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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Grund, jemanden umzubringen und ihn diese Stufen hinunterzustürzen …? Wenn Vilan überlebt hätte, so hätte er den Täter des versuchten Mordes anklagen können. Das wäre für Lord Bahl ein Skandal gewesen.«
    »Ich weiß. Darum habe ich dem Mistkerl ja auch das Genick gebrochen, bevor er stürzte.«
    Tila hob die Hand zum Mund und ein leiser Laut entfleuchte ihren Lippen. Die gleichgültige Art, mit der Isak es aussprach, erschreckte sie ebenso sehr wie das Geständnis selbst.
    Isak setzte sich auf und griff nach ihrem Arm, aber sie schlug ihn beiseite. Dann schluckte sie und atmete tief durch, um die
aufsteigende Übelkeit zu bekämpfen. Sie hob die Hand, um Isak von weiteren Worten abzuhalten.
    »Vesna«, sagte er über die Schulter. »Bring Tila hinein, erklär es ihr!«
    Abscheu erfüllte ihr Gesicht und Isak fühlte sich mit einem Mal schuldig. Der Graf nickte Isak zu und nahm Tila sanft am Ellenbogen, sie aber schob Vesna von sich und sagte, sie käme zurecht und ließ sie beide dort sitzen. Die Tür krachte hinter ihr ins Schloss. Isaks Augen ruhten für einen Augenblick auf dem vibrierenden Eichenholz, dann sah er zu Vesna auf.
    Der Graf schüttelte den Kopf und blickte wieder auf den Übungsplatz hinab. »Sie wird darüber hinwegkommen. Sie ist nur ein zartfühlendes Mädchen, das ist alles. Das Töten ist nicht Teil ihres Lebens. Sogar Soldaten haben ihre Ansichten zu Mord.«
    »Aber …«
    Vesna hob die Hand und Isak ließ den Satz ungesagt verklingen.
    »Ihr beide steht euch nah. Sie vergisst – so wie ich –, dass du ein Weißauge bist. Es ist schwer, sich daran zu erinnern, dass du anders bist, und auch schwer, dich nicht zu verurteilen. Lass ihr Zeit, wütend zu sein, danach werde ich mit ihr sprechen. Sie wird sich daran erinnern, dass sie dich liebt.«
    »Mich liebt?« Diese Bemerkung überraschte Isak, aber Vesna kicherte nur.
    »Natürlich, mein Lord, aber nur wie einen Bruder. Ich vermute, dass du sie wie eine Schwester liebst, du hast das Gefühl nur nie gut genug kennengelernt, um es zu benennen. Natürlich hoffe ich …« Nun war es an Vesna, sich zu winden, da er erkannte, dass er auch gefährlich falsch liegen könnte. Zu seiner großen Erleichterung hatte er aber recht.
    »Keine Sorge«, sagte Isak. »Ich habe euch beide zusammen
gesehen. Ich bin sogar erleichtert. Eine Sorge weniger in meinem Leben.«
    »Eine Sorge weniger?« Vesna konnte seine Neugier nicht verhehlen, aber Isak lächelte nur und hob tadelnd den Finger.
    »Nun vergisst du wieder, dass ich ein Weißauge bin. Denk darüber nach, mein treuer Gefolgsmann: In weniger als einem Jahr hat sich mein Leben vollständig gewandelt. Nur die Götter wissen, wie viele Leute tatsächlich planen, mich zu töten, ganz zu schweigen von denen, die es nur gerne täten . Nicht einmal der mächtigste Magier könnte behaupten, die Gaben, die ich bekam, vollständig zu begreifen. Ich habe in der letzten Nacht einen Mann aus einem Grund getötet, den ich nur undeutlich verstehe, und dies alles, ohne dass ich überhaupt tatsächliche Beweise gesehen hätte. Der Versuch, meine Gefühle oder die Tilas zu verstehen, würde nur …«
    Vesna begriff offenbar, darum brachte Isak den Satz gar nicht erst zu Ende.
    »Aber du bist nicht enttäuscht, dass …« Vesna blickte zum Himmel und überlegte, wie er es sagen sollte, damit es nicht herablassend klang.
    »Vielleicht ein wenig, aber wie soll ich etwas vermissen, das ich nie besaß? Ich glaube, Weißaugen sind nicht für die Reue gemacht. Aber genug davon. Wie gehen die Vorbereitungen für unseren kleinen Ausflug nach Narkang voran?«
    »Recht gut, allerdings bleibt dem Boten natürlich keine Zeit, König Emin auch nur zu erreichen. Wir werden noch in dieser Woche aufbrechen, denke ich. Heute Morgen sind zwei Pferde aus Siul hier eingetroffen, schöne Tiere, das hat zumindest der Stallmeister gesagt … die besten, die er seit Jahren gesehen hat, so behauptet er. Wir werden sie uns ansehen, sobald wir hier fertig sind. Ich habe die Eskorte zusammengestellt, Tilas Anstandsdame hat ihre Forderungen vorgelegt …«

    »Anstandsdame?«
    Vesna lachte. »Aberja. Du vergisst, dass Tilas Vater in der Stadt ein wichtiger Mann ist. Und jetzt reist sie in Begleitung von Soldaten in einen fremden Teil des Landes … Nun, ihre Mutter ist davon gar nicht begeistert, aber ich habe der Dame Introl erklärt, dass es dein ausdrücklicher Befehl war. Ich glaube, es hat sie etwas besänftigt, als sie erfuhr,

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