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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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eindrang.
    Der Fremde zuckte bei dem plötzlichen Geräusch zusammen, dann hockte er sich neben den General und sah ihm in die Augen. Er nickte vor sich hin und zog den Dolch des Generals aus dessen Gürtel. Mit einer sicheren Bewegung schnitt er den Ärmel des Hemdes ab, das dem General gehörte, und band ihn um den blutenden Arm. Auch den anderen Ärmel schnitt er ab und verband damit die Wunde.
    »Es ist ein glatter Schnitt, aber tief«, sagte er. Als Chalat nicht antwortete, blickte er auf. Der Lord saß neben dem Kopf der Kreatur, eine Hand auf den Boden gelegt, und murmelte vor sich hin. Ein Zittern ging durch den Stein zu ihren Füßen, floss auf das Weißauge zu, und dann erschien ein Gesicht auf dem Tempelboden. Der flache Stein wölbte sich, als wäre er nichts weiter als ein Seidentuch über dem Gesicht eines Mannes, doch das Gesicht war nicht menschlich. Die Augen waren zu groß und der dicke Kiefer reichte zu weit nach hinten. Aber dennoch lag im Schwung der Nase, der Wangen und der Stirn etwas Schönes, das die Fremdartigkeit überdeckte.
    »Was ist mit ihm geschehen?«, fragte Chalat das Gesicht flüsternd und ignorierte den Fremden völlig. »Diese Tätowierungen weisen ihn als Charrs Leibwächter aus, aber …« Die Stimme des Weißauges verlor sich und er wies auf den Körper. »Ist das Gleiche mit Charr passiert?«
    Das Wesen im Boden stieg etwas höher, sodass nun die Schultern aus dem Fels ragten. Es gab keine Kante zwischen dem Wesen
und dem Steinboden. Sie bestanden aus dem gleichen Stoff. Mihn starrte den Ralebrat an – die Erdelementare waren als Verbündete der Chetse bekannt, aber er hatte noch nie davon gehört, dass einer jenseits des Schlachtfeldes gesehen wurde.
    »Dein Krann ist tot. Jemand anders bewohnt seinen Körper.« Die Stimme des Ralebrats klang glatt — wie feiner Sand, der über Stein rieselt. Etwas unter der Leiche berührte eines ihrer Hörner. Der beinahe abgeschlagene Kopf zuckte und der Elementar legte den Kopf auf die Seite.
    »Ich konnte ihn nicht spüren, als er angriff«, sagte Chalat. »Wenn mehr als eine Handvoll auf diese Weise verändert wurden, kann ich sie nicht töten. Kann deinesgleichen uns helfen?«
    »Wir wagen es nicht. Die Götter und andere spielen. Diesmal werden wir uns nicht hineinziehen lassen.«
    Chalat nahm die Ablehnung überraschend ruhig entgegen. Die Ralebrat hatten sich im Großen Krieg auf die Seite von Aryn Bwr gestellt. Offenbar hatten die Verluste auf beiden Seiten sie gelehrt, sich von solchen Dingen fern zu halten.
    »Ihr müsst gehen.«
    »Was?«, fragte Chalat überrascht.
    »Ihr könnt diese Dämonen nicht besiegen. Ihr müsst um Eures Volkes willen gehen. Wir haben dieses Zeitalter seit tausend Jahren erwartet. Wie werden tief in die Erde zurückkehren, bis wir von dem gerufen werden, den wir kennen.«
    »Wir kann ich Charr die Herrschaft über die Chetse überlassen?«
    »Du kannst es nicht verhindern. Die einzige Frage ist, ob du noch am Leben bist, wenn die Zeit kommt, dein Volk zu retten.« Wie aus einem stillen See hob sich ein Arm aus dem Boden. Er wies auf den Fremden. »Nimm den da mit dir.«
    »Ihn? Warum?«
    Der Ralebrat gab einen Ton von sich, der wie Sand klang, der
über Eisen kratzte. Er war amüsiert. »Schicksal hat eingegriffen, um ihn auf deinen Weg zu setzen. Der da ist gekennzeichnet.«
    »Wofür gekennzeichnet?«
    »Für Leid und Dienstbarkeit. Was seiner Seele genommen wurde, dem muss er sich stellen und es besiegen. Wenn er tut, was er tun muss, wird man seinen Namen für tausend Jahre kennen.«
    »Ich verstehe das nicht.« Chalat starrte den Fremden jetzt neugierig und fasziniert an.
    »Du kannst es nicht verstehen. Er gehört einem anderen.« Damit glitt der Ralebrat wieder in den Boden und verschwand spurlos.
    Chalat blickte für einen Augenblick auf den glatten Stein hinab, dann fuhr ein Windhauch in sein Haar und brachte ihn in Bewegung. Er stand auf und säuberte sein Schwert an der Kleidung des toten Leibwächters.
    »Sieht aus, als hätten wir beide noch lange Jahre vor uns. Wenn du mich nichts angehst, will ich auch nicht mehr wissen. Ich kenne die Ralebrat gut genug, um zu schweigen. Wie schwer ist Chate verletzt?«
    Der Fremde sah hinab und zuckte die Achseln. Der Mann war nun ohnmächtig, und als er das schütter werdende silberne Haar zur Seite schob, zeigte sich eine dicke Beule.
    »Nun gut. Ich trage ihn zum Asenn-Tempel. Sie werden sich bald für das Morgentauritual versammeln – und er

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