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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Bord voller Flaschen und Gläser verborgen. Horace schenkte sich einen Brandy ein. Den beiden Ärzten bot er nichts an; er wußte, daß sie ablehnen würden.
    »Es trifft sich gut«, sagte er, nachdem er sich wieder gesetzt hatte, »daß Sie heute zu mir gekommen sind. Ich hätte mich sonst von mir aus gemeldet. Ausnahmsweise habe
ich
nämlich einmal etwas zu berichten. Haben Sie schon mal von der ›roten Klausel‹ gehört?«
    »Nein.«
    Chandler berichtete ihnen von gezielten Recherchen, die er auf eigene Faust durchgeführt hatte, weil er hoffte, das Ergebnis würde spektakulär genug sein, um in der Öffentlichkeit Aufsehen zu erregen. Er hatte einen Privatdetektiv damit beauftragt, ihm eine Kopie der Vertragsformulare zu beschaffen, die die Drogenhersteller benützten, wenn sie mit Zeitungen und Zeitschriften Werbeverträge abschlossen. Sich als Werbevertreter einer Regionalzeitschrift ausgebend, hatte der Pinkerton-Detektiv die Firma J. C. Ayer aufgesucht und eine Kopie des gängigen Werbevertrags erhalten. In diesem Vertrag nun befand sich die sogenannte ›rote Klausel‹.
    Horace zog eine Schublade auf und reichte Samantha das Dokument.
    »Nur wenige Leute wissen von dieser Klausel«, bemerkte er, während {394} Samantha und Mark den Absatz lasen, der rot gedruckt war. »Sie besagt, daß der Vertrag null und nichtig wird, sollten irgendwelche Gesetze gegen den Vertrieb von Markenarzneimitteln erlassen oder in der Vertragspublikation Berichte veröffentlicht werden, die das Ansehen der Firma schädigen. Diese Klausel findet man in allen Kontrakten der Arzneimittelhersteller. Damit wird der Presse erfolgreich der Maulkorb umgehängt.«
    Mark reichte ihm den Vertrag zurück. »Wollen Sie den abdrucken?«
    »Von Anfang bis Ende.« Horace nahm einen Schluck Brandy. »Aber jetzt habe ich noch etwas anderes vor: Ich werde diesen Pinkerton-Detektiv – er heißt übrigens Cy Jeffries – beauftragen, mal ein bißchen bei der guten Sara Fenwick herumzuschnüffeln. Könnte ja sein, daß er ein paar Dinge herausfindet, die die Öffentlichkeit interessieren. Ich hab’ so das Gefühl«, fügte er mit einem Zwinkern hinzu, »daß Mr. Jeffries uns ein paar hochinteressante Informationen liefern wird.«

10
    Mit den alten Operationsverfahren war dies nicht mehr zu vergleichen: Samantha und ihr Team trugen über den Kleidern frische weiße Kittel, dazu Hauben, unter denen das Haar festgehalten wurde; die Instrumente waren keimfrei, Mrs. Sargent schlief unter keimfreien Tüchern, und die Narkoseärztin trug Puls- und Atmungsdaten gewissenhaft in die Karte ein, die am Massachusetts General Hospital entworfen worden war. Die Operation selbst, Entfernung der Gebärmutter, war zur Routine geworden. Samanthas gewagte Experimente am St. Brigid’s gehörten der Geschichte an.
    Sie arbeiteten schweigend. Willella Canby, die Samantha am Operationstisch gegenüberstand, hatte den Eindruck, daß die Chefärztin an diesem Morgen nicht ganz bei der Sache war; nun, sie hatte ja auch eine Menge um die Ohren.
    Die Gedanken, die Samantha an diesem sonnigen Maimorgen durch den Kopf gingen, hatten tatsächlich mit der Operation wenig zu tun. Sie dachte an das Fest, das am Abend im Haus der Masons stattfinden sollte: eine Geburtstagsfeier für Samantha, gegen die sie sich mit Händen und Füßen gewehrt hatte. Siebenunddreißig Jahre, das war kein Grund zum Feiern, fand sie. Aber ihre Freunde hatten sich von der Idee nicht abbringen lassen; am hartnäckigsten hatte sich Hilary gezeigt, die jetzt, da die kleine Winifred aus dem Gröbsten heraus war, endlich die ersehnte Freiheit genoß.
    {395} Weiter schweiften Samanthas Gedanken zu Jenny, deren Niederkunft in zwei Wochen zu erwarten war. Samantha sah dem Tag nicht ganz ohne Sorge entgegen. Jenny war sehr dick, und als Samantha sie das letztemal untersucht hatte, meinte sie zweierlei Herztöne gehört zu haben. Wenn wirklich Zwillinge unterwegs waren, vergrößerte sich damit das Risiko, daß Komplikationen bei der Geburt eintraten. Samantha wünschte jetzt, sie wüßte mehr über Jennys Familiengeschichte.
    Jenny selbst sah der Geburt mit Freude entgegen. Sie zeigte eine Gelassenheit, die Samantha bei ihrem Alter erstaunlich fand. An ihrem Glück mit Adam gab es keinen Zweifel.
    Samantha legte ihre Gedanken in Zaum und konzentrierte sich wieder auf die Operation. Der Uterus war jetzt entfernt. Nachdem sie die Höhle ausgespült hatten, um klare Sicht zu haben, inspizierten sie und Willella

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