.“
    Ohne groß zu fragen ließ die Frau namens Baral sich in den leeren Sessel fallen, der vor meinem Schreibtisch steht. Und dann plauderte sie über ihren Arbeitsbereich, einfach so, als hätte ich sie danach gefragt. Hatte ich aber nicht.
    Irgendwann musterte sie mich mit schräg gelegtem Kopf, vielleicht, weil ich noch immer stumm blieb. Doch ihre smaragdgrünen Augen, ihre schönen Beine und ihre ganze Art verschlugen mir wohl die Sprache. Ich glaube, ich saß die meiste Zeit reglos und lächelte sie an.
    Sie stellte mir dann eine Menge Fragen über meinen Job. War eigentlich nett von ihr, passiert sonst nicht so oft. Allerdings ging es bereits auf zehn zu und der Termin bei den Häuptlingen saß mir im Nacken.
    Wenn ich mich recht erinnere, beantwortete ich ihre Fragen eher mechanisch. Ich erinnere mich aber nicht wirklich daran – unterm Strich nämlich bekam ich von diesen ersten fünfzehn Minuten mit Eva Baral nur drei Dinge mit: Dass sie irgendwie natürlicher rüberkam, als die meisten Frauen in der Firma, dass sie entwaffnend unverkrampft wirkte, dass ihre Stimme, ihre Figur und ihr Gesicht atemberaubend schön waren, und dass der Schäfer die ganze Zeit betont lässig am Fensterbrett lehnte und sich eine Benson & Hedges nach der anderen in seine Zigarettenspitze steckte.
    Hin und wieder erwischte ich einen Blick von ihm; diesen typischen Blick mit diesem herablassenden Grinsen, mit dem er mir tagtäglich demonstrierte, dass er sich selbst für einen geborenen Champion hielt und mich für einen hoffnungslosen Loser.
    War mir normalerweise gleichgültig, in diesen Minuten jedoch ging mir sein Glattarschgrinsen mächtig auf die Nerven.
    Die Neue wollte plötzlich wissen, ob ich zufrieden mit dem

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