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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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würgte den Kloß in ihrer Kehle hinunter. »Aber natürlich sind Sie eine Frau.«
    »Ach, Dr. Hargrave, ich habe solche Angst …«
     
    »Mark, kann ich dich einen Moment sprechen?«
    Er sah vom Mikroskop auf, und angesichts der Freude auf seinem Gesicht stockte Samantha einen Moment der Atem.
    »Natürlich, Sam. Komm, ich möchte dir etwas zeigen.«
    Sie neigte sich über das Mikroskop, während Mark den Spiegel zur besseren Beleuchtung einstellte. »Das ist eine Probe des Brustgewebes, das ihr gestern entfernt habt. Kannst du die normalen Zellen rechts oben sehen?«
    »Ja.« Er stand sehr nahe, berührte sie fast.
    »Sie sind alle gesund, einheitlich in der Größe, und einige teilen sich gerade.«
    »Ja«, sagte sie leise. »Ich sehe es.«
    »Jetzt schau dir die Zellen daneben an. Entgleist, deformiert. Und sieh, wie leicht sie sich lösen. Sam, das sind alles die gleichen Zellen!«
    Sie richtete sich auf und sah in sein strahlendes Gesicht.
    {392} »Ich habe nie eine Probe untersucht, bei der es so klar zu sehen war«, fuhr er fort. »Das hier beweist praktisch, daß meine Theorie über die Anfänge des Krebses richtig ist. Und wenn ich recht habe, wenn die bösartigen Zellen entgleiste Zellen sind, die einmal normal waren, dann haben wir einen Ansatzpunkt, um nach einem Heilmittel zu forschen.«
    »Das ist ja fabelhaft, Mark.«
    Er wandte sich ab und machte sich am Labortisch zu schaffen. Das Lächeln war verschwunden. »Ich mache mir Sorgen um Lilian.«
    »Was ist denn los?«
    »Das weiß ich auch nicht. Sie wirkt unglücklich auf mich. Obwohl sie die Kinderabteilung hat.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Wir sehen uns kaum noch. Und wenn wir uns begegnen, haben wir praktisch nichts miteinander zu reden.«
    »Glaubst du, sie ahnt etwas? Über das, was zwischen uns ist, meine ich?«
    »Ich weiß es nicht, Sam. Aber ich glaube es nicht. Lilian ist ein sehr direkter, offener Mensch. Wenn sie einen Verdacht hätte, würde sie es sagen. Es muß etwas anderes sein. Wahrscheinlich ihr Wunsch nach einem Kind. Aber, worüber wolltest du mit mir sprechen?«
    »Über unsere Kampagne, Mark. Mr. Chandler sagte mir, daß die Zahl der Briefe stark zurückgegangen ist. Wir finden nicht das Echo, das wir uns erhofft haben.«
    »Vielleicht sollten wir den nächsten Beitrag ›Drogensucht in Alaska‹ nennen!«
    »Vielleicht. Aber ich habe mir etwas anderes überlegt. Vielleicht gehen wir zu sehr in die Breite und überfordern die Leser mit zu vielen unterschiedlichen Fakten und Zahlen.«
     
    »Ich möchte mich auf einen einzelnen Hersteller konzentrieren«, sagte Samantha, als sie in Horace Chandlers Büro saßen. »Ich würde denken, daß wir die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit eher erreichen, wenn wir eine vielgekaufte, bekannte Arznei aufs Korn nehmen.«
    Horace lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Denken Sie da einen bestimmten Hersteller?«
    »Ja. Sehr viele meiner Patientinnen griffen zu Sara Fenwicks Wundermixtur, ehe sie zu uns ins Krankenhaus kamen. Ich glaube, das ist ein Mittel, das fast in jedem Haus zu finden ist.«
    Horace pfiff durch die Zähne. »Sara Fenwick ist der größte Hersteller überhaupt, Doktor. Da haben Sie sich einen mächtigen Gegner ausgesucht.«
    {393} »Schreckt Sie das?«
    Horace lachte. »Nicht im geringsten. Aber eines muß ich Ihnen sagen.« Er beugte sich vor und legte die Hände flach auf den Schreibtisch. »Wenn Sie sich mit Sara Fenwick anlegen wollen, sollten Sie sich Ihrer Fakten absolut sicher sein.« Er wandte sich Mark zu. »Haben Sie die Analyse schon gemacht?«
    »Nur für den Alkoholgehalt. Der ist sehr hoch.«
    »Glauben Sie, daß das Mittel schädliche Substanzen enthält, Dr. Hargrave?«
    »Das wird nicht mein Angriffspunkt sein, Mr. Chandler. Ich glaube, daß das Mittel im Grund harmlos ist. Wogegen ich mich wehre, ist die Praxis des Unternehmens, per Korrespondenz die Diagnose zu stellen und zu behandeln. Jede einzelne meiner Patientinnen, die viel zu spät zu mir kam, weil sie Sara Fenwicks Mittel genommen hatte, berichtete mir, daß sie an die Firma geschrieben hatte. Und jeder von ihnen wurde versichert, das Mittel würde Heilung bringen. Das ist es, was ich anprangern möchte, Mr. Chandler.«
    Horace überlegte einen Moment. »Dafür werden wir mehr brauchen als eine Laboranalyse und ein paar Geschädigte.« Er stand aus seinem Sessel auf und ging zu dem Bücherschrank, der eine ganze Wand seines Büros einnahm. Hinter einer der Türen war ein ganzes

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