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Sturmflut mit Schokoladenengel

Sturmflut mit Schokoladenengel

Titel: Sturmflut mit Schokoladenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Tauer
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Bürorüstung.
    „Sie sagen dem Chef einfach, Sie hätten sich mit der Konkurrenz um Marktanteile geprügelt!“, schlug die Neue vor. Fasziniert sah ich sie an und musste lachen. Knut Schäfer wandte sich erschüttert ab.
    Der restliche Tag war eine einzige Katastrophe: Die Herren von der Geschäftsleitung runzelten die Stirn angesichts der roten Flecken auf meinem Outfit. Mein Späßchen, ich hätte mich mit der Konkurrenz um Marktanteile geprügelt, erheiterte sie nicht wirklich. Vielleicht hätte ich ihnen noch eine Erklärung für die kaffeebraunen Ränder auf meinen Unterlagen bieten sollen, die nämlich raubten einigen der Häuptlinge schier die Fassung.
    Es kam, wie nicht anders zu erwarten: Mein Konzept fiel durch. Zu unausgereift, zu teuer, dem alten zu ähnlich, und außerdem verhaspelte ich mich ständig.
    Schon nach der Hälfte meiner Präsentation holte der Oberboss sein Blackberry aus dem Jackett, und sein Stellvertreter erklärte am Schluss mit gefrorener Miene, dass er bis zum Freitagnachmittag ein Konzept erwarte, „das diesen Namen verdient“; genau so drückte er sich aus. Da hatte der Oberboss die Sitzung schon verlassen.
    „Sie kriegen nie eine Abteilung“, raunte mir Knut Schäfer auf dem Weg zurück ins Büro zu. Einer seiner Standardsätze, neu war allerdings, dass er mir empfahl, mich in der Hausmeisterei oder der Cafeteria zu bewerben. Richtig weh dagegen tat Eva Barals mitleidiger Blick.
    Am Abend, in meinem Appartement, schleuderte ich meine Aktentasche unter den Esszimmertisch und setzte mich an meinen Krimi. Ich ließ meinen Helden ein Ekelpaket erschießen, das Doktor Glattarsch nicht ganz unähnlich war, und eine Frau vögeln, die der neuen Personalreferentin ähnelte. Danach fiel mir nichts mehr ein.
    Ich holte eine Flasche schottischen Whisky aus der Schrankbar. Ein Fehler, wie ich am nächsten Morgen merkte, als mir ein verkaterter Kerl aus dem Spiegel entgegen blinzelte.

    *

    Die folgenden anderthalb Tage liefen miserabel. Im Schachclub verlor ich zwei Partien gegen einen Anfänger und im Büro brachte ich nichts Brauchbares zustande. Meine Gedanken kreisten um die Neue wie der Nachtfalterschwarm um den Flutlichtmast. Was war los mit mir? Ganz einfach: Ich war verknallt. Peinlich.
    Ständig kam diese Eva Baral in die Abteilung, ständig hörte ich ihr Lachen aus Schäfers Büro. Sicher bemerkte ich die verstohlenen Blicke, die sie mir zuwarf – ich hielt sie für den Ausdruck von Mitgefühl, und das raubte mir den letzten Rest von Selbstvertrauen. Unsere wenigen Gespräche bis zum Donnerstagmittag verliefen seltsam stockend, und die Neue legte eine unerklärliche Zurückhaltung an den Tag. Von ihrer Unbefangenheit, die mich anfangs so faszinierte, schien nichts mehr übrig geblieben zu sein.
    Ich zwang mich, der Wahrheit ins Auge zu sehen: Einer wie ich hatte null Chance bei einer Frau wie dieser. Punkt. Dass ich außerdem mit dem neuen Marketingkonzept keinen Schritt weiterkam, geriet daneben zur Lappalie. Und nervte natürlich trotzdem.
    Ob nun wegen der Neuen oder wegen des Konzepts, Fakt war: Ich fühlte mich wie ein getretener Hund. Ich beschloss noch am Donnerstagvormittag, den Abend mit einer Flasche Scotch zu verbringen und mich für den Rest der Woche krankschreiben zu lassen.
    Mit anderen Worten: Kapitulation.
    Ganz anders Schäfer: Der Mann blühte regelrecht auf. Er stolzierte in einem teuren Leinenanzug und nagelneuen italienischen Schuhen durch die Abteilung und zog eine Parfumwolke hinter sich her, die mir die Tränen in die Augen trieb.
    Einmal blieb er vor meinem Schreibtisch stehen, steckte die Hände in die Hosentaschen und grinste mich an. „Und? Geht’s gut?“ In jedem Winkel seines herablassenden Grinsens stand geschrieben, was er wirklich dachte. Es muss auch solche Loser geben wie dich, Brecht, dachte er. Sonst wüsste man ja nicht, was für ein toller Hecht man selbst ist.
    Ich begann, ihn aus tiefster Seele zu hassen.
    Vielleicht war es dieser Hass auf Doktor Glattarsch, der mich anstachelte, doch noch einen Versuch zu starten, die Aufmerksamkeit der schönen Eva zu erregen; ich schreib’s nicht gern hin, aber es wäre immerhin möglich.
    Am Donnerstagmittag machte ich ihr Kaffee, danach kopierte ich ein halbes Buch für sie und nach dem Mittagessen brachte ich ihr Puffreis aus der Süßwarenabteilung mit. Ich hatte sie dem Chef erzählen hören, wie sehr sie auf Puffreis stand. Also schenkte ich ihr gleich drei Packungen auf

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