Sturmkaempfer
Straße vor ihnen und damit dem gleichen Anblick zu, den er schon seit zwei Wochen sah. Nur die Palastwache und eine Legion leichte Reiterei kehrte mit ihnen zurück, und auf den zufälligen Beobachter würde es wirken, als hielte jeder Geist die Zügel eines Ersatzpferdes. Eine düstere Aura umhüllte sie. Die Verluste waren schwer gewesen, sowohl auf dem Feld als auch in den Tagen danach, als Männer ihren Wunden erlagen. Wenn sie nach Tirah zurückkamen, würden die Bürger einige Wochen vorsichtig sein müssen.
»Und wem sagt Ihr Eure Meinung, dem Mann oder dem Titel?« In Isaks Stimme lag eine Schärfe, die er nicht beabsichtig hatte. Unruhige Nächte, in denen Wachstumsschmerzen seinen Körper geplagt hatten, aber auch die mühseligen Reisetage hatten ihn gereitzt und unruhig werden lassen. Seine neuen Muskeln verlangten nach Bewegung, die über das bloße Einhacken auf Bäume hinausging, die zufällig im Weg standen. Da Bahl in einer ähnlichen Laune war, wenn auch aus anderen Gründen, versuchte Isak sein Temperament besonders zu zügeln. Doch in seiner Stimme lag stets eine Spur aufgestauter Wut, wenn er sprach.
»Beiden, mein Lord.« Vesnas Antwort war sicher und kam sofort.
»Beiden?« Isak lachte – und etwas Bitterkeit lag darin. »Ihr seid bemerkenswert ehrlich, vor allem im Vergleich zu Euren Kumpanen. Sie beobachten mich, als sei ich ein Wolf, der in ihrem Lager umherstreicht.«
»Das liegt daran, dass Ihr nicht aus Anvee seid. Sie sind nicht Eure Gefolgsleute. Es gibt keinen Grund, ihnen zu trauen und sie haben auch keinen Grund, Euer Vertrauen zu erringen.«
»Und Ihr schon?«
Vesna lächelte und nickte. »Da Ihr mein Lehnsherr seid und Euch mein Schwur gilt, könntet Ihr mich mit wenigen Worten vernichten. Zudem seid Ihr einer der mächtigsten Männer im
Stamm. Wenn Ihr also weiter aufsteigt, wird das auch mir nutzen. Das bedeutet, ich spreche zum Teil auch Euren Titel an, aber nicht ausschließlich. Wenn ich mich schon so eng an Euch binde, kann ich auch gleich versuchen, Euch zu mögen. Ich kann später immer noch wieder dazu übergehen, nur Euer Besitz zu sein, wenn das nicht gelingen sollte.«
Trotz seiner schlechten Laune brachten Vesnas Worte Isak zum Lachen. Er brauchte nur einen Grund, um ihm trauen zu können, und dieser klang so gut wie jeder andere. Bahl hieß es offensichtlich gut. Isak war sich sicher, dass er seine Einwände deutlich gemacht hätte, falls er Graf Vesna für eine Gefahr hielte. Isak war in den letzten ein oder zwei Wochen sehr glücklich über seine Anwesenheit gewesen. Er hatte sich als nützlicher Mann erwiesen.
Er traf eine Entscheidung und wandte sich seinem Gefolgsmann zu. »In dem Fall, Vesna, wäre ich dankbar, wenn du nicht vergessen würdest, dass ich einen richtigen Namen besitze. Er ist vielleicht nicht sonderlich eindrucksvoll, ich mag ihn auch nicht besonders, und er mag sogar als Beleidigung gedacht gewesen sein, aber es ist nun mal mein Name. Ich bin Isak. Wenn du mein Freund sein willst, erinnere dich besser daran.«
»Das werde ich, mein Lord. Danke.«
Isak sah rasch auf, um zu erkennen, ob er verspottet werden sollte, aber auf Vesnas Gesicht lag ein breites Lächeln.
»Dummerweise habe ich wohl mehr Feinde als Freunde«, sagte er leise. »Ich gebe nicht vor zu verstehen, warum ich Krann wurde, oder warum man mir die Gaben überreichte. Ich bin sicher kein Erlöser …«
»Vielleicht ist es etwas, das erst aus dir wird, und nicht etwas, in das du hineingeboren wurdest?« Vesna klang nicht sehr überzeugt.
»Ich? Nicht in diesem Leben!«, antwortete Isak mit einem bitteren
Lachen. »Aber es zählt nicht, was ich denke. Einige Stunden nachdem ich erwählt wurde, haben zwei Männer, die ich nie zuvor gesehen hatte, mich zu töten versucht. Das ist ein bisschen zu viel Zufall für meinen Geschmack.«
Vesna wirke überrascht. »Ich hörte von dem Vorfall auf dem Übungshof, aber ich habe Sir Dirass Certinse einige Male getroffen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich irgendwem als Meuchler verdingen würde. Und wäre seine Familie beteiligt, sie hätte ganz sicher nicht gewollt, dass er es auf diese Weise versucht.«
»Ich weiß, und darum glaube ich, dass mich jemand aus den Schatten beobachtet. Sie wirkten beide wie tollwütige Hunde, als wären sie nicht sie selbst.«
Vesna gab einen erstickten Laut von sich und wurde bleich. »Das klingt wie die Art von Magie, mit der Nekromanten herumspielen.«
»Wir wollen nicht zu nervös
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