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Sturmflut mit Schokoladenengel

Sturmflut mit Schokoladenengel

Titel: Sturmflut mit Schokoladenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Tauer
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was gefasst“, flüsterte ich.
    Natürlich ließ ich mir jedes Mal einen Vorwand einfallen, um Schäfers Büro zu betreten, wenn sie bei ihm war, und mich in ihr Gespräch einzumischen. Eva fand das ganz selbstverständlich, Schäfers Miene aber verfinsterte sich zusehends.
    Ausnahmsweise einmal genoss ich seinen Anblick; und erst recht genoss ich es, die Stelle auf seinem Schreibtisch zu betrachten, auf der Eva gesessen hatte, als wir uns gestern das zweite Mal küssten. Schade, dass sie trocken geblieben war.
    In der Mittagspause kaufte ich Puffreisriegel und die eine oder andere Kleinigkeit, die man so braucht, wenn man Überraschungen von der Art plante, wie sie mir vorschwebten. Anschließend traf ich mich mit meinem Freund, dem Chef der Haustechnik. Wir zogen uns in den hintersten Winkel der Kaufhauswerkstatt zurück und steckten eine halbe Stunde lang die Köpfe zusammen.
    Am Nachmittag legte ich der Geschäftsführung mein in Nachtarbeit optimiertes Konzept vor. Der Oberboss ließ sein Blackberry stecken und nickte ständig, und zwar deutlich anerkennend. Die anderen Häuptlinge hakten mit hundert Fragen nach, und über keine einzige stolperte ich.
    Es lief richtig gut, so gut, dass ich über mich selbst staunte, denn mein Talent, kein Fettnäpfchen auszulassen, ist schon sprichwörtlich bei uns in der Filiale.
    Eva lächelte verstohlen und ganz so, als wäre sie stolz auf mich. Doktor Glattarsch dagegen gab sich betont gelangweilt. Auf den Tisch klopfte er trotzdem, als ich fertig war. Aus der Reihe tanzen ist nicht sein Ding.
    Die Stunden bis zum Feierabend krochen zäh dahin. Endlich war es dann doch soweit. Eva und Schäfer verließen die Abteilung als erste. Schäfer setzte sein Championgrinsen auf, als er mit Eva im Schlepptau an meinem Schreibtisch vorbeischwebte. Eva warf mir einen fragenden, beinahe hilfesuchenden Blick zu.
    Kaum waren sie draußen, stürzte ich in Schäfers Büro und schaltete seinen PC wieder ein; zum ersten Mal seit er mein Chef war, schlug ich einen Vorteil daraus, sein Passwort zu kennen. Ich lud die neue Software hoch und sorgte dafür, dass sich ein Fenster mit einer fürchterlichen Warnung öffnete.
    Danach hastete ich hinter den beiden her. Unterwegs tippte ich die Nummer meines Freundes von der Haustechnik in mein Handy und behielt das Gerät in der Hand.
    Eva und Schäfer warteten schon vor dem Aufzug. „Wollen Sie heute noch arbeiten, Chef?“, rief ich. Die Aufzugstüren schoben sich gerade auseinander.
    „Wieso?“ Schäfers Augenbraue zuckte.
    „Weil Sie Ihren PC angelassen haben. Ich hab’s durch die offene Tür gesehen.“
    „Was?!“ Knut Schäfer legte den Stopschalter des Aufzugs um. „Ist mir noch nie passiert!“ Und mit angestrengtem Lächeln an Evas Adresse: „Bin gleich zurück.“ Er rannte den Gang hinunter und verschwand in der Abteilung.
    „Muss ganz schön aufgeregt sein, wenn er seine geheimen Datenbanken sperrangelweit offen stehen lässt.“ Ich zog die verblüffte Eva in den Lift, legte den Schalter um, drückte auf EG. „Wahrscheinlich die Vorfreude auf Safranhirse und Barsch an Bambussprossen, was meinst du?“ Die Aufzugstür schob sich zu, der Aufzug fuhr an.
    „Was soll das, Franz?“ Meine Auserwählte wirkte nicht gerade euphorisch. „Er wird die Treppe nehmen oder den anderen Aufzug! Spätestens in der Tiefgarage holt er uns ein.“
    „Mach dir keine Sorgen.“ Ich legte den Arm um sie. „Der Brecht Franz hat alles im Griff.“
    Das Büro lag im sechsten Obergeschoss. Zwischen dem vierten und dem dritten Stock ging ein Ruck durch den Lift. Dann blieb er stehen.
    Eva wurde blass, ich steckte mein Handy ein und drückte den Notrufknopf. „Was gibt's?“ Die Stimme meines Freundes aus der Haustechnik.
    „Wir stecken.“
    „Keine Panik, wir kümmern uns drum.“
    „O Gott“, flüstere Eva, „ich krieg doch so leicht Platzangst.“ Sie zog die Schultern hoch.
    Mit so etwas hatte ich nun gar nicht gerechnet. „Komm her.“ Ich nahm sie in den Arm. „Setz dich.“ Ich breitete mein Jackett auf dem Boden des Aufzugs aus. Eva nahm gehorsam Platz. „Und nun tief durchatmen. Schließ die Augen.“ Sie gehorchte widerspruchslos. „Tief durchatmen. So ist gut, und nun stell dir den schönsten Ort vor, an dem du je gewesen bist.“ Ihre Gesichtszüge entspannten sich. „Hast du’s?“
    Sie nickte. „Eine Bucht an der Südspitze Siziliens. Dort habe ich vor ein paar Jahren mit meiner Schwester Urlaub gemacht. Oder warte ...“ Sie

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