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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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in einem Schraubstock; als rückten die Wände um sie herum immer enger zusammen. Sie mußte hinaus!
    Sie lief zur Tür und machte auf. Der dämmrig beleuchtete Korridor war leer und still. Ich sollte nach Hause fahren. Was tue ich noch hier?
    {386} Ich halte es nicht mehr aus, dachte sie wieder. Wieder eine Nacht, in der ich mich mit Erinnerungen trösten muß …
    Sie war sich kaum bewußt, daß sie sich in Bewegung gesetzt hatte. Als hätten ihre Füße das Kommando übernommen, ging sie zur Treppe. Sie blieb stehen. Er ist nicht mehr da. Er ist schon vor Stunden gegangen.
    Stockend nahm sie wieder eine Stufe nach der anderen, als müßte sie prüfen, ob das Holz sie aushalten würde. Immer weiter hinunter, aus der Dunkelheit in die Dunkelheit, von Lichtkegel zu Lichtkegel, wie eine Schlafwandlerin. Und unablässig sagte ihr Verstand, er ist nicht mehr hier. Er ist längst gegangen.
    Am Fuß der Treppe blieb sie stehen. Der Kellervorraum wurde nur von einer einzigen Birne erleuchtet, die schattenhaft geschlossene Türen und Schränke zeigte. Kalt und still. Aber unter der letzten Tür ganz hinten, unter der Tür zum Labor, sickerte Licht hervor.
    In der nächsten Sekunde war sie dort. Aber natürlich, das konnte nur Dr. Johns sein, die Pathologin, die da drinnen noch an der Arbeit war.
    Samantha klopfte.
    »Herein«, sagte Mark von drinnen.
    Sie öffnete die Tür und blieb auf der Schwelle stehen. Sie starrte ihn an, wie er sich vom Mikroskop aufrichtete und dachte: Noch nicht einmal ein Jahr. Wie lange soll ich das noch ertragen? Wieviele Tage und wieviele Nächte?
    Sein Gesicht war im Schatten. Samantha konnte nicht erkennen, ob er ernst war oder lächelte.
    »Sam«, sagte er leise. »Du arbeitest aber lange.«
    »Ja. Der Artikel.« Sie hatte Schwierigkeiten zu atmen. »Du bist anscheinend auch fleißig.«
    »Es ist hochinteressant.«
    Wieder schienen ihre Füße sich von selbst in Bewegung zu setzen, und ihre Stimme klang ihr wie die einer Fremden, als sie sagte: »Ich arbeite lieber hier im Krankenhaus an dem Artikel. Dann bin ich gleich zur Stelle, wenn ich gebraucht werden sollte, und man muß mich nicht erst zu Hause holen …«
    Sie hatte das Gefühl, er sähe in sie hinein, als er sagte: »Du hast in letzter Zeit oft bis in die Nacht gearbeitet.«
    »Du doch auch.«
    Sein Blick fiel auf den Türkis auf ihrer Brust. »Was ist denn das?« fragte er und griff nach dem Stein.
    »Letitia hat ihn mir geschenkt. Erinnerst du dich an sie?«
    »Natürlich.«
    {387} »Und Janelle?«
    »Aber ja.«
    »Und Landon Fremont –« die Worte sprangen ihr immer rascher von den Lippen – »und Dr. Prince, und Dr. Weston, Mrs. Knight – ach, Mark! Wir haben nie über die Vergangenheit gesprochen. Wir haben sie einfach zwischen uns begraben. Aber ich möchte, daß sie wieder lebendig wird. Ich –«
    Ehe sie noch mehr sagen konnte, zog er sie mit einer heftigen Bewegung an sich und küßte sie leidenschaftlich. Plötzlich waren sie wieder in ihrem kleinen Zimmer im St. Brigid’s, und Mark war eben mit den Worten hereingestürmt: »Verdammt nochmal, Samantha, ich liebe dich!« Gedämpftes Gelächter und das Klimpern eines Banjos drangen durch die Wände. Vierzehn Jahre waren wie ausgelöscht.
    »O Gott«, flüsterte Mark, den Mund an ihrem Haar. »Ich habe gedacht, ich halte es nicht mehr aus. Dich jeden Tag zu sehen, immer den guten alten Freund zu spielen.«
    Er nahm sie bei den Schultern und hielt sie auf Armeslänge von sich ab, um sie endlich so ansehen zu können, wie er sie seit Monaten ansehen wollte, mit Liebe und Zärtlichkeit, mit Leidenschaft und Begehren. Dann zog er sie wieder an sich, streifte ihr behutsam die Bluse von den Schultern und küßte ihr Gesicht, ihren Hals, ihre Brüste. »Ich liebe dich, Samantha«, flüsterte er. »Ich liebe dich noch genauso wie damals.«
    »Ich dich auch, Mark«, erwiderte Samantha. »Laß uns noch einmal die Vergangenheit leben.« Sie hob die Kette mit dem Türkis über ihren Kopf und legte sie auf den Labortisch. »Laß uns nur dies eine Mal vergessen, wo wir sind und wer wir heute sind.« Die Tränen liefen ihr über das Gesicht. »Erzähl mir von Präsident Garfield. Beschwer dich über den Starrsinn deines Vaters. Erzähl mir von deinen Brüdern, über Stephens Verschwendungssucht, über die ständigen Vorhaltungen deiner Mutter. Und ich erzähle dir von dem Streit zwischen Dr. Prince und mir, seiner Weigerung, mich in den Operationsraum zu lassen …«
    Sie

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