Sturmkaempfer
Wieder klang er verärgert.
Der General sprach rasch weiter: »Genau, mein Lord, darum entschied sich Lord Charr auch, die Gruppe zu überfallen.«
»Ha! Also sprang der dumme Bastard genau in die Falle. Dann verdient er, dafür zu sterben.«
»Ja, mein Lord. Auf jeden Fall griffen die Wachen an und töteten einige der Fremden, aber Lord Charr wurde von einem Pfeil getroffen – genau ins Herz – und niemand sah den Bogenschützen. Sie ließen sofort die Hunde los und schickten sie in die Richtung, aus der der Pfeil kam. Doch es war nichts zu finden.«
»Wenn er ins Herz getroffen wurde, wie kann er dann noch leben?«
Ein Windhauch rauschte über den glatten Tempelboden, der nach Alter und Leid roch. Im Hintergrund zischte leise die ewige Flamme, die als weiße Säule von der Spitze des Tempels bis zum Altar herunterreichte, wie sie es schon seit mehr als tausend Jahren tat.
»Wir haben keine Ahnung. Verschiedene Ärzte haben die Wunde betrachtet. Sie alle waren sich einig, dass der Pfeil im Herz steckte und er sterben würde. Sie trugen Charr in die Palastkapelle und ließen ihn dort zum Sterben bei seinem Gott zurück. Mein Lord, Charrs Wachen sind ihm treu ergeben, aber sie waren sich einig, dass man nichts mehr für ihn tun konnte.«
»Also waren am Morgen alle überrascht, dass er noch lebte?« »Ganz genau, mein Lord. Man rief einen Priester, und er behauptete, die Wunde sei magisch, und dass der Kampf um Charrs Leben ein geistiger wäre, ein Kampf um seine Seele. Der Priester sagte, der Pfeil bestehe aus Ruß, der verzaubert und darum so hart wie Eisen war.«
»Ein geistiger Kampf? Also war alles nutzlos und umsonst?« Das Weißauge lachte rau.
»Richtig, Lord.« Der General wartete geduldig, bis der Lord keine Anstalten mehr machte, ihn zu unterbrechen. Chalat war wie ein Berg. Er rückte für niemanden beiseite. Man passte sich ihm an, oder man brach sich die Hände an der Kante.
Chalat bedeutete ihm fortzufahren.
»Aufgrund dieser Kenntnis beschlossen die Wachen, Charr wieder zurück nach Thotel zu bringen. Wenn er ohnehin sterben würde, dann sollte er es besser so nah am Tempel der Sonne tun wie nur möglich.«
»Wie fromm von ihnen. Dumm, aber fromm.«
»Sie brachten den einzigen Überlebenden der überfallenen Gruppe mit sich. Sobald der Pfeil traf, floh er, aber später ergab er sich, als sich ihr Blut etwas abgekühlt hatte. Er sprach Chetse,
sagte ihnen, er habe Neuigkeiten über den Assassinen. Sein Verhalten war seltsam genug, dass sie beschlossen, ihn nicht gleich zu töten. Stattdessen fesselten sie ihn und legten ihn auf den Wagen neben den Krann.«
»Und seine Aussage soll ich hören? Was hat er dir erzählt?«
»Wenn du nichts dagegen hast, mein Lord, wäre es mir lieber, wenn du dir selbst ein Bild machtest. Er wird dich gewiss nicht anlügen, während er die Hand in die ewige Flamme hält. Er beherrscht unsere Sprache zweifellos sehr gut, was wohl auch der Grund war, warum er als Köder ausgewählt wurde, also wird er auch über die Flamme Bescheid wissen. Er sagte, dass er unter einer Art Verzauberung stand, aber das ist eine Einzelheit, über die wir später noch entscheiden können. Ich mache mir eher Sorgen über den Meuchler.«
»Hast du Angst, dass er lügt oder dass er die Wahrheit sagt?«
Grobe Stimmen aus der Dunkelheit zogen den General auf die Beine und er trat vor den Tempel. Als sich Chalat zu ihm gesellte, erschienen langsam die Umrisse dreier Männer, die aus der Finsternis kamen. Zwei waren Löwenwachen aus General Devs persönlicher Garde. Der dritte wirkte etwas größer und deutlich schmaler, trotz der dicken Seile, die seine Arme an den Körper banden und die Füße zusammenhielten.
Beide Wachen trugen Armbrüste und hatten Kampfäxte auf den Rücken geschnallt. Der Größere trug zudem einen mit Eisen beschlagenen Kampfstab, die Waffe des Fremden. Sie warfen den Gefangenen zu Boden und stiegen über ihn, um vor dem Lord niederzuknien.
»Schneidet ihn los«, befahl Chalat, »und bringt ihn zur Flamme.«
Ihre Schritte hallten seltsam über die polierte Oberfläche, wurden leiser, als sie die Mitte erreichten, als würden sie vom unaufhörlichen Wispern der ewigen Flamme gedämpft werden.
Das Haar des Gefangenen war dunkel genug für einen Farlan, doch ihm fehlten die Größe und die scharfen Gesichtszüge dieses Stammes. Er stolperte hinter den Weißaugen her, so gut er konnte. Obwohl ihn die Wachen weiterstießen, musste er zu dem erstaunlichen
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