Sturmkaempfer
leises Räuspern des Schmiedes holte Isak wieder in die Wirklichkeit zurück. Mit einer langen Stahlzange holte er den glühenden Barren aus dem Feuer und hielt ihn vor sich. Er blickte tief in das helle Gleißen und seine Augen tränten von der Hitze. Als das Bild verschwand, erkannte er die vorbestimmte Gestalt der Waffe: ein schlanker, gebogener Säbel mit eingeprägten und mit Gold ausgeschlagenen Symbolen, die er nicht kannte. Den abgerundeten Korb würde ein gravierter Adlerkopf schmücken. Der dunkle Stahl würde sich von Carels cremefarbenem Handschuh abheben.
Mit einem Seufzen nickte Isak vor sich hin und legte das Metall auf den abgenutzten Amboss. Die ersten Schläge kamen zögernd, aber er fand seinen Rhythmus bald. Der Schmied stand dort und sah den fliegenden Funken nach, vom feinen Klingen des Hammers gefangen. Erst als Isak innehielt, um das Metall wieder ins Feuer zu halten, erkannte der Schmied, dass er über diesem Rhythmus die Augen geschlossen hatte. Der Schmied konnte sich nicht losreißen, obwohl seine Blase drückte. Als er
dann doch ging, vom Zuschauen erschöpft, war es bereits tiefste Nacht. Isak bemerkte nicht, dass er sich entfernte.
Nach dem Abendessen nahm Carel auf einem Stuhl in der Schmiede Platz und rauchte seine Pfeife, während Isak arbeitete. Um die Näherin hatte man sich bereits gekümmert. Sie war empört davongestürmt, als Isak sich weigerte, die Arbeit zu unterbrechen, damit für seine Uniform Maß genommen werden konnte. Carel störte den Jungen zwar nicht, aber Isak bemerkte doch seine Anwesenheit. So nah bei der Esse war es beinahe unerträglich heiß. Carel sah, dass Isaks schweißbedeckte Lippen aufgesprungen waren, aber er wusste, dass er kein Wasser annehmen würde. Als das Schwert wieder ins Feuer gesteckt worden war, bot Carel Isak seine Pfeife an, der vor sich hinschmunzelte und sie annahm. Er zog einige Male daran, dann holte er das Schwert wieder hervor und hämmerte weiter. Während er dies tat, blies er den Pfeifenrauch auf die glühende Oberfläche und schlug erneut zu, bis der Tabak aufgebraucht war.
Carel hatte sich bereits halb erhoben, um sich die Pfeife zurückzuholen, da schob Isak sie unter das abkühlende Metall und schlug den Hammer darauf. Der gebrannte Ton zersprang und Stücke flogen durch den ganzen Raum. Carel öffnete den Mund, um zu protestieren, schloss ihn dann aber wieder. Isak hatte gewiss einen Grund, dies zu tun, ebenso wie es sicher einen Sinn ergab, dass der Junge immer wieder auf Carel wies, als wolle er den Geruch des Schwertes zu ihm hinüberwedeln.
Carel ließ den Krann mit seiner Arbeit allein und trat in die kalte Nachtluft hinaus. Er trug ein dickes Fell um die Schultern und setzte sich auf eine grob gezimmerte Bank an der Wand. Von hier aus hatte er einen guten Blick auf den verwaisten Übungsplatz, der frostglänzend im Mondlicht lag.
Mihns Blick glitt über den Veteranen, dann kehrte er wieder zu seinen eigenen Gedanken zurück. Der Fremde hatte seinen Posten bei der Tür der Schmiede nur verlassen, um sich bei einsetzendem Nachtfrost ein Fell zu holen. Eine Wolke verdeckte über ihnen das Dreiviertel-Gesicht Alterrs und Carel suchte in seinen Taschen nach seinem Tabakbeutel, in dem sich auch die zerkratzte Holzpfeife befand, die ihn noch auf jedem Feldzug seines Lebens begleitet hatte. Er stopfte und entzündete sie, dann bot er Mihn den Beutel an.
»Kommt und setzt Euch, Mann«, sagte er und klopfte auf die Bank. »Isak braucht zu dieser Nachtzeit keine Wache.«
Mihn blickte Carel und das Angebotene misstrauisch an und schüttelte den Kopf in Richtung Beutel, verließ aber seinen Posten und kam die wenigen Meter zur Bank herüber. Nicht einmal auf dem vereisten Gras machte er ein Geräusch, als er ging. Carel war ein Geist. Er hatte mit den größten und besten Farlan gedient, Männern, bei denen sich Können und Geschicklichkeit zu den tödlichsten Fähigkeiten verbanden. Mihn war kleiner als jeder andere Soldat hier und auch schlank, aber dem geübten Auge fiel er dennoch auf. Der Mann erinnerte Carel an den schwarzen Panther, den er in Herzog Vrerrs Tierschau in Tor Milist gesehen hatte. Das Tier hatte Carel hypnotisiert. Es bewegte sich mit beinahe übernatürlicher Eleganz. Ein betrunkener Soldat war dem Käfig zu nah gekommen und binnen eines Wimpernschlags hatte sich die Haltung des Panthers von Faulheit zu tödlicher Absicht gewandelt.
»Habt Ihr ihn beobachtet?«, fragte Mihn plötzlich und riss Carel
Weitere Kostenlose Bücher