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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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habe nur nicht vor, mich durch einen Vorhang aus Pomp und Abstammung damit zu befassen. Man hat mir gesagt, dass man im Krieg seine Stärken nutzen soll – nun, Politik ist jedenfalls keine meiner Stärken. Kraft ist es, und jetzt auch Autorität. Sollte ich Feinde im Stamm haben, so werde ich die Angelegenheit mit diesen beiden Mitteln klären.«
    Während er sprach, kämpfte sich Isak in eine sitzende Stellung und wies auf seine Kleidung.
    Bevor er darum bitten konnte, reichte Vesna sie ihm und half Isak dabei, sich anzukleiden. In der dicken Wolle wirkte er eher wie ein Mönch denn wie ein Lordprotektor, aber er war keineswegs versessen darauf, sich die eng geknöpfte Tunika um die Rippen
zu legen. Er schlüpfte in gefütterte Winterstiefel und gürtete Eolis um.
    Bevor er den Zeltausgang erreichte, sah er seinen Mantel dort hängen und hielt inne. Man hatte ihn von Schmutz und Blut gesäubert, aber niemand war in der Lage gewesen, den verbrannten Stoff zu reparieren. Als er den verkohlten Rand zwischen den Fingern rieb, löste sich ein Stück in seiner Hand und hinterließ einen Rußfleck. Er entdeckte eine Form, die so schwach war, dass die anderen sie nicht erkennen konnten, und sah sie einige Sekunden eindringlich an. Dann rieb er den Fleck an seinem Hemd ab.
    Der Himmel war bedeckt. Isak blinzelte und erfasste den Zustand des Lagers. Viele Zelte fehlten nun und der Wald aus bunten Fahnen hatte sich gelichtet.
    »Vesna, ist das nicht Fordans Banner?«, fragte er. »Ich sah, wie er starb. Ganz sicher.«
    »Das tat er, mein Lord«, sagte der Graf betrübt, »aber sein Sohn war Teil seiner Leibgarde und überlebte, darum verbleibt das Banner hier. Was die anderen angeht: Danva wurde von einem Speer in den Oberschenkel getroffen und verblutete noch im Feld und Amah hat ein Troll den Schädel zertrümmert.«
    »Wie viele haben wir verloren?«
    Ein plötzlicher Windhauch in seinem Nacken ließ Isak erschaudern. Er war kalt, aber sanft. Es fühlte sich für Isak an, als wären die Männer von diesem Wind davongetragen worden, samt Zelten und Flaggen.
    »Insgesamt? An die dreitausend. Einhundertfünfzig Eurer eigenen Leute, dreihundert Geister, unzählige aus Torl, Ked, Tebran und Vere. Weitere dreihundert verloren wir bei der Verfolgung der Überlebenden.«
    »Hat es etwas genützt?«
    »Den Toten?«, fragte Torl eisig.

    Isak blickte den Lordprotektor an, aber Torl hatte offenbar nichts mehr hinzuzufügen.
    »Überhaupt, meinte ich«, sagte Isak. Dann zuckte er mit den Schultern. »Ich bin am Verhungern. Ich muss etwas essen, bevor ich Lord Bahl treffe.«
    Er folgte einer Rauchsäule um ein Zelt herum, vor dem ein großer Topf über einem Feuer hing. Aber als er sich zu dem kochenden Inhalt hinabbeugen wollte, keuchte er auf und fasste sich an die Rippen.
    »Kannst du mir etwas davon geben?«, fragte er den Mann, der bei dem Topf stand. Der Mann nickte mit vor Angst aufgerissenen Augen und schöpfte etwas Brühe in eine feste Holzschüssel.
    Isak nahm die Schüssel mit breitem Lächeln entgegen. »Brot?«
    Der Mann griff in eine Tasche, die an einem Pfosten hing und reichte ihm einen halben Laib. Sobald der Mann sah, dass Isaks Aufmerksamkeit wieder Lordprotektor Torl galt, wich er langsam zurück, drehte sich nach einigen Schritten um und lief so schnell er konnte, bis er außer Sicht war.
    Isak runzelte die Stirn und schnüffelte misstrauisch am Brot. »Was war das denn?«
    Vesna schwieg, den Blick zu Boden gewandt, während Torl über Isaks Schulter hinwegstarrte. »Ah, Lord Bahl, guten Morgen«, sagte er.
    »Torl«, grüßte Bahl ihn, dann wandte er sich Isak zu. »Das war dein Erbe aus dem Kampf.«
    Der alte Lord hatte die Aura der Erschöpfung abgelegt, die ihn gewöhnlich umgab. Er schien wach, wie neu geboren, sogar in voller Rüstung. Er hatte einen verzierten Helm, ein uralt wirkendes topfförmiges Stück aus grauem Metall unter den Arm geklemmt, mit einem Y-Schlitz an der Vorderseite für Augen und Mund.
    Er trat zu Isak und legte ihm eine Hand auf die Schulter, eine
öffentliche Geste der Kameradschaft. »Wie fühlst du dich? Du hast dich lange Zeit erholen müssen, wir fingen schon an, uns Sorgen zu machen.«
    »Ich fühle mich erschöpft. Ausgelaugt.« Erwies auf die Schüssel. »Und hungrig.«
    »Ausgelaugt ist ein weit besseres Wort, als du möglicherweise denkst. Je mehr Magie du einsetzt, umso schwieriger ist es, dem Fluss zu widerstehen und ihn zu beenden. Wenn du nicht vorsichtig bist, wird ein

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