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Sturmflut mit Schokoladenengel

Sturmflut mit Schokoladenengel

Titel: Sturmflut mit Schokoladenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Tauer
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wäre.“
    Ich schaute ihr in die Augen. „Eva ...“ Zum ersten Mal sprach ich ihren Vornamen laut aus – allerdings ziemlich heiser.
    „Ja?“ Ihre Rechte lag noch immer auf meinem Arm. Wir sahen uns an, und es war ziemlich still plötzlich. Und Hilfe, diese Augen! Und dann – hinterher erschrak ich vor meinem eigenen Mut – und dann küsste ich sie.
    Ihre Lippen waren so warm, so nachgiebig, so weich – ich hatte das Gefühl, weiß Gott wohin zu sinken. Sie umarmte mich, drängte sich an mich, schloss die Augen. Ich hielt sie fest, spürte die Wölbung ihrer Schulterblätter unter ihrem Kostüm, spürte ihren Busen an meiner Brust, und ein Duft nach Frau, Vanille und Sommer umgab mich, der mir die Sinne zu rauben drohte.
    Hielt ich wirklich das grünäugige Wesen mit dem hellen Lachen im Arm? Küsste ich wirklich die neue Personalreferentin? Stand ich wirklich in Schäfers Büro und vor Schäfers Schreibtisch? Oder träumte ich das alles?
    Unsere Zungenspitzen suchten einander, nicht irgendwie wild und leidenschaftlich, sondern eher scheu und überrascht davon, sich auf einmal zu berühren. Hey, das war schön!
    Der Kuss dauerte nicht lange, zwei oder drei Atemzüge lang vielleicht. Danach standen wir immer noch ziemlich nah beieinander, hielten uns immer noch fest und sahen uns an, als erwartete einer vom anderen eine Erklärung für das, was da gerade passiert war. Zum Glück hatte ich die Tür zu meinem Büro zugemacht.
    So standen wir also, guckten und schwiegen. Bis mir einfiel, wie mein Chef sich kurz zuvor von Eva verabschiedet hatte. „Warum gehst du mit dem Doktor Glattarsch essen?“
    Sie brach in ihr helles Gelächter aus. „Doktor Glattarsch nennst du ihn?“ Sie ließ mich los, lehnte gegen den Schreibtisch. „Er hat mich überrumpelt, ehrlich gesagt. Außerdem will ich wissen, was hinter seiner Macho-Fassade steckt.“
    „Reine Zeitverschwendung. Nichts steckt dahinter.“
    „Meinst du wirklich?“ Sie setzte sich auf Schäfers Schreibtisch, zog mich an der Krawatte zu sich, und jetzt war sie es, die mich küsste. Von Scheu keine Spur dieses Mal – sie saugte sich an meinen Lippen fest, und ihre Zunge tanzte wild und lockend um meine herum.
    Ehe ich mich versah, wühlten sich ihre Hände unter mein Hemd, und meine Hände lagen auf einmal an einer Stelle, wo sie schon lange nicht mehr gelegen hatten – auf den Schenkeln einer Frau. Mir wurde ganz schwindlig. Eva zerwühlte mein Haar, sie ließ es zu, dass ich ihr die Bluse öffnete, sie drückte meine Hand an ihre Brust.
    Ein Feuer brannte in meinen Lenden, das ich schon fast vergessen hatte. Die Lust auf die Frau in meinem Arm riss mich vollständig aus der Bürowirklichkeit. Ich hörte den fliegenden Atem der schönen Eva, ich spürte, wie sie an meinem Gürtel herumnestelte, ich spürte die samtene Haut ihrer Taille und den Bund ihres Schlüpfers zwischen meinen Fingern, und es wäre geschehen, ich schwöre es Ihnen, wir hätten uns auf Knut Schäfers Schreibtisch geliebt – doch plötzlich orgelte im Nachbarbüro mein Telefon und nur Sekunden später rief meine Sekretärin nach mir. Irgendein verdammter Termin, den ich verschwitzt hatte.
    Das war es; mein erotisches Erlebnis, dass ich ganz bestimmt nie vergessen werde.
    Ist doch gar nichts passiert, werden Sie sagen, oder fast gar nichts. Haben Sie eine Ahnung! Ich war nicht mehr derselbe nach diesen Minuten, auch das schwöre ich Ihnen. Außerdem bin ich noch lange nicht am Ende, es war ja noch nicht Freitagabend.
    Seufzend lösten wir uns also voneinander. „Bin schon unterwegs!“, rief ich. Ich steckte mir das Hemd in die Hose, strich mir übers Haar, hastete in mein Büro. Meine Sekretärin streckte mir das Telefon entgegen.
    Irgendein Lieferant war in der Leitung. Ich schaltete um auf Marketingprofi. Meine Knie waren weich, tief unter der Gürtellinie kochte mein Blut.
    Während ich telefonierte, kam Eva aus Schäfers Büro. Sie beugte sich an mein freies Ohr und flüsterte: „Gefällt es dir nicht, dass ich mit ihm essen gehe? Dann lass dir etwas einfallen. Du schaffst das.“

    *

    Der Rest des Tages: Ausnahmezustand.
    Ihre Küsse brannten auf meinen Lippen, ihre Küsse brannten in meinem Hirn, ständig sog ich den Duft von Frau, Vanille und Sommer ein. Klare Gedanken? Vergessen Sie es. Meinen Zustand mit „Verwirrung“ zu bezeichnen, wäre eine glatte Untertreibung.
    Völlig abwegig, in dieser Verfassung in den Schachclub gehen zu wollen. Seit zehn Jahren war dies der

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