Sturmkaempfer
Tempel aufsehen. Sein Mund klappte voller Ehrfurcht auf, während er den vier Säulen mit dem Blick bis zur Spitze folgte. Sie wurden durch nichts gestützt. Der dünne weiße Strahl der ewigen Flamme war alles, was die Spitze und den Altar verband.
Ein offener Wehrgang, der in der Mitte um die Säulen führte, war ausschließlich den Tsatach-Priestern vorbehalten. Wenn jemand anders – sogar General Dev – die Treppen in den Pfeilern erklomm, die dort hinaufführten, würde er auf der Stelle hingerichtet werden. Der Wehrgang wurde nur von Luft und Magie gehalten. Jemand anders als ein Tempelpriester könnte die Zauber stören, von denen die mehreren tausend Tonnen Stein gehalten wurden, und so die darunter versammelten Pilger töten. An einem Festtag waren das Tausende.
Chalat verlor keine Zeit, als er den Altar erreichte. Er war gerade dabei gewesen, sich mit vier seiner Lieblingskonkubinen zu vergnügen und er hatte vor, sie möglichst schnell wieder zu beglücken. Also packte er den Fremden im Nacken, hob ihn hoch und setzte ihn neben der Flamme wieder ab.
»Weißt du, was mit Lügnern passiert, die ihre Hand in die Flamme halten?«, fragte er fröhlich.
Der Mann nickte, ein wenig nervös, aber erstaunlich ruhig. Auf den General wirkte er, als habe er sich bereits mit einer Hinrichtung abgefunden und seinen Frieden mit den Göttern gemacht.
Chalat nickte zustimmend und nahm die Hand des Mannes in die eigene. Die Flamme würde ihn, den Erwählten des Tsatach, nicht verletzen. Wenn der Fremde log, während seine Hand in der
Flamme ruhte, würde der gesamte Arm verbrannt werden. Und nur, wenn er schnell genug war, würde es beim Arm bleiben.
»Wie heißt du?«
»Mihn ab Netren ab Felith. Man nennt mich Mihn.«
»Woher kommst du?«
»Ich wurde bei den Clans der nördlichen Küste geboren. Ich habe das Land nun seit vielen Jahren durchwandert, oft in der Brache.«
»Sag mir, wer der Meuchler war.« Chalat hatte Besseres vor, als sinnlose Fragen zu stellen.
»Er – er nannte sich Arlal.«
»Was für eine Art von Name ist das? Farlan?«
»Nein, Lord, elfisch.«
Chalat keuchte überrascht und ließ vor Verwunderung sogar den Arm des Mannes kurz los. Er blickte auf die Flamme. Die Hand des Mannes war noch da, und er hatte nicht einmal versucht sie wegzuziehen, obwohl die Flammen über seine Haut tanzten. Selbst wenn Mihn ein Zauberer wäre, hätte er nicht die Kraft besessen, seine Hand vor der Verbrennung zu schützen. Er musste also die Warheit sagen.
Der Mann hielt seine Hand weiterhin mit trotzigem Gesichtsausdruck mitten in die Flamme, als warte er auf die nächste Frage.
»Arlal war ein Elf?«
»Ein wahrer Elf, mein Lord.«
Jetzt klappte dem Weißauge der Kiefer herunter. »Ihr befandet Euch in Begleitung eines wahren Elfen namens Arlal? Den die Geschichtenerzähler Giftklinge nennen?«
Mihn zögerte, bedachte, wie er seine Antwort formulieren musste, damit sie völlig wahrhaftig war. »Das ist möglich. Ich weiß nicht, wie viele wahre Elfen es im Land gibt, aber es ist sehr wahrscheinlich. Man sagt, die Giftklinge sei ein Meuchler.«
»Sagte er dir, wer ihn bezahlt hat?«
»Nein, er sagte nur wenig, gab uns lediglich Befehle. Er trug ein Amulett um den Hals, das dafür sorgte, dass ich nicht einmal auf die Idee kam, ihm nicht zu gehorchen.«
Schnelle Schritte auf der Ebene ließen sie nun alle zusammenzucken. Die beiden Wachen hatten ihre Armbrüste gehoben und schienen bereit, als eine Stimme sie aus der Dunkelheit anrief. Sie klang viel zu ängstlich, um eine Gefahr darzustellen: »General! Er ist wach!«
»Das ist Gerrint. Senkt die Armbrüste«, befahl General Dev. »Das ist mein Adjutant, Lord Chalat. Ich habe ihn beim Krann gelassen.«
Der Soldat stapfte über die Tempelgrenze und stürzte beinahe, als ihm auffiel, wie respektlos das war. Er kam wieder zum Stehen und sah sich um, als befürchte er, ein wütender Priester könnte um die Säule biegen. Dann ging er so schnell er konnte zum Altar.
»Mein Lord, General Dev, der Krann ist genesen!«
»Mach dich nicht lächerlich, Gerrint. Er war beinahe tot, als ich ihn das letzte Mal sah.«
»Ich weiß, Sir, aber nun ist er auf den Beinen und läuft umher. Doch er sieht sehr anders aus, mein Lord, ganz verändert. Die Wunde ist nur noch ein schwarzer Fleck auf seiner Brust, mehr nicht. Der Heiler sagt, dass der Pfeil plötzlich zu Ruß zerfiel und seine Haut beschmutzte. Dann stand Lord Charr auf und warf alle bis auf seine
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