Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
lästig findet. Es ist kein überstürzter Entschluß, Samantha, glauben Sie mir. Ich habe monatelang darüber nachgedacht. Ich kehre nach Hause zurück.«
    {399} Haben Sie es Mark schon gesagt? hätte Samantha gern gefragt. Was sagt er dazu? Aber sie sagte nichts.
    Als hätte Lilian ihre Gedanken gelesen, bemerkte sie: »Mark ist nicht glücklich über meinen Entschluß. Ich habe gestern abend mit ihm gesprochen. Es war unser erstes aufrichtiges Gespräch seit langem. Er macht sich Vorwürfe und will mir nicht glauben, daß er keine Schuld hat.«
    Ihre Stimme wurde kräftiger. »Mark und ich gehören zwei verschiedenen Welten an. Liebe allein reicht nicht. Es gehört noch eine andere Art der Erfüllung dazu. Ich brauche meine Familie, Mark braucht seine Arbeit. Darum muß ich nach St. Louis zurück, und er muß hier bleiben.«
    Lilian schwieg, und Samantha dachte, warum hast du mir das alles erzählt? Aber sie wußte, warum.
    Als eine Schwester mit Tee kam, fragte Samantha: »Trinken Sie eine Tasse Tee mit mir, Lilian?«
    Lilian lächelte. »Gern, Samantha.«

11
    Jenny war nicht zu bewegen. Samantha mochte ihr hundertmal vorhalten, daß es sicherer war, im Krankenhaus zu entbinden, sie wollte nichts davon hören. Sie würde ihr Kind zu Hause zur Welt bringen, mit Adam an ihrer Seite.
    »Aber wenn es nun Komplikationen gibt«, wandte Samantha ein.
    »Keine Komplikationen«, signalisierte Jenny. »Alles ist in bester Ordnung.«
    Dennoch nahm Samantha eine ganze Garnitur Geburtshilfeinstrumente mit nach Hause und fragte Willella, ob sie sich in Bereitschaft halten könne, für den Fall, daß sie Hilfe brauchen sollte.
    »Ich mache mir Sorgen«, erklärte Samantha. »Jenny ist so dick. Und jetzt höre ich nur noch einen Herzton. Außerdem ist sie schon eine Woche über die Zeit.«
    »Dr. Hargrave«, sagte Willella, »Sie sollten sich hören! Jenny ist nicht zu dick, Sie haben auch vorher nicht definitiv zwei Herztöne gehört, und es ist gang und gäbe, daß das erste Kind mit Verspätung kommt.«
    Es war ein schwüler Juniabend. Sie saßen alle in Samanthas Salon und tranken Limonade. Willella war es heiß trotz des leichten Lüftchens, das durch die offene Terrassentür kam, und sie wünschte, sie könnte ihr Korsett aufmachen. Hilary, die wieder so rank und schlank war wie an dem {400} Tag, an dem sie Darius geheiratet hatte, litt nicht unter der Hitze; ihr war von der Aufregung um Jenny heiß. Darius gab einen Schuß Whisky in sein und Stantons Limonadenglas; Mark lehnte ab. Er stand an der offenen Tür und schaute zur lichterglänzenden Stadt hinaus. Samantha wußte, woran er dachte.
    Miss Peoples erschien auf der Treppe.
    »Wie geht es ihr?« fragte Samantha hastig.
    »Gut, Doktor. Mr. Wolff ist bei ihr. Ich wollte noch einen Krug Limonade machen.«
    Samantha hatte so besorgt um Jenny herumgegluckt, daß diese schließlich gebeten hatte, sie allein zu lassen. »Du machst mich müde, Mutter«, hatte sie signalisiert. »Bitte laß mir ein bißchen Ruhe. Ich läute, wenn was ist. Das verspreche ich dir.«
    Aber Samantha hielt es nicht im Salon. »Ich muß hinauf und nach ihr sehen«, sagte sie.
    Willella stand von ihrem Stuhl auf. »Lassen Sie mich gehen, Doktor. Sie machen ihr höchstens Angst mit Ihrer Besorgnis.«
    Samantha ging mit ihr zur Tür. »Warten Sie fünf Minuten«, sagte sie leise, so daß die anderen sie nicht hören konnten, »und sehen Sie, ob Sie die Wehen spüren. Vor einer Stunde war sie auf vier Zentimeter und behauptete, sie spüre überhaupt nichts.«
    Willella tätschelte ihre Hand.
    Unruhig kehrte Samantha in den Salon zurück und stellte sich zu Mark. Er sah sie lächelnd an. »Wie geht’s dir?«
    »Ich habe gerade nachgedacht.«
    »Worüber?«
    »Über Lilian. Ich möchte wissen, ob sie ahnte, ob sie spürte, wie es zwischen uns ist.«
    »Die Hauptsache ist doch, daß sie glücklich ist, Mark. Und das scheint sie zu sein. Ihre jüngste Schwester ist wieder guter Hoffnung.«
    »Ja …« Er wandte den Blick wieder zum Garten hinaus.
    Obwohl Samantha und Mark lange über Lilian gesprochen hatten, war etwas Wesentliches ungesagt geblieben: Wie es mit ihnen weitergehen würde, wenn die Scheidung ausgesprochen war. Mark schien darüber nicht sprechen zu wollen, und Samantha wollte ihn nicht drängen. Aber sie dachte häufig daran und hoffte.
    »Alles in Ordnung«, verkündete Willella, in den Salon zurückkehrend. »Jenny geht es gut.« Sie ging zu Samantha und sagte leise: »Wehen alle fünf

Weitere Kostenlose Bücher