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Sturmflut mit Schokoladenengel

Sturmflut mit Schokoladenengel

Titel: Sturmflut mit Schokoladenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Tauer
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einmal.
    Verblüfft betrachtete sie die Schokolade. Und verblüfft registrierte ich, dass sie ein wenig rot wurde. Schließlich stimmte sie endlich einmal wieder ihr glockenhelles Gelächter an. Das klang gut. Sie berührte mich sogar zärtlich an der Wange, als sie sich bedankte.
    Ich beschloss, mein Abendprogramm zu ändern.
    Doktor Glattarsch hatte einen privaten Termin an diesem Donnerstagnachmittag – Anwalt, Jagdclub, Bank, irgendwas in der Art. Jedenfalls nahm Eva Baral in seinem Büro Platz, um eine neue Software auf seinem PC zu installieren, mit der er selbst angeblich nicht klar kam. Während er sich von ihr verabschiedete, hörte ich von meinem Büro aus, wie er zum Angriff überging.
    „Was halten Sie eigentlich von westindischer Küche, Frau Baral?“, fing er an. „Ich würde Sie gern einladen. Kenne da einen exklusiven Inder in der Altstadt. Der macht einen Rotbarsch, davon träumen Sie in zehn Jahren noch! Und natürlich ein Paradies für Vegetarier. Vor allem: Beim Essen kann man ein bisschen persönlicher plaudern als hier, wo die Wände Ohren haben.“
    Ich hielt den Atem an. Dieser Hund wusste genau, dass ich jedes Wort mithören konnte! Ich sollte Zeuge seines neuesten Sieges werden, ich sollte spüren, was für ein Loser ich selbst war! Gott, wie ich ihn hasste!
    „Warum nicht?“, hörte ich die schöne Eva antworten. Ich umklammerte die Armlehnen meines Bürosessels und biss die Zähne zusammen.
    „Morgen Abend?“ Schäfer, dieser Sauhund, machte den Vertrag gleich unterschriftsreif.
    „Einverstanden.“
    „Na, wunderbar! Dann einen guten Tag noch und bis morgen, Frau Baral.“ Schäfer zog die Tür hinter sich zu und rauschte mit geschwellter Brust und seinem fiesen Ich-bin-der-Champion-Feixen um die Mundwinkel an mir vorbei und aus der Abteilung.
    Ich hoffte inbrünstig, eine Tram würde ihn erwischen, oder wenigstens ein Wagen der städtischen Müllabfuhr.
    Für ein paar Minuten hockte ich wie gelähmt in meinem Sessel. Ich spielte mit dem Gedanken, hinzuwerfen und nach Hause zu gehen. Sofort, drei Stunden vor Feierabend. Mir war kotzübel.
    Zum Glück beugte ich mich stattdessen wieder über mein verdammtes Konzept, denn zehn Minuten später öffnete sich die Tür zu Schäfers Büro und Eva schaute heraus. „Können Sie mir helfen, Herr Brecht? Die Software ist doch komplizierter, als ich es mir vorgestellt habe.“
    Ich wüsste nicht, was ich lieber getan hätte. Drei Sekunden später thronte ich in Doktor Glattarschs Sessel und installierte ihr die Software. Ein Kinderspiel; erst später fiel mir auf, dass sie das eigentlich locker allein hätte hinkriegen müssen.
    „Was sind das für Hobbys, die Dr. Schäfer da vorgestern erwähnte?“, wollte Eva von mir wissen, als die Software lief.
    „Ich spiele Schach in einem Club, wissen Sie? Und ich schreibe Krimis, die spielen hier in der Stadt.“
    „Oh!“ Sie machte große Augen. „Für die Schublade?“
    „Einen kann man schon kaufen, am zweiten arbeite ich gerade.“
    „Echt stark!“ Eva macht kein Geheimnis aus ihrer Bewunderung. „Und was für ein Zufall – ich schreibe ebenfalls gerade ein Buch, doch das wird es nie zu kaufen geben.“
    Ich erfuhr, dass sie an einem illustrierten Bericht über eine Nepalreise arbeitete, die sie im vergangenen Jahr mit ihren Eltern unternommen hatte; das Buch wollte sie ihrem Vater zum Sechzigsten schenken. Und ich erfuhr weiter, dass sie schon immer damit liebäugelte, die Kunst des Schachspielens zu erlernen.
    Die Dinge entwickelten sich überraschend gut. Ich fasste mir ein Herz. „Wenn Sie wollen, bringe ich es Ihnen bei.“
    „Sehr gern. Und wie läuft es mit dem Konzept?“
    „Ganz übel.“ Die Erinnerung an meine Arbeit im Büro nebenan zog meine aufkeimende Siegerlaune schon wieder in den Keller. Seufzend erhob ich mich aus Schäfers Sessel. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass alles, was ich anpacke, daneben geht.“
    „Nicht doch! Sie sind gut.“
    „Woher wollen Sie das denn wissen?“
    „Ich bin nicht aus Versehen Personalreferentin.“ Sie machte einen Schritt nach vorn und plötzlich stand sie ganz nahe vor mir. „Ich habe ein Gespür für Menschen, Franz. Sag doch Eva zu mir.“ Sie berührte meinen Arm. „Du bist gut, Franz, das weißt du im Grunde auch selbst. Du wirst ein richtig tolles Konzept hinlegen morgen.“
    „So?“ Meine Stimme klang belegt auf einmal. „Das glaubst du wirklich?“
    „Ich würde es nicht sagen, wenn ich nicht überzeugt davon

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