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Sturmflut mit Schokoladenengel

Sturmflut mit Schokoladenengel

Titel: Sturmflut mit Schokoladenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Tauer
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Betriebsklima bin. Schäfer, am Fenster, musste husten, und ich veränderte umständlich meine Sitzposition und holte zu einer unverfänglichen Antwort aus – auch körperlich, wie ich annehmen muss, denn plötzlich kippte meine noch volle Kaffeetasse um.
    „O Gott, Sie Armer!“ Frau Baral lachte, sprang nach einem Lappen und rettete, was zu retten war. Meine helle Sommerhose gehörte nicht dazu, und die beiden bereits ausgedruckten Blätter meines Konzeptes sowieso nicht. Schäfer zog nur müde grinsend die linke Augenbraue hoch.
    Endlich gingen die beiden, und ich versuchte, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Doch statt um Produktpräsentation und Kommunikationsdesign kreisten meine Gedanken um die neue Personalreferentin. Ihr Gesicht, ihr Lachen, ihre Smaragdaugen wollten mir nicht aus dem Kopf; ihre langen Beine sowieso nicht. Das erschütterte mein Selbstbild. Frauen interessieren mich nicht , lautete mein privates Glaubensbekenntnis. Schon seit Jahren.
    Eigentlich schon, als ich noch verheiratet war. Irgendwann hatte meine Ex es endlich auch geglaubt und war gegangen. „Du bist ein krankhafter Eigenbrödler! Schreib doch deine Krimis, bis du schwarz wirst, und verschone die Frauenwelt mit deiner Aufmerksamkeit!“ So etwa lauteten ihre Abschiedsworte damals.
    Es war mir nicht wirklich schwergefallen, sie zu beherzigen. Die ganzen letzten zehn Jahre nicht. Und die nächsten hundert Jahre wollte ich mir eigentlich treu bleiben. Und jetzt dieses neue Personalmädel, diese Baral, mit ihrem Lachen, ihren grünen Augen und ihren langen Beinen ...
    Eine Art Naturkatastrophe schien sich anzubahnen.
    Meine Sekretärin stellte mir mein Frühstück auf den Tisch, die beiden Hamburger. Mitleidig betrachtete sie meine Hose und die Sauerei auf meinem Schreibtisch. Freundlicherweise machte sie mir frischen Kaffee.
    Meine Sekretärin gehört zu dem allzu kleinen Kreis sympathischer Mitmenschen in unserem Kaufhaus. Ganz anders mein Drucker: Er streikte. Vergeblich versuchte ich den vortragsreifen Teil meiner Arbeit ein zweites Mal auszudrucken.
    Kurz nach halbelf kamen Eva Baral und Knut Schäfer in mein Büro zurück. Beide lachten und wirkten extrem gut gelaunt. Das nervte. Zum ersten Mal beneidete ich Doktor Glattarsch um seinen Job. Hätte ich mir im Jahr zuvor ein bisschen mehr den Arsch aufgerissen, wäre ich im Winter zum Abteilungschef aufgestiegen und hätte jetzt das Privileg, die Neue stundenlang in die Firma einzuführen.
    Schäfer kam mir regelrecht aufgedreht vor. Ich staunte nicht schlecht: Der konnte seine Augen ja überhaupt nicht mehr von der jungen Frau lösen. Das gefiel mir nicht.
    Die beiden brachten belegte Brötchen mit, denn die Sitzung mit der Geschäftleitung würde bis in den Nachmittag dauern. Schäfer ließ sich auf meinem Schreibtisch nieder, was ich gar nicht leiden kann. „So, Brecht, jetzt stärken wir uns noch mal, was?“ Er schielte angewidert auf meine Hamburger. „Und dann auf in den Kampf.“
    Die Neue nahm im Sessel Platz, wünschte guten Appetit und biss in ihr Brötchen. Ich griff nach einem meiner Hamburger und dachte an mein verdammtes Konzept. Irgendwie musste ich den beiden beibringen, dass ich noch eine halbe Stunde Ruhe brauchte.
    „Frau Baral wird übrigens auch an der Besprechung teilnehmen“, erklärte Schäfer mit vollem Mund. Vor Schreck glitt mir der Hamburger aus den Fingern.
    Die Neue prustete los. „Sie sind aber auch ein Unglücksrabe heute!“
    Ich sah an mir hinunter und kam mir vor wie in einem schlechten Film: Von der Krawattennadel abwärts über mein blütenweißes Hemd bis auf die Hosenbeine meines hellen Sommeranzugs hinunter – Ketchup, Salat, Ketchup, Hackfleisch, Ketchup, Tomatenstücke und noch einmal Ketschup. Schäfers Gesicht nahm einen gequälten Ausdruck an.
    „Und in zwanzig Minuten geht’s zu den Chefs in die Sitzung!“ Die schöne Frau Baral stand auf einmal vor meinem Schreibtisch, lachte, und fand alles halb so schlimm. Ihr Lachen klang herzlich, und ich war mir sicher, nie zuvor derart schöne Töne menschlicher Liebenswürdigkeit gehört zu haben. Um so etwas zu hören, hätte ich glatt noch den zweiten Teil meines Frühstücks über meinem Anzug verteilt.
    „Auf so was müssen Sie beim Brecht immer gefasst sein.“ Doktor Glattarsch gab den Fassungslosen, und ich stelzte breitbeinig zum Waschbecken, wo ich mit einem nassen Handtuch auf meinem Hemd und meiner Anzughose herumscheuerte. Danach zierten feuchtrote Flecken meine

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