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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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stimmt, dann schwöre ich, dass ich nicht den blassesten Schimmer habe, wieso.«
    Olowain beobachtete ihr Gesicht. Der Regen glänzte auf seiner geschwungenen Nase und glitzerte im weiß gefärbten Bart.
    »Was ist jetzt?«, fragte Relis. »Wie geht es weiter?«
    Olowain wandte sich von Hel ab und blickte eine Weile ins Land hinaus, das sich Hügel um Klippe, grau und tiefgrün bis zum Horizont fortsetzte. Früher war das Land in ständiger Bewegung gewesen. Aber die Menschen hatten der Erde so viel Lirium genommen, dass sie starr geworden war. Nichts bewegte sich mehr, alles war ausgestorben.
    »Kelda. Wo sind die Wrauden?«
    Kelda zögerte. »Nicht hier.«
    »Ruf sie. Sie können uns doch finden, oder?«
    »Ich will nicht, dass sie ohne den Schutz von Feenlichtern –«
    »Dann sollen sie auf den Adern bleiben, um Himmels willen!« Olowain ließ den Stab zu Boden fahren. Kelda erwiderte nichts mehr.
    Nachdem er einen eisigen Blick in die Runde geworfen hatte, zog sich Olowain die Kapuze über und ging davon.
    »Wohin … was machen wir?«, fragte Nova.
    Olowain blieb weder stehen noch drehte er sich um. »Kombasa hat gesagt, Karat sei auf nördlichem Weg gesichtet worden. Also auf nach Norden.«
    »Zu Fuß?«, fragte Harlem.
    Olowain rang ungeduldig die Fäuste. »Du kannst auch auf allen vieren laufen, Zwergin, und uns tragen, wenn du möchtest!«

Unter der Weide
    E s hatte den ganzen Tag und die Nacht hindurch genieselt, doch nun wurde der Regen stärker. Wasser prasselte auf die Bäume, während die Dämmerung eine stahlblaue Haut über die Finsternis zog.
    Unter einer alten Weide war der Boden trocken geblieben. Fellweiches Moos bedeckte die Wurzeln, die sich umschlangen wie die Arme Ertrinkender. Von den Zweigen rann das Wasser und verdichtete den Blättervorhang mit flüssigem Silber.
    Saraide und Anetán standen sich unter dem Blätterdach der Weide gegenüber. Das Trommeln des Regens übertönte alle Geräusche, doch als Anetán auf sie zutapste und den Kopf neigte, spürte Saraide seinen schnellen Atem in der Halsbeuge und sein pochendes Herz, das mit jedem Schlag Hitze durch den Körper trieb, der so vertraut und zugleich fremd war. Er war ihr Bruder, mit ihr verwandt, wie die Elemente miteinander verwandt sind. Der Hüter der Erde und die Hüterin des Feuers. Sie wusste, dass er sie liebte, seit sie Kinder waren. Und vielleicht war das auch der Grund, warum sie ihn verachten musste, denn es zeugte von einer Schwäche, die den höheren Geist in ihm ebenso entehrte wie seine kindlichen, hellen Augen. Dennoch – sie hatte seine Liebe immer geduldet, geheim gehalten und in verstohlenen Momenten sogar geschürt. Sie hatte gewusst, dass sie eines Tages davon profitieren würde.
    Sie drehte den Kopf, bis ihre Lippen sich trafen. Seine Hände zitterten, als Saraide sie nahm und zu sich führte. Mit einem Seufzen schmolz er in ihre Arme.
    Es hörte auf zu regnen, als der Morgen kam. Träge öffnete der Tag sein gerötetes Auge. Vögel begannen zu singen. Anetán schlief und Saraide beobachtete sein großes Gesicht mit Staunen und Bedauern darüber, dass er so vertrauensselig war, neben ihr einzuschlafen.
    »Weißt du nicht, dass wir bald Feinde sind?«, hatte sie ihn einmal gefragt, vor drei Jahren, in Hellesdîm.
    »Ich weiß«, hatte er gesagt, »dass ich dich jetzt liebe.«
    Jetzt. Dieser Moment währte immer noch. Damals hatte er schon gewusst, dass sie sich eines Tages töten mussten. Aber davor wollte er ihre Geschwister Totumé und Mercurin töten, denn wenn Saraide starb, würde er nur noch eins fertigbringen, ehe er selbst zugrunde ging: das Tiefe Licht beschwören. Sie ahnte jedoch, dass er nicht einmal das konnte. Er würde für sie zum Verräter am Tiefen Licht werden, er konnte sie nicht bekämpfen. Sie war seine große Schwester und sie hatte sein Herz.
    Saraide stand auf und setzte sich auf eine breite Wurzel. Sie war ganz reglos, ihr Blick starr, so wie immer, wenn die Kälte in ihr hochkam, die ihr eines Tages die Kraft geben würde, das Tiefe Licht zu beschwören. Sie war stolz auf ihre Stärke. Aber wieso zog dieser Stolz einen Schleier von Schwermut hinter sich her? Manchmal war sie so bekümmert, ohne sagen zu können, weshalb. Wegen allem. Wegen nichts.
    Als er erwachte, kam er und blieb neben ihr stehen, um den Sonnenaufgang durch die Zweige zu beobachten, so wie sie es zu tun vorgab. Er zupfte ein Blatt ab und rollte es zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Ich habe Mercurin in Tridad

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